A n h a n g .
Zur Kenntnis der Naididen.
Von'.
Dr. W . M ich a e lsen (Hamburg).
M it e in e r A b b i ld u n g im T e x t .
Die vorliegende kleine Arbeit beruht der Hauptsache nach auf der Untersuchung des
Oligochäten-Materials, welches Herr Prof. E . v. D a d a y (Budapest) aus Süßwasserplankton-
Fängen von P a r a g u a y ausgelesen hat. Diese Oligochäten gehören, soweit sie genügend
gut konserviert und bestimmbar sind, der Familie Naididae an. A n dieses Material schließe
ich einige wenige Naididen-Exemplare an, die Herr Prof. K. K r a e p e l i n (Hamburg) während
seines Aufenthaltes auf Java sammelte. A u ch einige ältere Materialien des Naturhistorischen
Museums zu Hamburg wurden zur Nachuntersuchung herangezogen.
D e ro S c hm a rd a i n. sp.
Diagnose: D im en s ion en : Dicke max. 0,22—0,25 mm. Einzeltiere (incl. Palpen) 2,2—2,6 mm
lang, Segmentzahl 18— 21, Doppeltiere ca. 2,8 mm lang, Segmentzahl ca. 24 (15+9).
K o p f la p p e n kurz, gerundet.
A u g en fehlen.
Borstenloses H in te r e n d e cylindrisch, hinten dorsal aufgeschlitzt, im Innern 2 (3?) Paar kleine
(nicht hervorragende) K iem en bergend, mit 2 an der ventralen Partie des hinteren Randes entspringenden
langen, fadenförmigen Pa lp en.
D o r s a le B o r s t e n b ü n d e l: vom 6. Segment an vorhanden, mit einer mäßig langen Haarborste
(viel kürzer als der Körperdurchmesser) und einer Schaufel- oder Fächerborste, deren im spitzen Winkel
divergierende Zinken durch eine glatte Spreite verbunden sind.
V e n t r a le B o r s t e n b ü n d e l: am 2 .- 5 . Segment mit 6— 8 schlanken Gabelborsten, deren obere
Zinke deutlich länger als ihre untere Zinke ist; an den folgenden Segmenten mit 6 oder 5, seltener mit 4,
sehr selten mit 3 Gabelborsten, die deutlich kürzer und plumper sind als die der vorderen Segmente, und
deren obere Zinke dünner als die untere und ebenso lang, wenn nicht etwas kürzer, ist.
F u n d o r t: P a r a g u a y (Daday leg.), -
E s liegen mir viele Exemplare einer A r t vor, die ich anfangs für identisch mit
S c h m a r d a s Aulophorus discocephalus1 von Jamaica hielt. Eine genauere Prüfung ergab
1 L. K. S c h m a r d a , Neue wirbellose Tiere, Bd. I, 2. Hälfte, p. 9, Taf. XVII, Fig. 151.
jedoch, daß sie in der Zahl der Borsten der ventralen Bündel sehr stark von letzterer abweicht,
und daß sie demnach als besondere A r t angesehen werden muß. Zweifellos aber
steht sie dem A. discocephalus nahe und gestattet uns einen Rückschluß auf gewisse fra g liche
Charaktere desselben. Ich füge hierauf bezügliche Erörterungen in die Beschreibung
der Dero Schmardai ein, und will hier nur folgendes feststellen: Aulophorus ist als synonym
zu Dero anzusehen; Aulophorus discocephalus als Dero discocephala zu bezeichnen.
D . discocephala (S c hm a r d a ) mag als gute A r t angeführt werden, nachdem durch Untersuchung
einer verwandten A r t (der D. Schmardai) die Zweifel über gewisse Eigenheiten ge hoben
sind. D . discocephala lä ß t sich von D. Schmardai durch die geringere Borstenzahl
sicher unterscheiden. N a ch S c h m a r d a sollen die Borsten bei seiner A r t in den ventralen
Bündeln „zu dreien“ stehen. Bei D . Schmardai fand ich eine derartig geringe Zahl nur
selten, und nur in einzelnen der letzten Segmente, die gewöhnlich nicht als maßgebend für
die Borstenzahlen angesehen werden; ich fand im allgemeinen am Mittelkörper 4— 6; am
.Vorderkörper 6— 8 Borsten in einem ventralen Bündel.
Ich lasse eine eingehende Beschreibung der Dero Schmardai folgen:
Die vorliegenden Tiere sind größtenteils fre i; einige wenige aber stecken in fast cy-
lindrischen, nur sehr schwach nach hinten konvergierenden R ö h r e n , die der Beschreibung
der Röhren von Aulophorus discocephalus entsprechen. Sie sind innen glatt, drehrund.
Bei einem sehr jungen T ie r bestand die Röhre aus gleichmäßigen, sehr feinen, eben zusammengekitteten
Sandkörnern. Die Röhren der größeren Tiere sind äußerlich durch Auf-
kittung von Algenfäden und Pflanzenspreu viel unregelmäßiger gestaltet und verhältnism
äß ig dick.
Die D im e n s io n e n sind im allgemeinen wenig verschieden. Die Dicke beträgt im
Maximum 0,22— 0,25 mm, die Län ge der Einzeltiere (inkl. Palpen) 2,2— 2,6 mm bei einer
Segmentzahl von 18— 21. Einige T ie re zeigen eine einzige Sprossungszone. Diese Tiere sind
etwas größer, etwa 2,8 mm lang, bei einer Segmentzahl von ca. 24 (z. B. 1 5 + 9 ) .
Das Vorderende in der Region des Schlundes ist meist etwas angeschwollen.
Der K ö p f la p p e n ist kurz, gerundet. A ü g e n fehlen.
Das H in t e r e n d e ist sehr charakteristisch gestaltet. A n das letzte borstentragende
Segment schließt sich ein nicht oder kaum merklich erweitertes, annähernd cylindrisches
borstenloses Glied an, das meist etwas länger als dick ist. Dieses Endglied, welches dem
K i em e r in ä p f anderer Dero-Arten entspricht, ist dorsalmedian vom Plinterrande her aufgeschlitzt,
jedoch nicht in ganzer Länge, sondern nur etwa in der Länge des hinteren Drittels
oder der hinteren Hälfte. Im Innern dieses cylindrischen Endgliedes, dessen Lumen direkt
in den Enddarm übergeht, finden sich kleine paarige K iem e n . Dieselben treten bei keinem
der vorliegenden Stücke nach außen h e rv o r ; sie sind demnach erst an Querschnitten erkennbar.
Die Zähl d e r . Kiemen ließ sich nicht ganz sicher feststellen. Die meisten Schnitte
einer Querschnittserie ließen zwei Paar erkennen, ein Paar umfangreichere untere und ein
Paar kleinere gerade darüber stehende; in den extremen Querschnitten war nur ein einziges
Paar, das untere, getroffen. E s sind demnach mindestens zwei Paar vorhanden. Ich halte
es aber nicht für ausgeschlossen, daß die größeren unteren Kiemen durch eine in der Querschnittserie
nicht zur Anschauung kommende Lücke gespalten sind, also vielleicht zwei Paar
hintereinanderliegende Kiemen darstellen. Vielleicht sind also drei Paar Kiemen vorhanden,