als dick. Mit der Längenzunahme der einzelnen Glieder nimmt gewöhnlich auch die sekundäre
Gliederung zu, sowohl an Deutlichkeit als auch an Zahl.
D er hier besprochene Fühlertypus trifft hauptsächlich für die i . Subfamilie der L epis -
matinae zu, während die Fühler der meisten N ico letiin a e in einigen Punkten nicht unwesentlich
davon abweichen. Abgesehen von der viel geringeren Zahl der Glieder, kommt diesen
Fühlern auch ein bedeutend größeres 2. Glied zu, das ebenso lang oder nur wenig kürzer
als das 1. ist. A uch das 3. Glied ist noch relativ lan g ; dann erst folgen einige wenige sehr
kurze scheibenförmige Glieder, aber schon vom 6. oder 7. Glied an werden sie schon wieder
merklich länger, und sind gewöhnlich schon beim 10. Glied länger als dick. — Ein weiterer
Unterschied dieses Fühlertypus besteht in dem gänzlichen Fehlen oder wenigstens dem starken
Zurücktreten der sekundären Gliederung. Und endlich ist noch als ein sehr charakteristisches
Merkmal dieses Typus das häufige A u f t r e t e n v o n s e k u n d ä r e n S e x u a l c h a r a k t e r e n
anzuführen. Bei vielen A te lura- und Nicoletia-A rten ist nämlich im männlichen Geschlecht
das 2. Fühlerglied auf der Innenseite zu einem ziemlich großen, zahnartigen Fortsatz ausgezogen.
Ganz sonderbar verhält sich in dieser Beziehung N ico le tia subterranea Silv., indem
hier das 2. Fühlerglied beim cf auf b e id e n S e i t e n v e r s c h i e d e n g e b i l d e t i s t : rechts
ist es zu einem einfachen zahnartigen Fortsatz ausgezogen, links dagegen besitzt es einen
mächtigen bizarren Fortsatz, von dessen Ende wieder zwei lange Fortsätze, senkrecht zu
diesem, ausgehen.
b. Die Schwanzfäden (Cerci und Filum terminale).
Wenn ich im Anschluß an die Fühler die Schwanzfäden behandle, so tue ich dies
wegen der vielen Übereinstimmungen, welche zwischen beiden bestehen.
A lle Lepismatiden besitzen 3 Schwanzfäden, einen mittleren unpaaren und 2 paarige
laterale; ersteren bezeichnet man gewöhnlich als „ F i lu m t e rm in a l e “ , letztere als „ C e r c i “ .
Die Län ge der Schwanzfäden ist ungeheuer v a r iab e l: sie können einerseits länger sein als
der ganze Körper (T e rm op hila ), andererseits aber auch so kurz, daß sie das letzte Abdominal-
tergit kaum überragen (A te lu ra ) . Wenn demnach auch ihre Variationsamplitude eine bedeutend
größere ist als die der Fühler, so b e s t e h e n d o c h g a n z u n v e r k e n n b a r e B e z
i e h u n g e n z w i s c h e n d e r L ä n g e d e r l e t z t e r e n u n d d e r d e r S c h w a n z f ä d e n : A r t e n
m i t l a n g e n F ü h l e r n b e s i t z e n l a n g e S c h w a n z f ä d e n u n d A r t e n m i t k u r z e n F ü h l
e r n k u r z e S c h w a n z f ä d e n .
Wenn die Fühler niemals den Grad der Verkürzung erreichen wie die Schwanzfäden,
so hat dies seinen Grund in der verschiedenen biologischen und physiologischen Bedeutung
der beiden, indem den letzteren wohl zum T e il eine Schutz- und lokomotorische Funktion
zukommt, während die Fühler ein eminent wichtiges Sinnesorgan darstellen. —
A u ß e r dieser gleichsinnigen Entwicklungsrichtung finden wir noch anderweitige P a rallelen
zwischen Fühler und Schwanzfäden, nämlich bezüglich der G l i e d e r u n g . Dieselbe
ist ganz ähnlich wie bei den Fühlern, indem die Glieder an der Basis kurz und dick (scheibenförmig)
sind und gegen die Spitze immer länger und dünner werden, so daß sie hier viel
länger als dick sind. Ferner sind die einzelnen Glieder, wenigstens bei den langen Schwanzfäden,
vielfach noch sekundär gegliedert, wodurch die Ähnlichkeit mit den Fühlern besonders
auffällig wird. Bei den stark verkürzten, ich möchte fast sagen rudimentären Schwanzfäden,
wie sie besonders in der Gattung A te lu ra häufig sind, tritt naturgemäß die Fühlerähnlichkeit
mehr in den Hintergrund, sowohl bezüglich der Form als auch der Gliederung, welche letztere
in den extremsten Fällen sogar ganz fehlen oder wenigstens sehr undeutlich werden kann. —
Bisher betrachtete ich die 3 Schwanzfäden nur in ihren übereinstimmenden Momenten.
Wenn nun auch auf den ersten Blick die drei Anhänge als gleichwertige Gebilde erscheinen
mögen, so ergeben sich aber bei näherer Betrachtung dennoch n i c h t u n w e s e n t l i c h e
U n t e r s c h i e d e z w i s c h e n d em F i lu m t e rm in a l e e in e r s e i t s , u n d d e n b e id e n C e r c i
a n d e r e r s e i t s . Abgesehen davon, daß das Terminalfilum stets etwas länger ist als die Cerci,
so ist auch die Beborstung des ersteren eine andere als die der letzteren: die Borstenwirtel
des Filum term. sind gewöhnlich viel kräftiger als auf den Cerci und sodann findet sich auf
der ventralen Seite desselben noch ein mehr oder weniger dichter Besatz von abweichend
gerichteten, meist senkrecht abstehenden und tief gespaltenen Borsten, welche bei den Cerci
fehlen. Mit anderen Worten: D i e B e b o r s t u n g d e s F i l u m t e r m i n a l e z e i g t e in e
b i l a t e r a l s y m m e t r i s c h e A n o r d n u n g , d i e B e b o r s t u n g d e r C e r c i d a g e g e n in
d e r R e g e l e in e r a d i ä r e . Dadurch ist ein prinzipieller Unterschied zwischen beiden g e geben,
und wenn wir jetzt nochmals auf die Parallele, die wir oben zwischen den Schwanzfäden
und Fühlern gezogen, zurückkommen, so ist ohne weiteres klar, daß diese in weit
höherem und vollkommenerem Maße für die Cerci als für das Terminalfilum zutrifft. Dieser
Unterschied zwischen Cerci und Terminalfilum ergibt sich ferner mit besonderer Deutlichkeit
auch noch daraus, daß in allen Fällen, wo s e k u n d ä r e S e x u a l c h a r a k t e r e an den
Schwanzfäden auf treten, solche a u s s c h l i e ß l i c h d ie C e r c i b e t r e f f e n . Damit haben wir
aber zugleich eine neue Parallele der letzteren mit den Fühlern gewonnen, an welchen wir
ja auch sekundäre Sexualcharaktere kennen gelernt haben. Und.diese Parallele ist um so berechtigter,
als die Veränderungen an den Cerci ebenfalls auf die Basis beschränkt sind wie dort
und, als sie gewöhnlich mit dem Auftreten von sekundären Sexual Charakteren an den Fühlern
Hand in Hand gehen, d. h. nur bei solchen Arten Vorkommen, bei denen auch die Fühler
des c f modifiziert sind. Also auch hier können wir wieder eine gleichsinnige Entwicklungsrichtung
bei Fühler und Cerci konstatieren. —
Dem verschiedenen Verhalten der drei Schwanzfäden entspricht auch die verschiedene
m o r p h o lo g i s c h e B e d e u t u n g , die dem Terminalfilum und den Cerci zukommt. Ohne auf
die vielen früheren abweichenden Ansichten,1 die von H a a s e , G r a s s i , P e y t o u r e a u , V e r -
h o e f f und anderen über dieses Thema ausgesprochen wurden, einzugehen, wende ich mich
gleich zu den Ergebnissen H e ym o n s ’, da diese am besten begründet sein dürften. Nach
diesem Forscher haben wir in dem F i lu m t e rm in a l e d a s v e r l ä n g e r t e T e r g i t u n d in
d e n C e r c i d ie v e n t r a l e n G l i e d m a ß e n e i n e s 11. A b d o m i n a l s e g m e n t e s zu erblicken.
Das Vorhandensein eines solchen Segmentes konnte H e ym o n s am Embryo von
Lep ism a saccharina mit aller Sicherheit nachweisen und zwar dadurch, daß er eine kleine
11. Sternitanlage auf fand, innerhalb welcher ein selbstständiges Ganglion sich entwickelt. Dieses
11. Segment bildet sich aber bald wieder zurück und nun treten die Anhänge desselben, die
Schwanzfäden, entweder mit dem 10. oder mit dem Analsegment (Telson) in Verbindung.
Dieselben sind in übersichtlicher Weise bei H e ym o n s (99) dargestellt.