
13(1 II. K.WITEL. WELTI i l lD DES 3IirTEL.\LTERS.
DIE ELEMENTEN - LEHHE. 137
Anderes sein küime, als das Anierikanisclie Fe.stland, welches an
Ca-össe den drei übrigen Kontinenten zusainmengcnoinmen gieiclikoniine.
Es war nicht schwer, diese l.ühne Ilyiiotlnvse des däiiischen
t;elehrt<-n zu widerlegen. Bereits Joinard hat sie zurückgewiesen
und die richtige, einzig zulässige Erklärung gegeben; denn üi jenem
»südiichcn Wohnort« erkennen wir den alter Orbis der alten und
mittelalterlichen Kartographen wieder, und in dem schrägen Teihingsstreifen.
welcher so auflallig den Weltkreis in zwei gesonderte Hälft^m
zerlegt, dürfen wir nichts Anderes als den Tierkreis verimiten.
V. Die Gegner der Antipoden-Lehre.
) atte auch ilie Alehrzahl der mittelalterlichen Kosmographen,
^deu Lelirmeiimngen der Alten folgend, die Annalmie von
rder Existenz nocIi anderer Erdteile aufrecht erhalten, so
bildete sich daneben auch die gegenteilige .-Vn.sicht heraus,
welche vorzüglich unter den Leuten orthodoxen Glaubens ihre A'ertreter
zählte, schliesshch aber aucli in weiteren Kreisen Phuz grilf
Wir lialien oben bereits angedeutet, wie energisch die Kirclie gegen
die Anliänger der Antipoden-Lehre vorging und sie mit Feuer und
Schwert auszurotten suchte. Die Thatsaclie, dass die Bibel an
keiner Stelle ilirer Erwähnung thue, galt als der schwerwiegendste
(irund dagegen, ganz abge.sehen davon, dass der Gedanke einer
emigen. über die ganze Erde verbreiteten, allgemeinen christlichen
Kirche nicht hätte bestehen können, falls noch Mensclien auf anderen,
lür uns unerreichbaren Erdteilen lebten, die unter solchen Yerhäitiiissen
in keiner Weise der christlichen Ollenbarung hätten teilhaftig
werden können. Männer wie Lactanz, Kosmas, Angustüi, Procop"
Isidor u. a. wiesen die Antipoden-Lehre daher mit melir oder weniger
lieftigen Worten zurück und stellten sie als eine Spekulation der
tielehrten hin, die erfahrungsmässig noch keuie Bestätigung gefiinden
halle. So wurde die gegenteilige Meinung zum Dogma erhoben: Es
g i e b t n u r di e s e e ine , v o n u n s b ewo h n t e Er d e . — Hiermit hatte
das A\'ehbild eine erhebliche Einschränkung erfahren, und allen jenen
hypothetischen Termutungen trans-oceanischer Länderräume, die im
Weiteren den Ciedanken ehier Finscliilfiuig der Erdkugel nahelegten,
war mit einem Schlage der Boden entzogen. Denn neben einer mässig
grossen Erdinsel lullte im l'brigen der weite, unerniessliche Ocean die
Kugelllächc aus.
Es hat aber nicht an Solchen gctehlt, die nicht ni frommer Einfalt
und be.sehränkter Buchstabengläubigkeit diese Ansicht verfochten,
sondern ernstlich damit umgingen, ihr eine wissenschaftliche Gestalt
zn geben, und deshall) nach theoretischen Beweismomenten L'mschau
hielteii, weil sie auf empirischem Wege ebenso wenig zum Ziel
gelangten, wie ihre Gegner. Es war, wie wir mehrfach hervorgehoben
haben, der mittelalterhchen Wissenschaft eigentümlich, da.ss sie ihre
Thätigkeit nicht auf die Forschung, sondern auf den Beweis richtete;
nachdem die prinzipiellen Fragen einmal entschieden waren, suchte
man aus ihnen alle weiteren Fragen mit spitzfindiger, scholastischer
Dialektik zu erklären. — Die ari.stoteUsche Elementenlehre hatte eine
ungemein gro.sse Terbreitiing erfahren: die leicht übersehbare, systematisch
durchgeführte Anordnung der vier Elemente .sagte hi ihrer
Einfachheit dem mittelalterlichen Ge.schmack besonders zu, und die
planvolle, gesetzmässig geordnete Gliederung im Weltbau erwies sich
somit unmittelliar als das vollkomiuene .Schöpfungswerk Gottes. Alle
Teile des Welt-Ganzen, ziuiächst also der
vier einfachen Körper: Erde, Wasser, Luft
und Feuer, wurden im Verhältnis ihrer
Schwere zu einem gemeinsamen Punkt,
dem Welt-Alittelpimkt, in Beziehung gesetzt.
Da nun die Erde, als der schwerste
Körper, den untersten oder viehnehr
innersten Ort einnimmt, ihr Centrum also
zugleich auch das Weltcentrum ist, so werden
sich die übrigen Elemente um und über
einander lagern. Denn jedes Teilehen,
welches sich ausserhalb des Erdcentrums befuidet, ist schwer, und
diese Schwere hält es in thätiger Bewegung, bis es zum Mittelpunkt
gelangt ist, wo es zur Ruhe kommt. So werden im ganzen Umkreis
des Centrums alle Teilchen von überall her zum Mittelpmikt gezogen,
und zwar derart, dass sie sich üi kompakter Masse zusammenordnen;
und indem em jedes bestrebt ist, dem Centrum näher zu kommen,
»nnlagern sie dieses. Jene Zusammenziehung der Teilchen muss notwendig
eine sphärische Form annehmen, weil bei keiner anderen
eiiLe so gleichmässige Anordmmg um das Centrum möglich ist.
K r e t s e i i ni e r . Eiitiicckiing .Oment a ' s . 18