Viehzucht zu Gute kömmt, denn -nur der geringere Theil wird, da es unrein
und namentlich stark mit Salpeter versetzt ist, für die Bedürfnisse
der Menschen verwendet. . Die in dem hiesigen Registo eingenommenen
Geldsummen werden von einem. Theile des hier garnisonirenden Dragoner-
detachemeüts nach Villa Rica eskortirt, denn dorthin gehört 31alhada,
obgleich es nördlich von dem Rio V e rd e Grande, und also im Gebiete
der Provinz von Bahia liegt. Man klagte, dass eben dieses Jahr eine Eskorte
mit zwei Contos de Reis schon mehrere Tagreisen entfernt (sie war
uns eine Tagreise vor Contendas begegnet), von der Versuchung überwältigt,
an den Rio de S. Francisco zurückgekehrt sey, sich einen Nachen
durch Drohungsn erzwungen, und im Besitze ihres Raubes auf dem
Strome nach- den nördlichen Provinzen geflüchtet habe. ~ Nur selten bleiben
solche Veruntreuungen selbst in dem grossen und zum Theile unbevölkerten
Lande sicher vor dem Arm der Gerechtigkeit und ungestraft,
aber sie können bei der dermaligen Lage der Dinge und der Art der Administration
kaum vermieden werden.
Malhada ist wegen seiner ungesunden Läge vor allen Ortschaften
am Rio de S. Francisco übelberüchtigt, und wir beschlossen daher nur
so-lange zu verweilen, • bis w ir unsern Trupp von neuem vollzählig, gemacht,
und mit den Bedürfnissen für die Reise nach Bahia versehen hätten.
Die blassgelben Einwohner des kleinen Oertchens, die abgezehrten
Soldaten aus Minas, welche sich hier wie in einer gefährlichen Verbannung,
betrachteten, und die zahlreichen Kranken welche uns ihre Leberund
Milzverhärtungen- klagten, beurkundeten nur zu deutlich, dass ein
langer Aufenthalt in dieser Gegend auch an uns , die w ir allmälig die Folgen
erduldeter Strapatzen zu fühlen begannen, sein Recht üben werde.
Ueberdiess konnten w ir hier auf keine Ausbeute für unsere Sammlungen
rechnen, denn die Vegetation w a r durch die andauernde Hitze gänzlich verschwunden
, die Grasplätze waren in kahle, mit dürren Halmen überstreute
Tennen verwandelt; selbst, am Ufer des Flusses hatten viele Bäume die
Blätter verloren; nur in den henachbartenr an Kaimans und grossen
Schlangen reichen Teichen war noch lebhaftes Grün sichtbar, und auf den
entlaubten|Bäumen irrten Schaaren von schönfiedrigen Tanagren (Tanag
ra brasiliensis, Lath.) umher. Die Gebirgsformation ist hier, wie auf der
westlichen Seite des Stromes und , längs demselben abwärts bis zur Villa
de Urubu, Kalkstein. Nördlich von der letzteren befindet sich in einem
Kalksteinberge eine grosse Höhle, deren Ruf durch die Wallfahrten nach
der benachbarten Capella do Bom Jezus da Lapa weit verbreitet ist.
Unseren Sammlungen, dem Ertrage der Reise von Villa Rica aus,
widmeten w ir hier eine ganz besondere Sorgfalt. W i r verpackten sie, weil
das inländische Holz zu dicht und schwer ist, in Kisten von Tannenholz,
Worin die zierlichen Töpferwaaren Oporto’s nach Brasilien geführt werden
, und überzogen jene zur Sicherheit noch mit Rindshäuten. Das ganze,
ansehnliche Gepäcke machte einen Trupp von zwanzig Lastthieren noth-
wendig, mit welchem eine Reise von mehr als hundert Meilen zu machen,
in diesem Jahre, wegen gänzlichen Wassermangels in dem zu durchreisenden
Landstriche, eine schwierige Aufgabe war. Die Gefahren dieser Reise
wurden uns von vielen Landeskundigen vorgehalten, welche bei Gelegenheit
eines Kirchenfestes zu Ehren unserer Lieben Frau vom Rosenkränze,
der Patronin der Schwarzen und Mulatten, mit ihrem gleichfarbigen Geistlichen
von Urubu. und andern, mehrere Tagreisen entfernten Orten, in
lUalhada zusammenkamen. W i r wollten uns aber lieber diesen uns noch
unbekannten Schrecknissen aussetzen, als nochmals die Mühseligkeiten einer
Reise während der Regenzeit auf uns nehmen, und so begaben wir
uns, begleitet von vier neu angenommenen Treibern, am 29. Sept. Abends
auf die Reise, voll Sehnsucht, in Bahia, an der Schwelle des Alles verbindenden
so wie trennenden Oceans, dem Vaterlande wieder näher zu
treten.
Anmerkungen zum ersten Kapitel.
( 1;) Die Bevölkerung der Provinz von Goyäz wird nach den officiellen Zusammenstellungen
von Pizarro, deren Mittheilung. ich dem Herrn Marschall Felisberto Caldeira Brant
F ontes zu Bahia verdanke, (im Jahre 1821) folgendcrmassea angegeben:
freie Menschen 2i,25o I( .-3_ 7,2__5 0 H Sclaven 16,0001
II. Theil. 75