chaden wohl bemerkbar, ja sogar ganz empfindlich werden. Besonders schädlich wird sie
dann vor allem dadurch, daß sie nicht nur an die Speisevorräte etc., sondern auch an
andere Gegenstände, wie Papier- und Lederwaren und auch Wollstoffe geht und diese durch
Benagen beschädigt und zerstört. So soll manche Bibliothek unter dem Zerstörungswerk
dieser Lepisma erheblich gelitten haben (cfr. H a g e n S6). Auch Naturaliensammlungen, vor
allem Herbarien, werden häufig von dem „Zuckerga st“ heimgesucht.
Die 2. der obengenannten Hauslepismen, Tliermobia domestica Pa ck (= T h für-
norum Rov.) scheint mit besonderer Vorliebe in Bäckereien sich aufzuhalten, wenigstens
wurde sie von G r a s s i und R o v e l l i (t;o) und von O u d em a n s (89) regelmäßig dort angetroffen.
E s durfte vielleicht mehr die erhöhte Temperatur, die in den Bäckereien herrscht
als das dort vorhandene Mehl sein, welches die Tiere anzieht; denn einerseits treiben sich
dieselben fast immer m der Nähe des warmen Ofens herum, und andererseits sind sie in
ihrer Nahrung nicht nur auf Mehl angewiesen, sondern fressen auch Brot, Zucker und sog
ar Papier. Durch letztere Eigenschaft sollen sie nach H a g e n (86) ebenso wie die L e p
sac ch ann a den Bibliotheken recht gefährlich werden können. A uch tierische Kost verschmähen
sie nach O u d em a n s (89). nicht, indem dieser beobachtete, daß „sie ihre toten
rtgenossen auffraßen“ . In den Bäckereien Amsterdams sind sie so häufig, daß sie es ebenfalls
zu einem Vulgärnamen gebracht haben: man nennt sie dort „Snijders“ (Schneider) oder
„Ovenvogeltjes“ (Ofenvögelchen). —
D ie dritte Haus-Lepismatide ist die riesige A c r o te ls a c o lla r is F b .; sie vertritt unsere
sac ch ann a in den Tropen, d. h. sie scheint nach den allerdings nur sehr spärlichen vorliegenden
Berichten eine ganz ähnliche Lebensweise wie diese zu führen. Gemäß ihrer bedeutenden
Große Wird ; natürlich auch der Schaden, den sie anrichtet, ungleich g röß e r sein. Nach
T em p l e t o n (43) leiden die Bibliotheken in den Tropen arg darunter. —
■1 ■ 1St S° 21emllch ^ V w a s über das Vorkommen und die Ernährungsweise der
„freilebenden“ Lepismatiden bekannt ist.
Über andere Punkte aus der Biologie, wie z. B. über die Zahl der Häutungen, über die
Fortpflanzung u. s. w. sind wir noch schlechter unterrichtet. Das einzige, was wir in dieser
Hinsicht wissen, sind die Angaben von H e ym o n s (97) über die Eiab lag e von L ep ism a
sac ch ann a L. Genannter Forscher schreibt darüber (p. 584)«),Die Fortpflanzung von Lepisma
findet wahrend der warmen Jahreszeit statt. Während der Sommermonate, hauptsächlich, im
Juni und Juli, zum T e il auch schon im Mai oder noch im A ugust legt das Weibchen seine
Eier. Die letzteren werden mit Hilfe des langen Legebohrers in der Reg e l in: Spalten und
Vertiefungen eingeschoben, zum T e il aber auch einfach frei abgelegt. D ie in Gefangenschaft
gehaltenen Weibchen pflegten zur A b la g e ihrer E ie r mit Vorliebe faserige Gewebe, z. B.
Wollenstoffe, sich auszuwählen. Zwischen die Fasern wurde das E i dann hineingeschoben.“ —
Etwas eingehender als die „freilebenden“ sind die m y rm e c o p h i l e n u n d t e rm i t o -
p h i l e n L e p i sm a t id e n beobachtet worden. D ie Zahl derselben ist ziemlich groß, wie unten
aus dem im Anhang I aufgestellten Verzeichnis ersichtlich ist. Die Gattungen, welche myr-
meco- resp termitophile Formen enthalten, sind fo lg en d e : L ep ism a , L ep ism in a , S ilm s tr e lla ,
ß rw n s ie l la und A telura- Mit Ausnahme von L ep ism a und L ep ism in a sind diese Gattungen
r e in myrmecophil resp. termitophil, d. h. sie enthalten gar keine freilebenden, sondern ausschließlich
mit Ameisen oder Termiten vergesellschaftete Formen.
Was nun d ie B e z i e h u n g e n d e r L e p i sm a t id e n zu d e n A m e i s e n r e s p . T e r m
i t e n betrifft, so sind sie wahrscheinlich bei allen Formen die gleichen: das Verhältnis ist
kein ausgesprochen freundschaftliches, auch kein offen feindliches, sondern vielmehr ein „ in d
i f f e r e n t e s “ ; d .h . die Lepismen werden von den Ameisen und Termiten in ihren Nestern
nur geduldet, und zwar, wie W a s m a n n (94) annimmt, nur deshalb, „weil sie von denselben
wenigstens unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht erwischt werden können“ . W ir haben hier
also ein gänzlich e i n s e i t i g e s V e r h ä l t n i s v o r u n s , in w e l c h em l e d i g l i c h d ie L e p
i sm e n V o r t e i l e g e n i e ß e n . Und diese sind nicht gerin g: einmal besitzen sie in dem
Ameisennest eine angenehme, gleichmäßig temperierte Wohnung, sodann befinden sie sich
unter dem Schutz der gewaltigsten Großmacht unter den Insekten und endlich finden sie in
den Abfällen und Vorräten der Ameisen stets reichliche Nahrung. D a ß sich die Lepismen
auch an der Brut der Wirte vergreifen sollten, wie das sonst bei so vielen anderen Myrmecophilen
beobachtet wurde, halte ich nicht für wahrscheinlich; denn einmal sind doch die
Lepismen von Haus aus in erster Linie Vegetarianer, und zweitens machen sie auch in
ihrem Benehmen durchaus nicht den Eindruck von blutdürstigen Räubern, sondern lassen
sich vielmehr mit ängstlichen, scheuen Dieben oder Bettlern vergleichen, die froh sind, wenn
sie irgendwo eine Kleinigkeit von dem Überfluß der Reichen erhappen können.
Nach meinen eigenen Beobachtungen (03) an L ep ism in a emiliae halten sich diese
„G ä s te “ die meiste Zeit im Sand vergraben oder sonstwie vor ihren Wirten versteckt; nur
selten kommen sie zum Vorschein. Blitzartig, • stoßweise huschen sie dann durch das Nest
und halten sich da und dort an verschiedenen Abfällen einen Moment auf, um daran zu
schnuppern, und dann ebenso schnell wie sie gekommen, wieder zu verschwinden. Die Ameisen
verhielten sich dabei gewöhnlich ganz indifferent, höchstens daß sie bei der Begegnung
mit einem solchen Gast einen Augenblick stutzten und ihre Kiefer öffneten, ohne aber den
Fremdling wirklich anzugreifen oder zu verfolgen. Auch S i l v e s t r i (03) berichtet von einigen
termitophilen Ateluren, daß diese auf ihre Wirte nicht den geringsten Eindruck machten,
sondern ruhig unter den Termitenarbeitern herumliefen, ohne von ihnen irgendwie belästigt
zu werden. E r sah sogar auf dem Rücken der Königin eine A te lu ra ungestraft herum-
klettem. Letztere Beobachtung legt mir die Vermutung nahe, ob diese Ateluren vielleicht
dem Sekret der Termiten nachgingen, ebenso wie sich die Ameisengrillen (Myrmecophila)
und auch einige Kä fer (Piochardia = Oxysoma-Arten) von dem Sekret der Ameisen teilweise
oder ausschließlich ernähren.
Eine ganz eigenartige Ernährungsweise berichtet J a n e t (97) von der bei uns vorkommenden
myrmecophilen A te lu ra fo rm ica ria Heyd. — D a die J a n e t sehen Beobachtungen
die eingehendsten sind, welche wir über myrmecophile Lepismatiden überhaupt besitzen, so
möchte ich dieselben hier etwas ausführlicher mitteilen: Genannter Forscher setzte eine A n zahl
der genannten A te lu ra ohne Ameisen und eine Anzahl mit Ameisen in künstliche Nester.
Die ersteren ließen sich beinahe drei Jahre am Leben erhalten unter Darreichung von Honig,
Zucker, Mehl, E igelb etc., woraus hervorgeht, daß also die Ateluren nicht unbedingt auf die
Gesellschaft der Ameisen angewiesen sind.
D ie anderen Individuen, welche mit den Ameisen (L a s iu s m ix tu s ) zusammen gehalten