
1 2 0 II. K.U'ITEL. D.\,S WELTBILD DES .1IITTEL.\LTEI!S. K.\RTE DES FR.4 5I . \UR0. 121
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einmal ist es auch hier wieder der ganze Südrand Asiens, sodann aber
vor Allen die Ge s c l i los s enhe i t des I n d i s c h e n Oceans dnreli einen
südlichen. Asien u n d Al'rika ve r l ) indendcn Kont inent . Es iius.sert
.sich hier der Einfluss des Ptolemaeus in einer anderen "Weise, als
auf der vorher besjirochenen Karte; denn während der ticnuesischen
Weltkarte eine ptolemaeische zu Grunde gelegt, aber den vorgeschrittenen
Kenntnissen entsprechend umgearbeitet und erweitert
ist, hat unser Kosmograpb vielmehr eine mittelalteiliche Kreiskarte
genommen und diese mit ptolemaeisclien Euizelheiten ans.staflirt.
Einen emplindlicheren Rückschritt in der Darstellung des Weltbildes
bemerken wir aber auf der Karte des An d r e a s Wa l s p e r g e r
(1448),') trotzdem auch er auf Ptolemaeus melirfach Bezug genommen
zn haben vorgiebt (vgl. Atlas. Tafel III, No. 14). Zwar tinden wir
Kataya, Quinsai. Samarkand und andere Orte des inneren A.siens
genannt, aber über ihre Lage ist der Zcichner nur schlecht unterrichtet;
imd vollends in der Wiedergabe des Asiatischen Kontinentes
hat er das L'nglaublichste geleistet, wenn er ihn nämlich in zwei,
durch eine nur schmale Landenge noch zusammenhäiigciide Hälften
sclieidet und sicli in der Ilydrograpliie, wie in der Topograjihie die
v\uiudcrlich,sten I'bergrill'e erlaubt. Die nach Süden orientirte Karte
zeichnet sich ferner noch durcli die excentrische Stelhuig der kreisrunden
Erdfläche zum äusseren Oceanraiid aus, innerhalb dessen sie
eine Verschiebung nach Süden zeigt, so dass sich Erdrand und Kartcnraiid
einander berühren.
Auf einem kaum höheren Standpunkt befindet sich die Weltkarte
eüies An o n ymu s , welche gegenwärtig der Bibhoteca Es t ens e
zu ^lodena angehört. Ist freilich Asien verhältnismässig liesser
ausgefallen, als bei AVal.^perger. so zeigt Afrika dagegen eine desto
auffallendere Gestaltung; an die geschlossene Masse der nördlichen
Hälfte dieses Kontinentes ist ein zweiter, den südlichen Teil des
Kreises umfassender Kontinent angehängt, welcher mit dem erstgenannten
an dessen Südost-Ecke durch eine schmale Landenge ver-
Inuiden ist.")
Zum Sehluss sei auf das hervorragendste Denkmal der mittelalterlichen
KartogTaphie hingewiesen, hervorragend nicht allein der
Die von mi r im Wnilv.an e n t d e c k t e Ka r t e Iiahe icii in Fa r b e n d r n c l i pnbl i z i r t : Eine
neue mittelalterliclie We l t k a r t e de r \-atikanisclien Biiiliotliek. in Zeitschr. de r Gesellsch. f.
E r d k d e . . Be r l i n . X X V I (1891) , .S. 371 - 406.
=) Die n m d e Ka r t e d e r Bibhot e c a E.stense gehör t olme Zwe i f e l dem X \ ' . Jahriinndei-t
an und hat die b e d e u t e n d e Grös s e von 1.13 m. Sie ist noch nicht publizirt.
Fülle des bihalts, als ganz besonders der ül)eraus sorgsamen Dar-
.stelhingsweise und der vorzüglichen 31iniaturen wegen, — auf die
Wehkarte des Fr a Mauro hn Dogenpalast zu A'enedig (vgl. Atla.s,
Tafel 111, No. lö).') Sie trägt noch ganz den Typus mittelalterlicher
Auffassung, und es ist augenscheinbch, mit welchen Schwierigkeiten
der Zeichner zu kämpfen liatte, um die ganze Masse des Thatsachen-
Materials in die nmde Erdiläche liineui zu zwängen und deiuioch die
darzustellenden Örtlichkeiten hi ihrem gegenseitigen Lagenverhältnis,
von welchem er meist eüie durchaus richtige Vorstelhing hat, nicbt
zu verscliielien. Seinem Bestreben, dem neuen Standpunkt der Länderforschung
Rechnung zu tragen, giebt er in den Legenden mehrfach
Ausdruck, und nicht zum wenigsten geht er gegen Ptolemaeus vor,
dessen Längen- und Breitenberechiiungen er prinzipiell nicht folgen
will, und dessen Nomenklatur er für veraltet hält. Dennoch scheint
er ihn nicht gänzlich ignorirt zu haben. Er will sich in erster Reihe
auf die Aussagen der Reisenden stützen, welche die Länder mit
eigenen Augen gesehen haben, auf die bisherigen Weltkarten und
Portolaiie; aber auch dieses ^Material luitcrzieht er einer scharfen Kritik.
Die Ergebnisse 31arco Polo's sind durch ihn in ausgedehntestem Maass
kartographisch verwertet worden; (Jross-Java ist freilich noch, äluilich
wie auf der Genuesischen Weltkarte von 1447, im äussersten O.sten der
Karte, unmittelbar südlich von Zimpangu, verzeichnet, und auch die
Iliiiterindische Halbinsel tritt wenig oder garnicht als Halbinsel hervor.
Im Osten und Süden schliesst ein Inselkranz das Kartenhild ab,
welcher im Allgemeinen der Rundung der Karte angepasst ist. Afrika ist
auf das Südwest-Viertel der Kj'eiskarte beschränkt, welches es übrigens
auch nicht einmal ganz ausfüllt, weil Jerusalem und ebenso der Nilfluss
aus der iiord-südlicheii Teihmgslinie erheblich nach Westen gerückt
sind. Die Atlantische Küste Afrikas ist ihm bis zum Goldfluss und
Kap Verde bekaiuit, wo sie durch einen grossen Busen unterbrochen
wird, den Sinus Ethiopicus, welchen wir schon auf der A^esconte'schen
Weltkarte (1320) beobachten können. Die Ostküste hat dagegen eine
') n i e Ka r t e Im zuerst Z u r l a in ve rkl e ine r t em Ma a s s s t ab he r ausgegeben mit gros s em
Kommentar: II nia])i)amondo di Era Vlauro camaldolese V'enezia 1806 Ibl. Na c h ihm
Lelewel Xo. 33. — Eine wenig ge lungene ] iholographi s che Re p r o d u k t i o n gab Ongani a h e r a u s ;
nach dieser hat IL Ki e p e r t einen . \ us zug hergestellt, we l che r sich (auf ' / u des Original s verkleinert)
auch bei Huge (Zeitalter d. En t d c k g n . , S. 80) findet. — Da s beste, das Original fast
eri'eichende Facsimile hnt abe r Sa n t a r em in seinem Atlas g e g e b e n , eine mu s t e r h a f t e , nicht
üenug zu r ü hme n d e Publ ika t ion, S o n d e r b a r e r "Weise wi r d dieselbe meist ü b e r g a n g e n , als ob
sie ga r nicht existire!
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