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i I i n ' . KAIUTEL. DAS WELTBILD ZUR ZEIT DES COLUMBUS.
Unter der Voraussetzniig, dass Cnba das Festland wäre, wollte
er auch in allen den übrigen topographischen Einzelheiten die
sichersten Anzeichen eines solchen erkennen; er richtete daraufhin auch
später seuie Entdeckungsfahrten eüi und legte den ()rtlichkeiten denientsprechende
Namen bei. So hielt er das östliche Vorgebirge Cuba's
für den östlichsten Punkt des Asiatischen Kontinentes imd gab ihm
den bedeutmigsvollen Namen Alpha luid Omega, Anfang und Ende,
weil sich hier die Begrill'e von Osten und Westen, von Sonnen-Aufimd
Sonnen-Untergang änderten, je nachdem der Reisende von Westen
her zu Lande oder von Osten her zur See diese Stelle erreichte.')
Dass er bei seinen Zeitgenossen mit der Kontinental-Frage vielfach
Anklang gefunden zu haben scheint, zeigt sich bei seüiem
Freunde Petrus Martyr, der Anfangs höchst ungläubig die Aussagen
des »LigTiren« huuiimmt, später aber sich mehr luid mehr zu ihm
bekehrt, wenn er auch aus Vorsicht manche Frage als noch
luientschieden betrachtet.') So sagt er über Cuba; »Nicht fehlt es
an Solchen, welche zu behaupten wagen, dass sie Cuba umfahren
hätten! Ob dem so ist, oder ob mau nur aus Neid über eine so
bedeutende Entdeckung gegen jenen Blanii (Colnmbus) vorgeht, kann
Cohunbus halte diesem Vorgebirge auf seiner ersten Reise noch keinen besonderen
Namen beigelegt, da er es überdies nur ans der Entlernung s ah; (vgl. Navai'rete 1, 78 zum
5. Dezember: vido hipgo un caho muy hermoso y alto à la dicha derrota, y distaba desotro siete
léguas). Falsch ist , d-iss er (nach Historie, ca]). 30, S. 63 a) den Namen Alpha bereits auf
seiner ersten Reise erteilt hätte (giunse all' oriental punta di Ouha, alla qual fu posto nonie
Alfa). Er nannte es so erst am 4. Dezember 1493. Pe t rus Vlartvr e rwähnt es in den
Dekaden dreimal. 1. Dec., 3. caj). (Ilakluyt), S. 28: vocavit eins irtitium Alpiha ui, eo quod ibi
finem esse nostri Orientis, cum in ea .sol occidat: Occidentis autem, cum oriatur, arbitretur. Constat
enim esse ab Occidente principium Indiae ultra Gangem : ab Oriente vero, terminum ipsius ultimum.
Neque enim absonum penitus est, (pium Gangetidis Indiae terminas indiscretos Cosmographi reliepierint.
— Doch wiu'de s]>äterbin der Name Alpha et Omega nicht beibehalten ; Juan de la
Cosa nennt auf seiner Ka r t e das Kaj): Bunta de Cuba, auf anderen Karten heisst es Punta
de ]\Iayci. Jlaysi heisst es noch heute ; vgl. über letztere Benennung K o h l , die beiden
ältesten Gene ra l - lva r t en von Ame r ika, We ima r 1860, S. 89.
\'gl. hierzu den bereits citirten Brief vom 1. Oktober 1493 an den Erzbisehof von
Braga, wo es heisst, dass ein gewisser Columbus bis zu dem westliehen Gestade vorgedrungen
sei, welches er für die Indische Küste halte. »Ich will dies nicht ganz imd gar
in Abrede stellen, allein die Grösse des Umkreises der Erde seheint zu einer anderen .Annahme
führen zu müssen; doch giebt es Leut e , welche meinen, dass die Ent f e rnung zwischen
der spanischen Seeküste und dem Gestade Indiens nu r gering sei.« A'gl. ferner Op. epistoh,
No. 130, S. 72; No. 133, S. 73; No. 134, S. 74. — Einen Monat später nennt er Columhus
zum ersten Mal den Archithalassus maris Indici; (Op. epistoL, No. 138, S. 68, nicht erst in
dem Briefe an Pomponius Laetus vom 28. Dezember, No, 152, S. 84, wie Schiunacher a. a. 0.
S. 112 irrtümlich meint). Er neigt nunmehr vollständig der Ansicht des Columbus zu; denn
die psittaci imle asportati, atque alia rnulta vel propinquitate vél natura solum Indicum has
insulas sapere indicant.
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ZII'ANfiU, CIVAO, On i lR. •273
ich nicht entscheiden; aber die Zeit wird es lehren, wo der wahre
Richter darüber entscheidet.«')
Cuba, welches Columbus Anfiings mit apodiktischer IScstimmtheit
für Zipangn erklärt hatte, sollte also ein Teil des Asiatischen Kontinentes
sein. Wo blieb dann aber Zipangu? Li den Historie lesen
wir, dass der Admiral Haïti, welches damals ZipangTi genannt wurde
(Spagmiola detta allora Cipango), aufgefunden haben würde, hätte er
den Kurs etwas südhcher gehalten.') Li dieser Gleichsetzung von
Llaïti mit Zipangu leuchtet eine jener kosmographisehen Spekulationen
des Cohimbus wieder durch. Seitdem er die Identitikation mit Cuba
(am 30. Oktober) endgültig aufgegeben hatte, suchte er nach einer
anderen Lisel. Li Haïti glaubte er das vermeintliche Goldland Zipangu
endlich gefunden zu haben; denn ein Häuptling erzählte ihm, dass
hl Zipangu, »welches die Eingeborenen Civao nennen«, reichlich
Gold zu finden sei.') Diese Namensgieichlieit wa r für ihn völlig
genügend, um weitgehende Hypothesen darauf zu gründen. Nachdem
schon Hojeda im Jtumar 1494 einen Abstecher nach der Goldlandschaft
Civao gemacht hatte und die Angaben von dem Goldreichtum
nur bestätigen konnte, machte sich Aiifiing Februar auch
Columhus auf den We g dorthin und zog trimnphirend mit klhigendem
Spiel durch die Dorfschaften von Civao, »dem Salomonischen Ophir«.
Zipangu, Civao, Ophir, alle drei galten ihm als ein luid dasselbe.
Li jenem Brief von 1498, welchen er auf sehier dritten Entdeckungsreise
an die Spanischen Könige schrieb, spricht er von
»Salomo, welcher von Jerusalem aus bis an das Ende des Ostens
schickte, um den Berg Sapora'') zu erforschen, an welchem seine
Petrus jNIartyr, Dec. I, cap. 6, S. 66. Es ist auffallend, dass Ma r tyr hier auf eine
Umsegelung Cuba's anspielt, die n.achweisbar erst im J a h r 1508 durch Sebastian de Oeam])0
ausgeführt win-de (vgl. He r r e r a Dee. 1, lib. VH, cap. 1). .Vlartyr aber hatte seine erste
Dekade bereits im J ahr e 1501 vollendet. Aus der Art des Ausdrucks (dass Einige die gegenteilige
.Ansicht zu b e h a u p t e n w a g e n ) müssen wi r scldiessen, dass Slartyr vollkommen von
der Meinung des Admirals hinsichtlich Cuba's überzeugt war. Anders urteilt Schumacher,
a. a. 0 . S. 42.
Historie, cap. 2 0 , S. 4 8 b .
3) Navarrete I, 114, Tagebuch zum 26. De z embe r : en Cipango, d que ellos llamahan
Civao. — Civao ist nur eine Provinz von Ha'iti; letzteres hatte Columhus Espaüola getauft
(Navarrete I, 84, zum 9. Dezember) , in der Sprache der Eingeborenen hiess es Bohio. —
N.ach Historie (cap. 5 2 , S. 108.a) hiesse Ciboa (Civao) in der Indianersprache die -Felsige-,
Sassosa.
Der Name Ophir ist von den siebzig Dolmetschern zu Sopara, Sophara, Supheira
entstellt worden. A'gl. hierzu Humboldt , krit. Unters. I, 77 und 317. Fe rne r den gehaltvollen
Artikel in Herzog's Re a l -Encyklopädie f protest. Theologie s. v. Ophir.
K r e t s c l i m e r , Ent de ckung Amerika's, 35
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