
ie Frage, ob man im Altertnm nnd Mittelalter
eine Kenntnis von Amerika gehabt habe, hat
j umiötig viel Staub aufgewirbelt. Es ist an
' u n d für sich schon bezeichnend, dass diese
Frage nur von Leuten gestellt und in bejahendem
Simie zu lösen versucht worden ist, die
den Fachkreisen der Philologen und Historiker
^ferner stehen, und es ist ebenso bezeichnend,
da.ss sie in diesen Kreisen uno consensii ig-norirt
wird, als ob sie mid ihre Apologeten garnicht
existirten. Weit entfernt, diesen Letzteren die LLnid
bieten zu wollen, wird es gleichwohl gerechtfertigt
sein, die liistorisch nachweisbaren Kenntnisse, welche man in
der Zeit vor Columbus vom Atlantischen Oeean besass, in
einer Eedie von Einzel-Untersuchungen klar zu legen. Denn
gerade der Oeean, diese mächtige Schranke zvA-ischen den beiderseitigen
Festland-Küsten, war ja das Streitobjekt, um welches sich
die hervorragendsten Kosmographen, die das Weltbild in seinem
weitesten Umfange zu begreifen strebten, von den Zeiten des Aristoteles
an bis herab auf Toscanelli wiederholt abgemüht hatten; und dieser
C)cean galt allgemein als das einzige noch fehlende Schlussgiied
des die Erdkugel hufeisenförmig umfassenden Festlandsringes. Wi r
werden freilich .sehen, dass sich die Kenntnisse von demselben mehr
oder weniger nur auf die den Kontinenten zunächst liegende Inselwelt
beschränkte, und dass alle ausserdem vermeintlich existirenden Insehi
und Kontinente zum Teil nur das We rk gelehrter Spekulation waren,
zum weitaus grössten Teil aber von dem unentwirrbaren Netz der
Sage umsponnen gewesen sind.
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