
2 G 8 n ' . KAPITEL. D.AS WELTl i lLD ZUII ZEIT DES C0LU3IBUS.
wieilei'liolt er diese Vermutung. »Ich ghuibe, nach den Angaben
wekdie mir aUe Indianer dieser Insehi, und ebenso jene, die ich mit
mir führe, iiinchtcii, duss jenes die Ijisel Zipaiigu ist, "s^on der lunii so
wundeiliare Dinge erzühU. Auf den Globen, die icli sah, und auf
den Weltkarten (pintvras de mapanmndos) ist sie in jener Gegend.«')
Am 28. Oktober landete er endlich an der Küste des vermeintlichen
Zipangn, Iiis wohin die Scliiffe des Gross-khans gehen; denn die Insel
sei nur zehn Tagereisen vom Festland entfernt.-)
Aber von dieser Annahme kam er sehr bald wieder zurück, als
nänilich einer sehier Begleiter äusserte, dass nach der Ausdrucksweise
der Eingeborenen Cuba vielmehr eine S t a d t sein müsste, und dass
das Land, hi welchem es lag, eiu Ted des grossen Konthientes selbst
wäre, Avelcher sich weithin nach Norden erstreckte (tierra firme muy
gramle, que va muc/io ai Xorte); j a , ihm schien es auch, dass der
König des Landes mit dem Gross-Khan Krieg führe, Sie nennen
diesen Cami, sein Land und seine Stadt Faca.') AVährend er einige
Tage zuvor noch (21. Oktober), nach Cuba, Avelches ihm die Eingeborenen
a l s e ine I n s e l bezeichneten, zu segeln beaLsichtigtc, um
von dort aus nach dem Festland ülierzusetzen und sich unmittelbar
nach der Stadt Guinsay (Quinsay) zu liegebeii, AVO er dem Gross-Khan
die Briefe der Spanischen Majestäten einhändigen Avollte. erklärt er
nunmehr Cu b a s e l b s t f ü r e i n e n Te i l de s F e s t l a n d e s und vermutet
daher den Gro.ss-Khan in nächster Nälie, »oder in der Stadt
Catai, Avelche diesem inächtigcu Fürsten gehört, Avie mir vor meiner
Abreise von Spanien ge.sagt AX-iirde«.") Dieser Annahme bleilit er
nunmehr treu, und am 1. Novendier spricht er nochmals die Versicherung
aus, dass Cuba, das Festland sei, imd dass er sich vor
Zayto und Guinsay befinde, »hundert Léguas mehr oder Aveniger
von dem ehien oder dem anderen entfernt«.') Freilich bezeichnet er
Cuba in jenen Briefen, Avelche er auf der Rückfiihrt an Raphael
Sanchez, den Schatzmeister des Königs, und an Sant Angelo, im
Jahr 14!)3, schrieb, unter dem Namen Joanna zuerst als ehie Insel,
um in einem Atemzug fortzufahren, dass er das Ende dieser Insel
nicht habe finden können und sie A-iehnehr für einen Konthient, für
') Na v a r r e t e I, 3 8 , zum -23. Ok t o b e r ; e b e n d a zum 24. Ok t o b e r ; fei-ner I, 4 0 , zum
26. Oktobei-.
') Na v a r r e t e I, 41 f zum 28. Ok t o b e r :
diez dias.
Navai-i-etel, 4 4 , zum 30, Ok t o b e r ,
Na\-arrete a, a. 0,
Navarrete I, 4 6 , zum 1. No v emb e r .
de alli d tierra firtm liabia jornada de
CUBA, EIN TEIL DES FESTLANDES. 2 f i 9
eine Provinz von Kathai, halte. Als er em Stück der Küste entlang
AvestAvärts gesegelt Avar, bog dieselbe plötzlich nach Norden; er A'erziehtete
zAvar auf die Weiterfahrt iu dieser Richtung,') aber er hatte
die Vorstellung geAVonnen, dass er den breiten Rumpf des Asiatischen
Festlandes bereits erreicht hätte.
Die zahlreichen Liselchen, welche er in der Nähe des vermeintlichen
Festlandes antraf, erkannte er als jene Liseln Avieder, die im
äussersten Osten (en fin dei Oriente) auf den Karten verzeichnet Avaren,
und die als besonders reich an EdeLsteuien und Spezereien geschddert
Avurden. »Weiter nach Siiden nehmen sie an Zahl zu und breiten
sich Aveiter aus.«') Er beruft sich hierbei ausdrücklich auf die
Karten, die ihrerseits sich vollständig an die Berichte Jlarco Polo's
anlehnen. Schon the Katalanische Karte A^OII 1375 meldet hierüber:
»foi Meer von Indien sind 7548 Inseln, von denen wir nicht alle wunderbaren
Dinge an Gold und Silber herzählen können.^ Ebenso lesen Avir
auf dem Globus Behahn's, bei Zipangn: vMarco Polo schreibt uns im
dritten Buch am 42. Capitel, dass warlich durch die Schiffleuth befunden
seien worden, dass in diesem Indianischen Meer Ilgen mer dann 12700 Inseln
die bewont sindt, und welichen sindt vll mit Edelgestain, Perlain, und mit
Göll Pergen Andere vol 12lei Spezerey und lounderlichem Volclch.»^)
In dem Vorhandensein dieser zahllosen IiiseLi sah er ehien
klaren BeAveis, dass die Küste Cuba's das I"estland selbst sein müsse.
Auch auf seiner ZAveiten Entdeckungsfahrt, auf Avelcher er an der
Südküste dieser Insel bis zur Isla de Phios entlang fuhr und in jenes
Labyrinth von Liseln und KoraUenriffeii geriet, tlein er den Namen
»Garten der Königin« beilegte, Avurde er ebenso an jene der Ostküste
Asiens vorgelagerten Inseln des Marco Polo gemahnt.*) Der Name
1) Brief an Saneliez bei Na v a i - r e t e l , 178: Nuncupavi . . . . aliam (insulam) Joannam
. . . . Quampridem in earn Insulam appulimus; juxta eius littus occidentem versus aliquantaium
Processi tamque eam magnam nullo reperto fine inveni, ut non insulam, sed Continentem Cathai
provinciam esse crediderim; denique videns quod lomje admodmn progressis nihil novi pmergebat,
et huius tnodi via nos ad septentrionem deferehat, ad austrum[ue erat in voto contendere.
Hierzu vgl. Alartyr Dec. 1, cap, 1, S. 4: ,Joannam , , , continentem arbitratus, quod neque terminus
neque termini ullius signum in insula, quantum oculis prospectus inserviebat, appareret.
Navari-ete I, .58, zum 14. Novemi i er .
') \ 'gl . oben S. 88. Polo spi-icht von 7459 ln.selu (nicht 7 5 4 8 ) ; hingegen sollen di e
12 700 Inseln im i\Ieer südlicb von Indien liegen u n d die La k k a d i v e n u n d INLalediveu be z e i chnen.
.Auch Peti-us Al ar tyr s chr e ibt in einem Briefe (an den Er zbi s chof von Br aga ) ü b e r
die Ergebni s s e de r ersten Reise des Cohunbt ts ttnd von seinen Al u tma s s u n g e n ; Op u s Epi s t e l . ,
Amsterdam 1670, No. 135, S. 7 4 : Colonus quidam, occiduos adnauigavit, ad littus usque Indicurn
(ut ipse credit) antipodes. Insulas reperit plures, has esse, de quibus fit apud Cosmographos
mentio extra Occeanum Orientalem, adjacentes Indiae arbitrantur.
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