
l i ) 6 III. KAPITEL. DIE KENNTNIS VOM ATLANT. OCEAN VOR COLUMIiUS.
heinintlicheii Boden vei-la.ssen nnd mit ilirem llnl. nnd Gnt anf
oiiic lerne Insel im ücean .siel, gelliichtet hätten; dort gründete
jeder von ihnen eine Stadt, wesliall, jene Insel als die Insel der
Sieben Städte (Seite città) viellach bezeichnet wird.') Anch die
apokryphe Lebensbeschreibnng des Cohnnbns ninnnt liieranf Bezug nnd
erzahlt in ganz derselben Weise den Anszug der sieben Bisdiöfe
Avelche mit v ielem Volk nach der Insel Antillia zn .lanermlem Aufenthalt
übersiedelten und hinter sich die Schilfe verbraimten.') Hiernach
zu urteilen, mus.ste die Aimahme vmi der Existenz einer Insel dieses
Namens bis m das achte Jahrhundert zmfickreichen. Man hat mit
Kecht Jnergegeu eingewendet, dass die Lokalisirang jener Yolks-Sao-e
aul Aiitdha erst später erfolgt zu sein .schehit, wenn auch die Sage
selbst, der vermutlich sogar ein historisches Moment zu Grunde liefen
mag, ein weit höheres Alter beansprucht. Auch tritt die Liscl \utdha
nicht immer in Verbindung mit der Insel der Sieben Städte auf
mit welcher sie fredich späterhin vollständig indentilizirt wurde Der
Brief, welchen Toscanclli im Jahr 1474 an den Kanonikus Marthiez
schrieb und von dem auch Colnmbus eine Kopie erhielt, erwähnt
gieichlalls Antilha. In der italienischen Übersetzung der Historie von
L lloa, wo sich dieser Brief vollständig vorfindet, heisst es: Isola di
Antdia, che voi chiamate di Setle città, della qnale hanete noticia. Erst
neuerdings, .vo wir durch Harrissc in den Besitz des lateinischen
Originaltextes jenes Schreiliens gelangt snul, hat es .sich herausgestellt
dass der Zusatz von den Sette città nur ein willkürliches Ein.schiebsel
von l l l oa sell)st sein kann.')
') .^nf dem Beh.-,im'.,cho„ ülobu.,, wo diese Toset „nKefiiI,,. 20 Lii„geogr,-,de wesdiel,
von Lissabon nngesel .t isf, i.eisst es: „Als man Zeit nacl, Christi g e j n n t 7-13 ,loe als ganz
Iispan.a, von den Heiden ans Affi-iea gevvonen wo,-dt, do wo,-dt bewont di obgesel„.i:ben
lnsula ant,ka ge,u.n, Septe cUade von einem E,.zbisehofr von Po,-,o Po,-tigaJ, ,nit seehs .andern
B , s e h o i l e n , „ m l ande,-n erislen ,nan vnd f,-awen dj zn sehiff von Ilispania dar gellohen
kom„,e„ ,n,t I,-e,n v,el, h.ab nnd gnt. anno MI 4 ist ein Sehiff ans Ilispania vngefert dabei
gewest an, negs t en. . ' "
' ) Hislo,-ie del S. 1). Fe,-n. Colombo, t,-adotle dal Alfonso Ulloa. \-enedig 1571 e 9
S. Ib: Ant,a ...ta quak hau per eosa eerta che sia Vlsola ,teile Seite città, pcpolata da
Fortoeßeu ne ternpo, che al Ke Don Koelerico la Spagna f u tolta da' Mari, cioè / W 7« dal
nascmen o d, Christo. Nel qual tempo dicono che s'imharcarono sette vescoui, e con la Im- gente
e ,u.,agb andarono a questa Isola, doue ciascun di loro fahrich una città; e, accioche i J i „on
pensassero p,u al ritorno di Spagna, abrnciarono i nauigli, e tutte le sarte, e le altre cose al
„autgar necessarie - Behain, ve.-legt dies E,-eignis in das ,Iah,- 734, die Histo,.ie in das
Jabr , 1 4 ; es soll wohl heissen 711, da nor j en e g,-„s,se .Sehlaeht bei Xe,-es in der Ebene
des Gnad.ahi,^^,v,r b,er gen,eint sein kann. Vgl. aneh .Vsehbaeh, Cieseh. der We.sigolhen
I-,-ankf„,-t 1S27. S. 319; Lemb k e , Geseh. von Spanien I, 262 f.
») Histo,-ie, c. S, S. 18a. Xael, Ha,-ri,,.se, (.Additions znr Bibl. Americ. vet., S. XVIH)
ANTILLIA AUF DER KARTE DES PIZIC.ANO. 19
Aber der Name der Insel Antilha lässt sich doch iiiinierhiii bis in's
XIV. Jahrhundert zurückverfolgen, -wo wir ihn zum ersten î\Ial auf der
Karte des F r a i i c i s c u s P i z i g a n o vom Jahre 1367 lesen.') Die .stark
verderlite Legende ist mehrfach angezweifelt worden. Zuerst liat auf
sie Buaehe aufiiicrksam gemacht und sich auf Grund einer Kopie an
die schwer lesbare Inschrift gewagt.''') Die Lisel ist auf dieser Karte
nicht eingezeichnet, aber am Unken Rande derselben heisst es: llae
sunt statuae quae stant ante ripas Atulliae (Antilliae), quarum quae in fundo
ad securandos homines navigantes, quare est fusum ad ista maria quousque
possinl navigare; et foras porrecta statua est mare sorde quo non possunt
intrare nautae . . . . Links neben der Inschrift sind in einem kreisförmigen
Medaillon zwei bis ;iii die Knie im Wasser stehende Personen
dargestellt, für die noch keuie genügende Deutung gefunden
ist.') Uber demselben ist eine Eigur in der Mönchskutte, welche in
erhobener Rechten mit warnender Gebärde ein Fahnentuch schwenkt.'')
Gegen das fragliche A\'ort Atulliae avurde schon von Zurla Eiirsprucli
erhoben, dem sich Humboldt anschloss.') Eine eingehende Prüfung
des Originals überzeugte mich aber, dass nichts gegen die Lesung
Atulliae einzuwenden ist, welche übrigens besser Antulliae lauten muss,
da das fehlende n hi der Ablireviatur durch einen einfachen Balkenstrich
über dem a dargestellt zu werden ptlegt. Auch Theob. Fischer
hat die Deutung Antillia auf dieser Karte für richtig bestehen lassen.")
heisst es viebnehr nn,-: insula antdia vobis nota. — Anl' Grnnd von Navari-ete (t. I I , 3) hat
übrigens aneh schon H, „nboldt die Stelle l'i,,- eine Interpolation e,'klä,-t.
') Sie befindet sich gegenwä,-tig in der Biblioteca Xazio„.ale zu Pa,-,na (No. 1612).
Das Datnn, 1367 ist gesiehe,-!; dagegen ist die Beisehril't, welche den \'ert'asser (oder d i e
'\'e,-fasscr!') nennt , schwe,- zn entzilVern. Mehr e r e Lesarten sind vorgesehlagen. Desimoni
liest: Hoc opus compoxuid Franciscus Pizigano veneciarum quondam Dominicas (Dominici) et
marcus (Marci) Picigano in Veneria me fecit a die XU decembri. Naeh persönlicher Einsichtnab,
ne in die Ka r t e kann ieh mu- Folgendes als de,,(lieh lesbar bezeichnen: MCCCLXVII
hoc opus compo.xuid Franciscus Picigano veneciarum q domnu s: ^ picigano In Veneria
meffecit XII b \'gl. Lelewel. Gcog,-. du moyen âge I I , 35; D e s i m o n i .
Intorno ai eartografi italiani e ai loro !avo,-i inanosc-ilti speeiabnente nautici (Atti dell'
Accadcuia Pontifieia de' nuovi Lineei, t. X X X . Kon,a 1877, jt. 262 — 270) — Ein gutes
Faesi,nile der Kar t e bei Jo,na rd , i lnnu,nent s de la Geog,-aphie. No. 10.
B u a e h e , Recherches snr l'ile .-VntiUia et sur r époi [ „ e de la découverte de r . \ , n é r i q u e ,
in den ]Mé,noires de l'Inst. des seiene. lettr. a r t s . Pa,-is 1806, t. X\ ' ] . 1—2 9 .
Die de,n Felsen (Lande) zunächst stehende Person bietet, wie ich es auffasse,
einen, den, Meer entsteigenden scbilVbrüebigeu Seefahi-er die Hand.
Verinntlieh der heilige Nicolaus, in der cln-istlichen Legende der Schntzpati-on
der Schiffer und Besänftiger der Srii,-„,e.
Z u r l a . Di Marco Polo e degli alt,-i viaggiatori veneziani pii, ill„st,-i. \ ' enedig 1818.
I I . 324; l l iunboldt , Krit. Entei-s. I . 413.
F i s e h e r , SammInng ,nittelalterlicher "Welt- und See-Ka, - ten, S. 19. Dagegen ist