
III. KAPITEL. DIE KENNTNLS VÜM ATLANT. OCE.\N VOR COLIMBIS.
-VrteiiiidüT nls zwcilellialt er.scla'iiieii liis,.t. ,1a es zAvar eine Insel niul
einen Tempel der Jimo gebe, sonst aber keine zweite Insel, ebenso
wenig einen Berg Abilyx nnd ein .Metagonisebes Volk.
Die einheimiselie Tradition der Bewohner von Gades verle-te die
Saiden vielmehr naeh Gades selbst raid sali die in dem dra-ti-en
Herakles-leinpel belindliehen ehernen, aeht Ellen liohen .Säulen auf
denen die Bankosten des Tempels verzeiehnet standen, dafür an. Diese
solhen ktmdgeben. bis Avohin jene phönikisehe Expedition gekommen
sei. nnd .sie «-ürden seitdem als das Ende der Erde mul des Meeres
bezeiehnet (n^i ri Hiergegen bemerkt jedoeh
selion Strabo, dass Gades keine solehe Lage habe, nm es als einen
anssersten Pmdct bezeichnen zu können, da es vielmehr an einer
buchtenreichen Küste liege; ganz abgeselien dav.m. da.ss die Inschrift
auf den Säulen niclit eine Weih-Inschrift sei, sondern einen Kostenanschlag
des Tempels enthalte, was an sicli schon widersiniüo- sei
»da die Säulen des Herakles nichts Anderes sehi können als Denkmaler
seiner grossen Thaten. un.l nicht solche der r.ikosten der
Thöniker«.')
Jedenfalls hatte die Mehrzahl — unter ihnen auch Dikaearch
Eratosthenes und Polybius — den Standpunkt der Säulen an der
^leerenge vermutet, und wenn auch dort keine Säulen im eigentlichen
Sinne mehr zu linden Avaren. so nimmt doch Strabo an."" dass sie
früher einmal thatsächlich existirt haben. »So ist es denn wohl
glaublicli, dass die ersten Menschen künstlich bearbeitete Grenz-Denkinäler.
künstliche Altäre. Türme oder klehie Säuleu wählten, um den
äussersten Punkt ihrer Reise bemerkbar zu machen. Wenn aller jene
durch Menschenhand errichteten Denkmäler zu Grunde gehen so
geht ihr Xame auf die Ürte selbst über, sei es nun, dass man kleine
Insehi damit bezeichnen Avill, oder Landspitzen, die eine Meerenge
bdden. Das aber ist schwer zu bestimmen, Avelcher von beiden
Landschaltsibrmen man die Benennung beilegen soll, weil Beide
Säuleii ähnlich sind. Demi die Liselcheii an der Mündung .sind,
Avegen ihres abgemessenen rmt ange s und Aveil sie leicht hi die
Augen fallen, Säulen nicht unähnlicli; ebenso die Berge, die an
der .Meerenge hegen und sich ebenso eriieben Avie Grenzstehie oder
Säulen.«
ENTSTEHVNG DER GAI)IT,\NISCHEN MEERENGE. I5:i
l ' O - - Av i oms (ora m,,rit. y. 340 f.) l.ielt auch En k t emo n die
Herlkies
Es war aber die 31einung verbreitet, dass die Gaditanische Aleerenge
nicht zu allen Zeiten schon be.standen, dass Europa und Libyen
A'ielmehr an dieser Stelle durch einen Isthmus ein.st in Zn.sammenhang
gestanden hätten. Bereits in der Sage Avar diese Vermutung
zum Ausdruck gekommen, Avenn Herakles diesen Isthmus erst durchstochen
haben soll, um beide Meere, das Lmere und das Äus.sere,
in Verbindung zu setzen.') Aber auch die Avissenschaftliche Erdkunde
nahm sieh dieser Frage an und suchte sie auf rationellem
Wege zu lösen. Auf Grund der Aristotelischen Lehre von den
BeAvegrmgen und Veränderungen des Meeres, soAvie A'on den Wechselbeziehungen
ZAvischen Land und Meer, hat S t r a t o von Lampsakus,
ein Schüler des Theophrast, für die Entstehung der Meerengen bei
Byzanz und bei den Säulen eine Erklärung zu geben A-ersucht,
welcher sich Erato.sthenes im Allgemeinen angeschlossen hat. Strato
nahm an, dass der Pontus Eu.xinus bei Byzanz noch keinen Ablluss
hatte, und dass die Flüsse, welche das Biiinenmeer durch massenhafte
Schlammablagerungen anfüllten und seinen Boden erhöhten, erst
durch Idierfliessen des Meeres einen solchen bei Byzanz schufen.
Dasselbe .sei auch beim Mittelmeer der Fall. Audi hier sei der We g
liei den Säulen durch das A'OII Flüssen angeschwellte Meer mit
Gewalt gebrochen worden. Als BeAveis führt er an, dass erstlich der
Boden des Äusseren und des Inneren Meeres A^erschieden sei; sodann,
dass sich noch jetzt ein Erdstreifen unter dem Meer A'OU Europa
nach Libyen ziehe, so dass also früher beide Meere keineswegs ein
Meer ausgemacht hätten.") Die Annahme einer submarinen Bank
Avird uns übrigens auch A'OU anderer Seite bezeugt. Es ist dies das
sogeiiaimte H e n n a ausserhalb der Säulen — in der Sago der Damm,
den Herakles aufgeAvorfeii hätte —, Avelches in einem kurzen Bogen
die spanische Küste mit der marokkaiiiseheii verbinden sollte. In
einem bei Avien uns erhaltenen Fragment des Mathematikers
Euktemon heisst es von diesem Herma, dass es sich nicht Aveniger
'} Pouip. Alela I, 5: Äddit fania nominis fahulam\ Herculem ipsum iunctos olimperpeiuo
iiigo diremisse codes, atque ita eschisxim antea mole montium Oceanum, ad epiae nunc inundat,
admissum: — S e u e c a He r e . f u r . .Akt 11: Vtrimque monies soluit abrupto obice, et iam ruenti
fecit Oceano viam; Pl inius h. n. I I , 6: indigenae . . . credunt, ferfossas exclusa antea admisisse
maria, et rerum naturae mutasse faciem; — Diod. Sieul. lA', 158.
-) St r abo I. 54 tf.; Pol yb. I \ ' , 39, 40. S t r a b o , we l ehe r in g ewo h n t e r We i s e diese
Theorie bekr i t t e l t h a t , will auch lokale He b u n g e n u n d Se n k u n g e n des Me e r e s b o d e n als
mitwirkende Ur s a che a n e r k a n n t wi s s e n , sowi e ni cht mi n d e r die einfache d u r c h die Flüs s e
selbst (nicht d u r c h de r en Sc h l amm) v e r u r s a c h t e Ub e r f ü l l u n g des Be c k e n s ; vgl. im Üb r i g e n
Berger, Er a t o s t h e n e s , S. 60 f., 63, 66, .Anmerk. 2; AViss. Er d k d e . H I , 63 — 66.
K r e t s p h m e r . Entilecliung .^jnerika's, 20