
G e n i t a l s e g m e n t e : cf Parameren lang cylindrisch oder länglich oval, von der Basis
an voneinander getrennt, Ventr. IX weit überragend, Gelenkverbindung mit Ventr. IX freiliegend;
9 : Ovipositor mächtig entwickelt aus vier bauchig erweiterten Klappen bestehend,
deren dorsales Paar zuweilen merklich länger als das ventrale ist, vollkommen freiliegend,
nur an der Basis von einer dreieckigen oder halbkreisförmigen Falte der Ventr. V I I bedeckt,
Ventr. V I I I und IX stark rudimentär, den Ovipositor nicht bedeckend.
Die Arten der Gattung sind klein und erreichen höchstens eine Län ge von 6— 7 mm.
Die g e o g r . V e r b r e i t u n g der Gattung ist eine sehr weite und erstreckt sich über die
paläarktische, nearktische, neotropische und äthiopische Region. W o die Urheimat der Gattung
zu suchen ist, lä ß t sich nach den heutigen geringen Kenntnissen nicht sagen.
Bezüglich der E t h o l o g i e dürfen wir wohl als sicher annehmen, daß alle Ä te lu r en
gesetzmäßig m y rm e c o p h i l oder t e rm i t o p h i l sind, wenn auch bei einer A r t eine diesbezügliche
A ng abe fehlt. Einige der Gattungscharaktere möchte ich geradezu als myrmeco-
resp. termitophile Anpassungscharaktere bezeichnen, wie die kurzen Cerci, die Kleinheit, den
gewölbten und glatten Rücken etc.
D ie Beziehungen zwischen den Ateluren und ihren Wirten sind keineswegs sehr intime
oder freundschaftliche, sondern beruhen in erster Linie auf der g roßen Gewandtheit der
ersteren, welche diese befähigt, den Ameisen stets auszuweichen. Das Verhältnis ist also
lediglich ein einseitiges, d. h. nur die Ateluren ziehen einen Nutzen daraus. Und dieser ist
nicht gerin g: einmal besitzen sie in dem Ameisennest eine angenehme, gleichmäßig temperierte
Wohnung, sodann befinden sie sich unter mächtigem Schutz und endlich — was wohl
die Hauptsache ist — finden sie s t e t s e in e n r e i c h e n V o r r a t v o n N a h r u n g . Denn in
jedem Ameisen- und Termitennest gibt es eine Menge pflanzlicher und tierischer Abfallstoffe,
die ja den L ep ism id en hauptsächlich zur Nahrung dienen. Außerdem aber holen sich die
kleinen Gäste auch noch von den Ameisen selbst Futter, wie C h . J a n e t (97) an A te lu ra
fo rm ica r ia beobachtet hat. Diese A te lu ra machte es gewöhnlich so, daß sie zu zwei gerade
sich gegenseitig fütternden Ameisen sich begiebt, um nach dem von der einen zur anderen
Ameise übertretenden Futtersaftstropfen zu haschen. Hat sie davon etwas erbeutet, so macht
sie sich eiligst davon und versucht es bei einem zweiten, dann bei einem dritten Ameisenpaar
u. s. w. Da die Ameisen während des Fütterns in ihren Bewegungen nicht frei genug
sind, um die Verfo lgung aufzunehmen, so können die Diebe ihr Handwerk so lange treiben,
bis ihr Hunger vollkommen gestillt ist.
Diese A r t der Beziehungen zwischen den A te lu r en und den Ameisen ( S y n o e k ie )
bringt es auch mit sich, daß die Ateluren gewöhnlich nicht auf eine einzige bestimmte
Wirtsart angewiesen sind, sondern daß sie meistens bei einer Anzahl verschiedener Ameisenoder
Termitenarten Vorkommen, und zum T e il sogar „panmyrmecophil“ sind (cfr. auch
II. Kapitel).
D ie Erkennung der einzelnen Arten bietet, obgleich die meisten von ihnen habituell sich
sehr ähneln, keine allzugroßen Schwierigkeiten dar ; denn die Unterscheidungsmerkmale sind
unzweideutig und präzise, und lassen sich auch unschwer feststellen. — Die Ateluren zerfallen
zunächst in zwei natürliche Gruppen, die „Gymnonoti“ und die „Thrichonoti“ , von
denen die ersteren durch den Mangel jeder Rückenbeborstung, und die letzteren durch das
Vorhandensein zahlreicher und gutausgebildeter Dorsalsetae charakterisiert sind. Als weiteres
Unterscheidungsmerkmal kommt dann die Zahl der Styli, die zwischen 8— 3 Paaren schwankt,
in Betracht, und endlich lassen sich auch die letzten Abdominalsegmente, resp. die Genitalanhänge
in einigen Fällen gut verwerten.
Im folgenden seien die 11 Arten, die bis jetzt bekannt sind, übersichtlich dargestellt.
I Thorax und Abdomen ohne jede Rückenbehaarung oder -beborstung (Gymnonoti) . 2
I Thorax und Abdomen am Rücken mit zahlreichen und deutlichen segmentalen
| Borsten- oder Haarreihen (Dorsalsetae) (T h r i c h o n o t i ) ...........................................................5
| Abdomen mit 8 Paar Styli (Ventr. II— IX) 1. fo rm ica ria Heyd.
| Abdomen mit weniger S t y l i ........................................................................................................3
| Abdomen mit 6 Paar Styli (Ventr. IV— I X ) ............................................................................4
| Abdomen nur mit 3 Paar Styli (Ventr. V II— IX) 2. pseudolepisma Gr. et Rov.
Dorsales und ventrales Klappenpaar des Ovipositors an Länge gleich ¡sjekundäre
Gliederung desselben kaum angedeutet; Körper ziemlich flach, Farbe weiß
4. wheeleri n. sp.
Dorsales Klappenpaar des Ovipositors merklich länger als das ventrale, sekundäre
Gliederung des letzteren deutlich; Körper mehr gewölbt, Farbe gelblichbraun
3. praestans Silv.
Abdomen mit 6 Paar Styli (Ventr. IV— IX); Dorsalsetae auf den Thorakal- und Abdominalsegmenten
in je i ziemlich dichten Reihe vorhanden, aus anliegenden, an der
Spitze gespaltenen Schuppenhaaren bestehend; neotropisch, myrmecophil
5....................................................................................................................... h Abdomen mit nur 3— 4 Paar S t y l i ................................ .............................. 6
J Abdomen mit 4 Paar Styli (Ventr. V I— IX); äthiopisch und myrmecophil . . . . 7
6 !
| Abdomen mit nur 3 Paar Styli (Ventr. VII— IX); neotropisch und termitophil . . . 1 0
Jedes Thoraxsegment mit je 2— 3 Reihen Dorsalsetae; letztere haarförmig, und schräg
abstehend; Cerci kurz und plump, spindelförmig; sehr kleine Art von höchstens
1 Va— 2 mm Länge 6. nana Eschrch.
Thorakalsegmente (wie die Abdomen) mit nur je 1 Reihe Dorsalsetae; diese kurz anliegend,
in der Form von Schuppenhaaren.................................................................................8
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