
m . KAL'LTKL. DIE KENNTNIS VOM ATLANT. OCEAN VOR COLUMBUS.
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denn die Westindischen Inseln «lu'den meist als Mas de los Caribes
oder Canibales bezeichnet. Erst dnrcli den Atlas des Cornelins Wytlliet
und Ortelius kam der alte Name wieiler in Aufnahme, und er hat
sich seitdem auf unseren Karten erhalten.
Neben der Insel Antillia fmden wir auf einigen Karten noch
eine zweite Insel verzeiclinet, welche in ihrer länglich gestreckten,
viereckigen Gestalt, wie auch in ihrer Grö,sse, mit Antillia viel
Ähnlichkeit zeigt, Sie liegt stets nördlich zu dieser, so dass beide
nnt ihren Längs-/Vxen in aimähernd meridionaler Kichtiing verlaufen,
Icli habe diese Insel bei eilTigsten Nachforschungen nur auf s e c h s
Ktirteu augetrolien, wo sie unter v i e r verschiedenen Namen erscheint:
Ysla de la Man Satanaxio, Sarastagio, Saluaga und Salirosa. Auf
der vorher erwähnten AVeimarer Karte von 1424 ist sie, ebenso
Avie Antillia, ohne Namen verzeichnet. Als Man Satanaxio tritt sie uns
erst auf der Schilferkarte des An d r e a s Bi a n c o entgegen, AVO jedoch
nur der südöstliche Zipfel noch zu sehen ist, Li ihrer A'ollständigkeit
hat sie derselbe Kartograph aber in seiner AVeltkarte dargestellt.
Auf der Kompa.ss-Karte des Be c c a r i o A-OII 1435 in Parma ist der
Name — besonders die Buchstaben in der Mitte — bereits stark
vei-Avischt, so dass die Lesarten stark Aariiren; man hat meist
Sarastagio gelesen, nnd auch ich gebe dieser Lesung — gegenüber
der anderen Satanagio — nach nochmaliger Prüfung des Originals
unbedingt den A'orzug, Sodann ist sie noch auf dem Bologneser
B e n i n c a s a (Atlas, Tafel IV, No, 1) vertreten, wo sie Sab/aga
genannt Avird und, ebenso Avie die Insel Antillia, mit einigen Ortsnamen
versehen ist: D?^c//al, Imada, Aralias, nom (•)) und Consilla. —
Endlich fand ich sie — leider A\ieder ohne Namen — noch auf der
(oben S. 204) genannten Ma l l o r c a n i s c h e n Ka r t e von 1487 im
Elorenthier Archiv und auf dem bekannten Globus von Laon unter
dem Namen Salirosa vor.
AVir sind über diese Insel noch ungleich mangelhafter unterrichtet.
da uns auch die litterarischen Quellen über sie fehlen; nur aus
dem Namen köimen Avir einige Schlüsse ziehen. Die Bezeichnung:
la Man Satanaxio, Avelche Avir nur bei Bianco finden, hat man
Legende: hta insula aliquando a Lusitani.s est inventa, sed quando, ignorahir. inventae sunt in
illa genteji Hispaniee loquentes qm tempore Regis Roderici Grdhorum ultimi a harlaris fugatae lue
appulisse creduntur. habent hic I arehiepiseopus eum 6 aliis episcopis et quilibet illorum suam
habet propriam civitatem, quare a multis insulae VII eivitatum dicitur. populus christianissime
vivit omnibus divitiis seculi huius plenus.
DIE INSEL LA MAN SATANAXIO, 211
richtig durch »Satanshand« übersetzt. Andere haben sie mit einer
(später noch zu besprechenden) nördlichei- liegenden Insel Deman
(= Dämonen-Insel) zusammenstellen Avollen; auch Ei.scher ist der
Meinung, dass iu der ?/sla de la man Satanaxio nnr zwei Namen
A'ereiiiigt sind: Satanaxio und Deman, dass .sie also pleonastisch
durch Satans- und Dämonen-Insel zu übersetzen sei und somit an die
Brandan's-Sage anzuknüpfen scheint.') Hiergegen i.st zunächst einzuAvenden,
dass iliese Bedeutung dem italienischen Kartographen
jedenfalls nicht geläufig Avar; deim er schreibt bezeichuenderAveise
nicht: ysla deman, sondern Aiehiiehr: ysla de la man, setzt also A'or
man den Geniti\'- Artikel und fasst es als selbständiges AA^ort auf
Abgesehen davon, hegt auch die Insel Deman auf den Karten durchgehends
an einer anderen Stelle, etwa in der Breite der iiordfranzösischen
Küste, und ist ausserdem auf der Karte des Benincasa
zusammen mit Satanaxio A'erzeichnet, Avie auch mit der Insel Tanmar,
Avelche Fischer übrigens auch mit Deman identilizirt. Freilich muss
zugegeben AA'crden, dass AAnederholungen eines und desselben Objektes
auf mittelalterlichen Karten nichts Seltenes ist, und gerade A'erschreibungen
nnd Entstellungen der Namen, die sich A'OU Karte zu
Karte forterbten, mehrtach beobachtet Averdeii; daher ist Fischers
Vorschlag nicht unbedingt A OII der Hand zu Aveisen, Avie sich ja auch
über solche Fragen niemals apodiktische Entscheidnngen lallen la.ssen.-)
Noch rätselhafter ist jedoch der Name auf der Karte Beccario's,
wo sich mit Sicherheit nur noch Sar . . . agio herauslesen lässt,
Avas aus den Resten der scliAver erkennbaren ?Iittelbuchstaben wahrscheinlich
zu Sarastagio zu ergänzen ist. Andere dagegen haben
im Anschluss an Satanaxio auf Satanagio gescldosssen,") doch ei'Aveist
sich diese Lesart bei einem Vergleich mit dem Original als unhaltbar.
') Fi s c h e r , Saminlg., S. 20. Au d i Ma l t ebrun übr igens iiat sie als Dâmonen - Insel
gedeutet, we n n er iliren Name n Sfiiiter übe r t r agen sein lässt auf die isla de los demonios
auf d e r Ka r t e Wy d l i e t ' s , d e r so einen Teil von Ne u f u n d l a n d nennt .
-) Noch möge hier eine Er k l ä r u n g Forni a l eoni ' s Platz f i n d e n , we l c h e r auf die .Sage
der Sa t a n s h a n d Be zug nimmt . In d e r Roma n z e „11 iiellegrinaggio de' t re Giovanni des
Cristoforo .ArnienO" heisst es vom Wu n d e r l a n d e I n d i e n , das s d o r t täglich aus de r Ti e f e des
Meeres die Ha nd eines r i e s enha f t en Dämonen he rvor t a i i ehe , de r die Bewo h n e r e rgr e i f e u n d
mit sich in die Ti e f e reisse. Fo rma l e o n i (S. 48 f.) will in de r "iiian S a t a n a x i o . eine Anspielung
auf diese Sage e r k e n n e n .
IMan ha t diese F o rm Satamgio auch in Atanagio = St . Athana s ius a u f l ö s e n
wollen, nach we l chem die Insel g e n a n n t sein sollte, weil in dama l ige r Zeit me h r f a ch neuentdeckte
I n s e l n , A'orgebirge u, s, w. nach dem Ka l e n d e r -He i l i g e n b e n a n n t zu we r d e n
pflegten. De r Ta g des heiligen Athana s ius ist de r 2. Ma i ; d 'Av e z a c , lies d'.Afriipie,
Paris 1848, S. 29.
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