III. Nematoda.
Hinsichtlich der Nematoden von Südamerika hat meines Wissens A . C e r t e s die
ersten Daten 1889 (2. a) veröffentlicht, als er die neuen A rten Dorylaimus Giardi und
Eubostrichus Guernei vom Feuerland beschrieb. Bald darnach 1902 verzeichnete ich Dorylaimus
superbus Man. aus Chile. Bei meinen derzeitigen Untersuchungen habe ich nachstehende
20 Arten beobachtet, welche für die Fauna von Südamerika insgesamt neu sind;
drei derselben, und zwar Trilobus gracilis Bast., Dorylaimus stagnalis Bast, und Mon-
hystera paludicola d. M., sind auch aus anderen Weltteilen bekannt, die übrigen 18 Arten
aber sind zur Zeit als charakteristisch für die Fauna von Paraguay und Südamerika überhaupt
zu betrachten.
Gen. Aphanolalmus de Man.
Aphanolaimus de Man, 5, p. 34, Taf. I, Fig. 4.
Von diesem Genus waren bisher b loß europäische und neuguineische Arten bekannt,
und zwar zwei, d. i. A . attentus d. M. und A. aquaticus Dad. aus Europa, drei aber, und
zwar A . papillatus Dad., A. tenuis Dad. und A . brachyurus Dad. aus Neu-Guinea, deren
erstere in feuchter Erde, an den Wurzeln von Grammineen, die übrigen dagegen in Sü ß wässern
Vorkommen. In dem mir vorgelegenen Plankton-Material aus Paraguay ist es mir
gelungen, die nachstehend beschriebenen zwei neueren Arten aufzufinden.
81. A p h a n o laim u s A n isitsi n. sp.
(Taf. II, F ig. r— ¿Q ;'"
Der Körper des Männchens und Weibchens ist gleicherweise gegen beide- Enden auffällig
verjüngt, so zwar, daß das hintere Ende nicht viel dünner ist, als das vordere; die
Mundrundung ist fast viermal' kleiner, als der Durchmesser des Körpers am hinteren Ende
des Oesophagus (Taf. II, F ig. 12). D ie äußere Kutikularschicht des Körpers ist sehr dünn
und glatt, die mittlere hingegen ziemlich dick und geringelt, die R in g e aber sind sehr
schmal. In der ganzen Körperlänge zieht eine scharfe Seitenlinie und außerdem zeigt sich
nahe zum vorderen Körperende je ein scheibenförmiges Seitenorgan (Taf. II, F ig . 3).
Der freie Rand der Mundöffnung erscheint in der Mitte vertieft, bildet jedoch keine
wirklichen Lappen. In der Mund-, bezw. Oesophagushöhle liegen keine Kutikulargebilde und
die Mundhöhle scheint gänzlich zu fehlen. A n der Basis der Mundwandung erheben sich
sechs feine Borsten (Taf. II, Fig. 3).
D e r Oesophagus ist auffallend dünn, in seiner Wandung zeigen sich keine Muskelfasern;
er ist in der ganzen Län ge fast gleich dünn, geht unbemerkt in den Magen über und
überragt ein Fünftel der Körperlänge nicht oder nur wenig. Am Berührungspunkte desOesophagus
und Magens ist am Bauche eine mächtige einzellige Drüse, welche den Oesophagus
aus der Mittellinie beiseite schiebt und auch die Magenwandung vertieft, ihr Ausführungsg
an g geht nach vorn, wo sie aber endigt, vermochte ich nicht festzustellen (Taf. II, Fig. 4).
In der Magenwandung vermochte ich die Umrisse, von Zellen nicht wahrzunehmen
und wie es scheint, besteht sie bloß aus granuliertem Protoplasma.
Das weibliche Genitalorgan ist paarig, das obere Ende des vordem von dem hintern
Ende des Oesophagus gerade so weit entfernt, wie von der Genitalöffnung, — das untere
Ende des hintern liegt doppelt so nahe zur Genitalöffnung als zur Afteröffnung. Die weibliche
Genitalöffnung liegt in der Körpermitte, doppelt so nahe zürn hintern Ende des Oesophagus,
als zur Afteröffnung (Taf. II, Fig. 1).
Der Ploden liegt ungefähr in der Körpermitte unter dem Magen (Taf. II, F ig. 2),
Der Schwanz is t bei beiden Geschlechtern von der Afteröffnung an plötzlich verjüngt,
an der Endspitze zeigt sich ein kegelförmiges Ausführungsgebilde, im Innern vermochte ich
keine Drüsen, bloß granuliertes Protoplasma wahrzunehmen. Beim Männchen erheben sich
am Bauch, vor der Afteröffnung, neun praeanale Papillen in gleicher Entfernung voneinander,
an deren Spitze je ein krallenförmiges, aus Kutikula bestehendes Drüsenausführungsgebilde
sitzt (Taf. II, F ig. 6).
Die Spicula sind sichelförmig gekrümmt, an beiden Enden spitzig, das äußere indessen
spitziger als das innere, in der Mitte erhebt sich ein stumpf gerundeter breiter Flügel und
hier sind sie am breitesten, dahinter liegt ein stäbchenförmiger kleiner Kutikularkörper, der
gleichsam die Nebenspicula repräsentiert, aber auch fehlen kann (Taf. II, Fig. 6).
E s lagen mir mehrere Männchen und Weibchen vor, die Größenverhältnisse derselben
sind folgende:
Weibchen Männchen
Körperlänge 1,2— 1,4 mm 1 ,4 8 1 ,6 mm
Oesophaguslänge a |||>,22— 0,27 mm 0,24 mm
Schwanzlänge 0,13^-0; 19 mm 0,13— 0,15 mm
Größter Durchmesser 0,03— 0,05 mm o,o24f g o 3 mm.
Fundort C e r r o N o a g a , Oroyo; A r e g u a , der Bach, welcher den W e g nach der
Laguna Ipacarai kreuzt; P i r a y u , Pfütze bei- der Ziegelei; C e r r o L e o n , Banado. Mit
Rücksicht auf die Anzahl der Fundorte ist diese A r t als häufig in der Fauna von Paraguay
zu betrachten.
Diese A r t steht sehr nahe zu Aphanolaimus attentus d. M., A. aquaticus Dad. und
A. multipapillatus Dad., unterscheidet sich indessen von den beiden ersteren nicht nur
durch die Anwesenheit der großen Drüse unter dem Oesophagus, sondern auch durch die
größere Anzahl von praeanalen Papillen, deren beim Männchen von A. attentus d. M. bloß
fünf, bei dem von A. aquaticus Dad. bloß sechs vorhanden sind, außerdem besitzt erstere
auch postanale Papillen. Dem A. multipapillatus Dad. gleicht die neue Art insofern, als
an beiden Drüsen unter dem Oesophagus vorhanden sind, unterscheidet sich indessen von
derselben durch die geringere Anzahl der praeanalen Papillen, denn A. multipapillatus Dad.
weist deren 10 auf, und auch seine Spicula haben eine ganz andere Struktur. Den Namen
erhielt die neue A r t zu Ehren des Sammlers, Prof. J. D. A n i s i t s .
Zoologlca. Heft *i. 7