Funken sprühten, begegneten uns öfter, und erinnerten an jene Säulen,
welche einst den Israeliten in der Wüste den W e g zeigten. Als w ir uns
dem kleinen Flüsschen Paratinga näherten, welches in den Rio Urug
u a y , einen Tributär des Rio de S. Francisco fällt, ging dié Sonne
auf, und beleuchtete vor uns eine weitausgedehnte, gegen Westen ansteigende,
hie und da von Gräben und Wällen durchschnittene Hochebene.
Einzelne Palmengruppen vermögen nicht, die Monotonie dieser Gegend*)
zu unterbrechen. Nach einem ermüdenden. Marsche gelangten w ir an den
Rand des tiefen Paranan- Thaies ( Fein) , in welches w ir einen steilen,
steinigen W e g , wenigstens eine Legoa lang, hinabstiegen. W i r überzeugten
uns bald, dass w ir nun die Quadersandstein-Formation, die man
gewöhnlich auf die des bunten Sandsteines folgen lässt, betreten hätten.
Die Farbe des Sandsteines ist graulich- weiss , oder vom Eisenoxyde
mehr oder weniger unrein .ockergelb und ziegefroth gefärbt. Die Quarzkörner
sind mit einem thonichten Bindemittel fest verkittet. Eine deutliche
Schichtung ist nicht zu bemerken; jedoch durchsetzen diesen Sandstein
schmale Klüfte und Trümmer jenes Gemenges von wenig Thoneisenstein
und vielen festen Quarzkömem, das allenthalben unter der Benennung
Pan^eisenstein bekannt ist. Da er der Verwitterung trotzt, so findet
man überall zerstreute Geschiebe. Auf einem Zuge dieses Sandsteingebirges
haben sich hie und da im F ä o Flötze eines gelblich grauen eisenschüssigen
Mergels, oder auch eines graulichen Schieferthones aufgelagert.
Sie streichen in Stunde Eins von N. O. nach S. W .
Der westliche Abhang dieses Gebirges, welches sich, nach den
Berichten der Einwohner, von der HocKébene bei dem Arraycd. dos Cou-
ros (der Chapada dos Couros) weit nach Norden erstreckt, und die
Wasserscheide zwischen den östlichen Nebenflüssen des Rio Tocantins
und den westlichen des Rio de S. Francisco bildet, gehört schon nicht
mehr der Provinz von Minas Geraös, sondern Goyaz zu. In dem Thale
angelangt, befanden w ir uns also auf einem andern Gebiete, und wir
richteten unsere Schritte nach dem Grenzposten, Contagem de S. Maria,
*) Vergleiche Cie Ansicht dieser, an der Meinen Buriti- und an der Indaji• Palme reichen
Gegend in Mart. Palm, t,
wo unsere Effecten gemäss den Empfehlungsbriefen der Regierung, so
wie beim Eintritte in die übrigen Provinzen des Reiches, keinem Zollgesetze
unterlagen, welches sonst hier für jede Arroba eingeführter Waa-
ren zwölfhundert und fünfzig Reis Zollgebühren bestimmt.
Die nächste Umgebung dieses Grenzpostens war durch die Eigen-
thümlichkeit der Vegetation und durch die fühlbare Verschiedenheit des
Klima ganz geeignet, um uns zur Weiterreise, entweder in das Stromthal
des Tocantins, oder nach dem Hauptorte der Capitanie, der Killa
B o a , jetzt Cidade de Goyaz aufzumuntern, allein unser Reiseplan war
durch die Anweisung der Wechsel nach Bahia und durch den Mangel of-
ficieller Empfehlungen für die nördlichen Provinzen, welche der K. K.
österreichische Gesandte, Herr Baron von N eveu , uns ebenfalls in jene
Stadt zu senden versprochen hatte, zu sehr fixirt, als dass w ir uns eine
solche Abweichung von demselben hätten erlauben dürfen; und da wir
später erfuhren, dass unser Freund, HerrDr. P ohl, diese centrale Provinz
zum besondern Gegenstände seiner Untersuchung gemacht habe, so konnten
w ir uns über die früher gewählte Richtung unserer Reise beruhigen,
so schwer es uns auch im Augenblicke fiel, an der Schwelle eines so interessanten
Landes umkehren zu müssen. Wa s w ir in dieser Beziehung
am meisten bedauerten, wa r , früher keine so genaue Kenntniss von der
Reise auf dem Flüsse Tocantins nach Para gehabt zu haben, welche uns,
nach den hier eingezogenen Notizen, sehr lehrreich und minder gefährlich
schien, als w ir vermutheten. Das tiefe Stromthal des Rio Paranan, oder
wie es die Einwohner nennen, der Väo do Paranän',c) , dessen hüglich-
te Ebene in der Nähe von Confägem de S. Maria von zahlreichen klaren
Bächen (wie dem Riachdo de Gamelleira, de B u r iti, de S. Maria)
durchschnitten, und von einzelnen kleinen Meierhöfen, zwischen Gebüschen
und Wäldchen der IAdajä-Palme, bedeckt ist, erweitert sich gegen
Norden bis auf zwanzig und mehr Legoas Breite* Sowie der Ge-
*.) p£e Einwohner sprechen Parandh. Wir folgen der von mehreren brasilianischen
Schriftstellern eingeführten Schreibart: Parandn oder Parann an , nm den Namen von dem
ursprünglich gleichbedeutenden der Provinz P a r and und anderer Orte zu unterscheiden. Pa-
rand heisst in der Tupi-Sprache grosser Fluss, grosses Wasser.
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