
m . KAPITEL. DIE KENNTNIS VOM ATLANT. OCEAN VOU COLI JIBUS.
allonlings einer ntlantisclieii Insel Demana Erwähnung t lui f ) — das
enizige Mal, dass uns diese Insel aucli in einer litterarischen Quelle
genannt wird. Es ist jedoch zu bemerken, dass auf der Mehrzald
aller nnr zu Gesicht gekommenen Karten jene Insel nicht de man
sondern vielnielir de mam heisst. V^e stark alier der Name entstellt
wurde, _ vorausgesetzt, dass de man in der That die urspriinohche,
einzig richtige Form ist - zeigt sich in drei anderen Klarte,i-
M-erken, auf die ich die Aufmerksamkeit in dieser Frage lenken
mochte. Em bisher noch wenig bekaimt gewordener Atlas der
Ambrosianischen Bibliothek zu MadamP) führt auf dem 5 Blatt
ebenfalls die Insel auf, welche dort aber klar nnd deutlich y de
mam genaimt wird.') Der anonyme Atlas ist ohne Zweifel ein A\^erk
des Gi a c omo Gi r o l d i , von dem uns bisher nur drei Arbeiten
bekannt geworden sind.') Ein Vergleich mit dem anderen, gleichfalls
der Anibrosiana angehörigen Atlas von 1443 überzeugte mich dass
der Anonymus nach Inhalt imd Technik mit dem als Giroldi's
Arbeit beglaubigten Atlas durchaus übereinstimmt.^) Auch darin zeiot
sich die innere Zusammengehörigkeit, dass der Atlas von I44"3
gleichfalls die Lesart: de niai, d. ]i. = niam, bietet.«) Dieselbe
ist Giroldi überhaupt eigentümlich, da die ,1er Societä Colombaria
gehörige Karte von 1446 .sie ebenfalls enthält. Es wird
•) Do„,enico Neg,-o sch,-ieb gegen 1490 elf Büehe,- über die Ge„g,-anhie de,- d,-ei
vonanente De,- s ehr .seltene Drnek ist dati,.t: Base, 1757, Wo l g a n g
\ g l . Uber d,e Insel das oben y. 211 Gesagte.
, An,bros i anus ° ( J . % sup.) war, wie aus einer Beme,-ku„g auf
der Rueksejt e des ersten Blattes e,-siehtlieh, einst iu, Besitz eines Vineentius Pinelli Er
mnfasst - c h s Ka r t e n : 1. Sehwar zes Mee,-; 2. ö s th eh e s Mittehneer (bis zur Südspitze von
I ,, ,en „ n d S.e.hen ; 3. Mittlere,- Teil des Mittehnee,-es (bis M,ajo,-ka); 4. Westliehes
. M,ttel,nee,- und Inseln des Atlantischen Oceans; 5. AVest-Eu,-opa; G. Adriatisches Mee,- _
p , e va,-ten haben an den Bände,-n du,-ch NSsse sehr gelitten, t.-otzde,„ der Atlas in IIolz'.,-ebiinden
,st. Die Grösse bet,-iigt 27 X 36 cm. "
=) Das n und i von niam s ind, wie im,ner, eng .aneinander g e r ü c k t , so dass sie
ohne , -Ze i c h e n e,n m zu bilden scheinen, doch hat der dritte G,-„ndstrich einen accentart,
gen St n c h übe r sich; i. wie er bekanntlich seit den, XI . Jal„-hundert zur Unte,-scheidun..
des ubhch wn,-de. Den P u n k t über dem i tindet man zun, ersten J l a l im Jah,- I3'57°
A gl. oben S. 182.
Atlanten (Sala del Pr e f e t to I I , 3 und J. 96) zählen j e d e r sechs
Ka,-ten, die ,nh.altl,ch bis auf ge,-inge Stücke übereinstimmen; die Differenzen beziehen
sich n u r aul die ^-erteilnng des StotTes auf den einzelne,. Ka r t enbl ä t t e rn , die ve,-schieden
se,n mus s t e , weil J. 96 im Fo rma t etwas kleiner ist. _ Wi e ich nacht,-äglich s ah, hat auch
Fischer (Sammlung, S. 153) die Identität beider Atlanten e rkannt .
p Das 3 am Sehluss einzelner Wö r t e r ist seit dem XIV. Jaln-hundert fü,- üblich
gewoi-den; .also nicht e twa niaz zu lesen, wde Uzielli - Amat (Studi , No. 39) — VM
W a t t e n b a c h : Anleitung zur latein. Paläogi-aphie, Leipzig 1878.
DIE INSELN 5HYDA UND VERDE. 223
mithin durch die mehrfach iiachgeAviesene l'orni de niam, welclie
wohl niclit gut als ein dreimaliger Schreibfehler hingestellt werden
darf, mindestens zweifelhaft gemacht, ob de mam oder auch de man
die richtige Namensforin ist, und ob sie dann durch »Diimonen-Lisel«
übersetzt werden kann.
Zum Sehluss seien noch zwei Inseln genannt, welche, soweit
ich beobachtet habe, sich nnr auf Karten linden, die nach der Entdeckung
Amerikas datirt sind: die Inseln Ma y d a und Ve r d e .
Eine wahrscheinlich portugiesische Seekarte der Ambrosianischen
Bibliothek') hat an genau derselben Stelle, wo die Brasil-Lisel oder
de mam auf anderen Karten zu finden ist, statt deren die Insel
Mat/da verzeichnet. Ihre Lage ist eine viel zu nördliche, als dass
man an eine Verwechselung mit Madeira denken könnte. Ähnlich
liegen die Verhältnisse anf der Karte des Jlatthens Brünes in Siena
und einer anderen Karte der Ambro.siana,'^) anf der vielleicht inoidi
zu lesen ist (nicht maidi). Formaleoni hat vermutet, ähnlich wie
Kunstmanu, dass in diesen Inseln vielleicht Entdeckungen der Eii"- o ö
länder oder Irländer vorliegen, indem, auf das einfache Gerücht von
neugefundenen Ländern hin, diese in ganz willkürlicher Weise in die
Seekarten eingetragen und dem Namen nach entstellt wurden.') Es
ist dies aber für keine der bisher genannten Lisehi aus der Übereinstimmuiig
dieser luselnamen mit solchen an der nordamerikanischen
Küste bewiesen worden. Eine alleinige Ausnahme macht hier die
Insula Verde. Ich fand die Insel auf der erwähnten Mailänder
Karte IL 5 ui einer der Antillia ähnlichen, länglich viereckigen Gestalt
unmittelbar neben der runden Lisel Brazil, in der Hübe der Südspitze
Irlands. Dass diese Insel zu Amerika gehört, und nur auf dieser
Karte der Ambrosiana, welche ausschliesslich Europa darstellt, scheinbar
als eine vereinzelte Insel am AVestrande der Karte verzeichnet ist,
belehrt uns die Weltkarte des Juan de la Cosa (1500), wo thatsächlich im
hohen Norden an der ainerikaiiischen Küste eine allerdhigs bedeutend
kleinere und anders gestaltete Lisel dieses Namens sich findet. Auch
auf späteren Karten trifft man sie allenthalben an, wie unser Atlas zeigt.
') Der .Atlas (S<ala del P,-cf I I . 5) enthält vier Ka,-ten. .Auf d e n Voi-derblatt s teht
der späte,-e Besitzer: Del Capit,ano d eme n t e Co,-sa„,ino d'arbisola de 1603. — I l e r edi t a da
(.ie,-ola„,o Ludo,,ico Po r t a di To,-ino insin.a de s,ioi viaggi in Lc i a n t e e Ponent e al Seruitio
della republiea di \'enetia, Gr an Duca di Toscana Cos,no de .Medici, Portogallo al seruitio del
P,-incipe Pietro de B,-aganza dal 1674 sino a tutto il 1680. — Vgl. Uzielli-Amat, No. 400.
'} Der genannte .Atlas, S. del pref. I I , 4.
') For,naleoni a. a. O. 39.