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i n . K..PIT,.;L. DIE KENNTMS VOM .^TE.AXT. OCEAN VOR COLI .MBI S.
..Statue de.s Herakles« spricht.-) so liegt die Venuutuug nahe dass
^ s e r besonders iin Mittelalter ausgebildete Teil der sä^e eni hohe
Alter beansprucht, ohne dass wir ihn unmittelbar de i Pliönikeru
fortschreitender Kernim,^
. d e Standbdder . . . r den forschenden Blicken mehr und mehr
lach Westen zuruck. AI,er noch nach der Entdeckung Amerika's
T R T 7 ° ' Columbus bei einem
Be uch Ihrer Insel zum ersten Mal den Plan ehier Westfalirt geiasst
h^.be; das weit in das Meer vorspringende, nordwestliche Vorgebirge
h r habe die naturgetreue Gestalt eines Beiters, dei^ seine
IIa d gegen Westen ausstrecke. Cohimbus, so hiess es, habe in dieser
Gestalt den Fingerzeig der Vorsehung erkannt, welche den europ
u ^ e n Seet^rrern die Existenz einer westhchen We h nahe
wol tc ) _ A\ir komien m dieser Sage unzweifelhaft den letzU'ii
Mchk ang der Erzählungen von den Herakles-Standbildern erktm^: ;
und es ist ein eigenartiger Zufall, dass ,1er rastlos die Erde um
w . i f e . n d e Heros der griechischen Sage auch im mittelaltSich 4
Legendenkreise noch als der Pfiulfinder nach dem ternen Westen o-alt.
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II. Platon's Atlantis.
^s ist doch sonderliar, wie häufig die edelsten Erzeugnisse
1 dichterischer Phantasie unter dem kritischen Messer des
i Literpreten ihres poetischen ZauJiers beraubt und zur
» nuehternsteu Prosa verflacht werden. Inempfänglich tur
die erhabenen Reize eines dichterischen Kmistwerkes, findet che Mehrzahl
erst dann ihre volle Befriedigung, wenn es ilir gelungen ist, die
Entstehung desselben lurter der Hand des schaffeiufen l 4 , s t i e l t im
W e i n e n zu verfolgen; wenn sie vermocht hat, zn ermittehi, dass
') Eiistatli. in Dion. Pe r i eg. 64.
f f l h n d i i ' r t ' t h ' " " ' ' , " " " " - ' b o l d M K r i t . Unt e r s . I 449)
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K a r t e Z v ' • f o ! - ' ' ' • ' •»'^^e r Re cht en findet sieh aueh anf de,-
Legende vgl. we i t e r unten .S. 197. " c i s c iuot c
DER ATLANTIS-MYTHUS NACH PLATON. 157
der Dichter diese oder jene Örtlichkeil als Vorbild für den Schauplatz
seiner Dichtung benutzt htif; dass er diese oder jene Instoi'ische
Thatsache der gesellilderten Handlung zu Grunde gelegt hat. Um
so schlimmer, wenn man, in Ermangelung quellcnmä,ssig gestützter
historischer Kachrichten, diese vielmehr aus der Dichtung selbst erst
herstellen will, wenn mau das, was in der lebhaften Pliantasie
des Dichters entstanilen ist, für bare iMünze nimmt. Es hiesse
Platon's Dichternatur völlig verkennen, wollte man seine geistreichen
Einfälle und Erfindungen für einfache Enthdinungen aus der Wirklichkeit
ausgeben. Er liebte es, Mj'then und Märchen in tlie Darstellung
einzuflechten; und er bediente sich direr stets da, wo er den Gegenstand
einer genaueren Bestimmimg und wissenschaftlichen Prüfimg
entzogen wissen wollte. Seine Werke sind dtiher keüie wissenschaftliclien
Lehrschriften, sondern Kunstwerke, in denen wissenschaftliche
Erlebnisse in idealisirter Form wiedergegeben werden.
Dies — kurz — znr Einleitung, um unsere Stelhuig in der zu
behandelnden Frage von vornherein zu kennzeichnen.
Piaton erzählt in sehiem Dialog Timaeus, wie der Athenische
Gesetzgelicr Solon einst in einer wissenschaftlichen Unterhaltiuig uüt
den ägyptischen Priestern von Saïs die ältesten Traditionen seines
Vaterlandes behandelte. Einer der Priester, welcher das angeblich
hohe Alter dieser Traditionen l^ezweifelte, wies auf Nachrichten hin,
die ein noch weit höheres Alter beanspruchten. Auf Grund uralter
Schriften entrollte er ihm ehi Bild von den frülieren Jahrhunderten,
welche der grossen Flut vorangingen; er erzählte ihm von der
Gründling der älteren Stadt Atlien, welche, mehrere Jahrttuisende vor
der Gründung der jetzigen Stadt, an genau derselben Stelle erfolgt
sei; lierichtete von den inneren Einrichtungen derselben imd ihren
Kämpfen gegen ein von Westen her eindringendes Volk.
»Unsere Denkmäler«, so erzählte er, »melden ims, wie Eure Stadt
einst eine gewaltige Macht niederstreckte, welche, vom Atlantischen
Meere anrückend, Europa und Asien zugleich mit Ivi'ieg überzog.
Damals war das Atlantische Meer noch befahrbar. Demi vor der
Mündung, welche Ihr jetzt die Säulen des Herakles nemit, lag einst
eine Insel, grösser als Liliyen und Asien zusammengenommen, von
der man nach anderen Lisebi übersetzen konnte, und zuletzt nach
einem gegenüberliegenden Kontinent, welcher das im eigentlichen
Siime sogenannte »Meer« unischliesst. Deim dem gegenüber erscheint
das Meer, welches diesseits der Meerenge liegt, nur wie ein Hafen
mit ehier schmalen Einfahrt; das Land aber, welches jenes Äussere