
212 III. KAr iTEL. DIE KENNT.NTS VOM ATLANT. OCE.^N VOU COLU.MBUS.
Duroliaus aiidei-.s geliiklpt und mit keinem der beiden obigen
vereinbar, ist der Xnme bei Benineasa, wo er Sa l i i a g a blutet. Ieh
vermute aber, dass dies allgemein nur die »wilde Insel,, bezeiehnen
soll, eine Benenmuig, die für Inseln nieht ungewöhnlieh ist; denn
Saluagic oder Sehiagie heissen aneh die kleinen Inselriffe zwischen
den Ivaiiarischeii Inseln und iMadeira, wie sie schon die Katalanische
Karte, und ebenso unsere lienincasa-Karte aufliiliren.')
AVas nun den Namen SuUrosa auf dem Laon-Globus anbetrifft,
so ist er ebenso wie das dort verzeichnete Änlela (= Antillia) sicherlich
mu- eine verderbte Form.
Zu dem Archipel, welcher auf der Karte ßeccario's als itisule
de noto reperle bezeichnet wird, gehören, ausser den genannten
beiden grö.sseren, Antdlia und Satanaxio, noch zwei kleinere Inseln,
von denen die ehie. von halbniondförmiger, sichelähnlicher Gestalt'
nördlich A-or Satanaxio hegt und Tamnar'-) genannt wird, die
andere, von rautenförmiger Gestah, im AVesten von Antilha, auf zwei
Karten den Kamen ßoyllo trägt. Die Letztere findet si<di unter
dieser Bezeichnung bei Beccario (1435) und Bartolomco Pareto (1455).
Auf der aiallorcanischen Karte von 1487 lieisst sie da"eoen
Koiexala.') " ^
Die Schwierigkeiten, für diese Liseln eine annehmbare Erklärung
zu finden, werden durch die Ilolfnimg nicht gehoben, dass vielleicht
dennoch eine auf Entdeckmigen benihende Kenntnis des westlichen
Kontinentes wird iiachge\viesen \verden können, welche in diesem
Archipel der »neuerdings entdeckten Lisehi« in noch unbeholfener
AVeise zum Ausdruck gekommen wäre. Auf diesem AA'ege hat Kunstmann
eine Losung der Frage angestrebt.") Freilich vermag er nicht
bei den seefahrenden A'ölkern Süd-Europa's, auf deren Karten diese
Insehi allein zu finden sind, Entdeckmigsversuche über die Azoren
hinaus nacli AA-esten im XIV. und der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts
nachzuweisen; er vertritt aber die Annahme, dass die Entdeckungen
der Normannen, — die späterhin völlig unbeachtet
') Sekagylo, a„ch sakaggio, sakatko (= silvestris), l,c-isst z„nSclist -w.iltlig., dann ancli
Mvild.. •\'gl. IVanzüsisch; sanvagr.
') Bei Becca,'io ,n,d den, JIa]lo,-eane,- ist dentlich Tanmar zn l e s en, bei l>a,'eto ist
sie ohne Na ,nen ve,-zeiel,net; l l nmb o l d t (K,'it. Unte,-». I, -L^ ) stützt sich anf eine ande,-e
Lesart Danmar n n d übei-setzt dies „,it: Insel des Schlangengellisses. (!)
n a de r e,-ste G,-u„dst,-ieh des Anfangsb„cl,stabens im 0,-iginal nach nnlen e twas
ve,-lange,'t ,.st, so bin ich „icl,t ganz s i che r , ob es rielleicht potaala heissen soll.
•') Kn n s tma n n , Ln t d e c k n n g A,ne,-ika's. S. 41 f.
DIE INSEL ROVLLO. 213
blieben, — in den geogTaphischen Kenntnissen der Folgezeit sich
wenigstens teilweise erhalten haben und in jenem Archipel angedeutet
sind. So wird unter anderen der in früiierer Zeit .stattgehabten Entdeckung
einer Insel Erwähnung gethan, welche die Normannen das
»kleinere Steinland (Uelluland)'^ genamit Iiaben, und welche Kunstmann,
der Schilderung tler Küste dieser Insel entspreeheiid, in Neufundland
Aviedererkennen will. Der L'mstand, dass Beccario von neuentdeckten
Liseln spricht, dient ihm als Stützpunkt dafür, dass zwischen diesen
Insehi und den normannischen Entdeckungen Beziehungen liestehen
müssen, und er scheut daher ^or kühnen A^erniutungen nicht zurück.
So will er hi dem Namen der Insel Ro y l l o , den Namen des
Priesters Rol f wiederfinden, welchen König Erich \'on Norwegen im
Jahr 1289 nach Lsland gesendet hatte, um das neiumtdeckte Land zu
erforschen, und welcher deswegen Landa-Rolv, d. h. der Erforscher
der Länder, genannt AAUirde.') Denn Rojdlo, .so meint er, i.st der
romanisirte Ausdruck des Namens Rolf Er folgert mm weiter, dass
dann auch »die Insel Antdlia wohl keine andere als das kleinere
Steinland der Normannen sein dürfte« (!?), dass somit Antdha gleich
Neufundland wäre. Auch die Lisel der Sataii-shand, welche, wie
schon oben hervorgehoben, auf späteren Karten in die nächste
Umgebung der Lisel Neufundland, als Insula Daemomm, versetzt wird,
findet seines Erachtens hierdurch ihre Erklärung. — Aber alle diese
Kombuiationen, — welche bei Royllo nur auf einer äusserlichen
Namensähnhehkeit bervdien, bei Satanaxio der sachlichen Begründung
entbehren, bei Antillia aber gar nicht bewiesen worden sind — vermögen
weiteren Fragen nicht Stand zu halten. Denn nun fragt sich
in erster Reihe, wie Neufundhind-Antillia mit der Sieben-Städte-Insel,
der gotischen Sage, zusammenfliessen konnte. Ganz abgesehen davon,
dass es im höchsten Grade unwahrscheinlich ist, dass eine Örtliehkeit,
wie Neufundland, welche man auf der Polarpa.ssage von Norwegen,
über Island und Grönland hinweg, erst keimen gelernt hatte, und die
dalier, bei den noch unklaren A^orstelhingen der geogTaphischen
Lage, auch selbst wohl als dem hohen Norden angehörig gedacht
wurde, in die Breite von Lissabon, nnmittelliar westlich hinter die
Azoren, gerückt werden konnte.
') Ra f n , Antiqnitates .ame,'ie,anae, Ha fni a e 1845, .S. 261. 2 7 1—2 7 3 , 415. 459.
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