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Sowohl hl der Mar del Norte, wie in der ilfor del Sur gedenkt er
Niichlbrschungcn ausführen zu lassen, um diese, für seine Herrschaft
hochwichtige Trage endgültig zum Abschluss zu luingen. »Ebenso
beabsichtige ich, die Schüfe, welche ich in der Süd-See habe bauen
la.ssen, auszusenden, um am Ende des Monats ,luli zur Aufsuchung
der Enge an derselben Küste abwärts zu fahren. Wemi es eine
solche gieht, so kann sie denen im Süd-Meer nicht verborgen bleiben,
ebenso wenig den anderen im Nord-ÄIeer. Demi die Schilfer im Süd-
Meer werden die Küste entlang fahren, his sie die gcnamite Durchgangsstrasse,
oder statt deren eine Yerbindung zwischen diesem Eand und
jenem, welches Magalhaes entdeckte, vorfinden; und ebenso werden
jene im Nord-IMeer, wie ich sagte, bis zur Yerbindung mit dem Land
der Baeallaos fahren. So kann es nicht ausbleiben, auf der einen, wie
auf der anderen Seite das Geheimnis zu erschliessen.«')
Dass Cortes auch im Norden von Mexico nach einer Strasse
suchen liess, mag dadurch veranlasst worden sein, dass. wie erwähnt,
Francisco de tTaray schon im J ahr 1519 die Küste zu demselben
Zweck hatte absuchen lassen, natürlich vergebens. Lidessen diese
durch P i n e d a ausgeführte Expedition hatte doch zu einem wichtigen
Ergebnis geführt, indem es sich heraus.stellte, dass Neu-Spanien mid
Florida, thatsächlich mit einander in Yerbindung stehen. Pineda,
segelte von dem Endpunkt aus, bis zu welcheni Ponce de Leon auf der
Westseite Florida's A'orgedrungen war, und verfolgte die Küste westwärts,
woliei er sie unausgesetzt im Auge behielt und alle Häfen,
Fhissminidungen und Dörfer derselben genau untersuchte.") Wie zutreffend
er die kreisförmige Gestalt des Mexikanischen Busens erkannt
hat, zeigt Petrus Martyr, wenn er von jener Küste sagt, »dass sie
sich biegt, wie ein Bogen, so dass, wenn man von Tentistan (Mexico)
nach Norden hinaufgeht, sie sich immer mehr zu der Mitte des
Bogens herumhiegt. Und gleich darauf biegt sie sich albnählich nach
Süden herum, so dass, wenn man von dem Ufer von Tentistan nach
dem Land, welches Juan Ponce zuerst fand, eine Linie hinüberzieht,
diese Linie die Schnur des Bogens darstellt«,') Da Pineda bis zum
Fluss Paiiuco gelangte, wo er mit Cortes zusammentraf, so war hiermit
di e Ab g e s c h l o s s e n h e i t d e r Ko n t i n e n t a l -Kü s t e von F l o r i d a
bis Yu c a t a n e r f a h r u n g smä s s i g d a r g e t l i a n . Eine Meerenge hatte
') Lorenzan.T, S. 384.
Das Ergebnis der F.nhrt findet sieh in der Real Cedula von 1521 wiedergegeben,
bei Nava r r e t e I I I , 147f r .
ä) Vgl. Ko h l , Gene r a lka r l en , S. 75 f.
er n i c h t gefunden,') was Cortes indessen nicht tibhielt, vier Jahre
später von Neuem nach einer solchen zu forschen.
Die Hoffnung aber, nördlich von Elorida eine Durchfahrt nach
Kathay und Indien zu finden, wa r noch nicht geschwunden, und alle
die folgenden Entdeckungsfahrten nach 1520, die .sich längs der nordamerikanischen
Küste zwischen Elorida und Neufundland hewegten,
hatten stets den Weg nach Kathay als Zielpmikt im Auge. Die neuen
Küstenstriilie, die dann regelmässig auftauchten, sah man nur als vereinzelte
Hindernisse an, die bei jeder späteren Entdeckungsfahrt leicht
umgangen werden könnten.
Yerniutlieh noch im J ahr 1520 sendete Lucas Yasquez Ay l l o i i von
Haïti aus eine Flotte zur Sklavenja.gd nach den Lucayischen Inseln ab.
Die beiden Schilfe setzten aber ihren Kurs noch weiter nach Nordwesten
fort und stiessen dort nördlich von Elorida auf die Küste in etwa
32 Grad der Breite. Ayllon liess sich daraufhin von Spanien als
Adclantado (Statthalter) in dem neuentdeckten Gebiet bestätigen'") und
unternahm laut Yertrag im J ahr 1526 eine zweite Reise dorthin,
um die Entdeekiuig weiter fortzusetzen. Li der Verleihungs-Urkunde
wurde ihm im Besonderen aufgetragen, die Küste bis auf 800 Legiias
weit zu verfolgen, vor Allem aber zu untersuchen, oli dieselbe
an bereits entdeckte Küsten sich anschliesse, oder ob s i c h d o r t e i n e
Meerenge f i n d e . Sei Letzteres der Fall, so solle er sie näher erforschen
und einen Bericht hierüber einsenden.") Die Reise verlief
bekanntlich resultatlos; die Mannschaft wurde aufgeriehen, und auch
ihr Eührer Ayllon ging zu Grunde. Aber sein Name blieh seitdem
an dem Land haften, mid so finden wir ihn noch lange Zeit auf den
Karten vor.')
') Ntivarrete a. a. 0 . I I I , 148: Vos descuhierto ser toda tierra firme é Costa della, é la
Costa é tierra . . . se llama la provincia de Amicliel, d la cual se puso nomhre.
=) Die Ve r l e i h n n g s -Ur k u n de vorn 12. Juni 1523 bei Nava r r e t e I I I , 1 5 3—1 6 0 . Es
heisst dort im Anf ang, dass er die Küs t e im 35., 36. tmd 37. Breitengrad entdeckt nnd
befahren habe. So giebt sie auch Ribe ro; die andere We ima r e r Ka r t e von 1527 verlegt
sie etwas südlicher.
Navarrete I I I , 154: . . , que ireis d inviareis d proseguir el dicko descuhrimiento hdcia
la parte que la Costa de la dicha tierra se corriere, é navegareis ochocientas leguas ó ha.<ita dar
en tierra descuhierta, é si aquella tierra confina con otras de las tierras descuhiertas,
é que si estreclio se hallare descubriendo la dicha tierra navegareis por el dicho
estrecho para lo descuhrir é nos traer ó enviar relacion del.
Der Name des Landes Tierra de Ayllon ist vielfach entstellt worden. Vgl. Kold
a. a. 0 . , S. 70 f. Da Ayllon ein Licenciado wa r , so findet sich auch Tierra del Licenciado
Ayllon, oder Tierra del Licenciado und Tierra de los Licenciado.^. Ebenso wird Ayllon zu
Aulon kor rumj j i r t .
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