welche sehr schmackhaft ist, wird nur während der ersten Regenmonate, der
sogenannten grünen Zeit {Pferde), bereitet. Die animalische Kost und die
Beschäftigungen der Sertanejos in dieser und in den nördlicheren Gegenden
äussem einen auffallenden Einfluss auf Gemüthsart und Leibesbeschaffenheit.
Ein fröhlicher, jovialer, treuherziger, gutmüthiger Character spricht aus
den runden Gesichtszügen dieser wohlgenährten, kräftigen und‘ arbeitsamen
Menschen. Das Geschäfte, die zahlreichenHeerden zusammenzuhalten, gegen
wilde Thiere zu beschützen, oder einzufangen, übt die Ausdauer und
und Körperkraft, so dass man hier mitten in einem heissen Tropenlahde
nordische Festigkeit und Thatkraft bewundern muss; Freilich bleiben in
dem einförmigen Kreise solcher Beschäftigungen viele Anlagen und Richtungen
des Gemüthes unentwickelt, und der Bewohner von Piauhy unterscheidet
sich durch seine prunklose Einfalt und prosaische Gemüthsart
auffallend von dem schlanken, verfeinerten und poetischen Mineiro. Nachdem
wir in Terra IVova, einem Meierhofe des Cömmandanten vön Joa-
z e ir o , welcher uns hier mit vieler Aufmerksamkeit empfangen Hess, ein,
für die Abgelegenheit des Landes köstliches , Mahl eingenommen hatten,
reisten wie über grünende Wiesen noch einige Legoas weit bis zu der
Fazenda do Born Jardim, wo w ir in der Nähe eines grossen Teiches
übernachteten. Eine Menge von Ochsenfröschen erfüllte die Luft mit ihren
sonderbaren pauckenähnHchen Tönen. Diese Thiere schienen das
Licht nicht zu fürchten, denn sie kamen während der Nacht in Zügen zu
unsernFeuern heran, so dass w ir , bemüht die eckelhaften Gäste von uns
abzutreiben, und überdem von Milliarden giftiger Mosquiten gequält, die
ganze Nacht nicht schlafen konnten. Die drei folgenden Tagmärsche, auf
welchen w ir die Fazendas Amargosa, Cruz d e V a le r io , M a r i, An-
jic a l, de S. Antonio, A leg r e , Anjico passirten, boten nichts Merkwürdiges
dar. Am ersten Tage trafen w ir noch mehrere kleine Bäche, welche
in den Rio Pontal fallen sollen, während der Dürre aber, wie dieses
Flüsschen selbst, versiegen. Späterhin ward das Terrain trockner,
abwechselnd bedeckt mit Wiesen oder mit hohervCatingaswaldung, 'die
so eben ihre Blätter zu" entfalten begann. Die Gebirgsärt ist überall Granit,
hie und da in Gneiss oder Glimmerschiefer übergehend, und ohne
deutliche Schichtung. Bei S. Antonio fanden w ir den Gneiss von S. O.
und S. g. O. nach N. W . und N. g. W . streichend. Besonders auf dem
Glimmerschiefer, dessen Oberfläche nicht selten in feinen weissen Sand
zertrümmert wa r , bemerkten w ir zartere Gestalten von Blumen und hellgrünen
Gräsern, welche an die Vegetation im Minaslande erinnerten. Der
W e g erhebt sich ganz unmerklich, und obgleich wir hier in die Nähe
der Wasserscheide von zwei mächtigen Strömen, dem Rio de S. Francisco
und dem Rio Parnahyba, kamen, erschien uns doch kein ausgedehnter
und hoher Gebirgszug. Als w ir jedoch zwischen den Fazendas
Anjico und Capoculo aus der Catingas Waldung in lichteres, dem Tabolei-
ro von Minas ähnliches, Gebüsche heraustraten, erblickten w ir ein niedriges
Gebirge vor uns, welches von den Einwohnern die Serra dos dois Ir-
maos genannt wird. Von Capoculo aus erschien es als eine von S. g.
W . nach N. g. O. laufende Reihe ziemlich gleichförmiger, oben in Ebenen
ausgebreiteter Berge, mit sanftansteigenden Flanken und hie und da
von seichten Seitenfurchen durchzogen. Vier oder fünf spitzige Vorsprünge
machten sich an demselben bemerklich. Niedriges Buschwerk und
Kräuter überdecken die Abhänge. Eine Fortsetzung dieser Bergreihe sahen
w ir westlich von Capoculo erst in weiterer Entfernung sich erheben:
auch sie hatte ganz denselben Charakter. (Vergl. die Ansicht im Atlas.)
In dem Teiche bei der letztgenannten Fazenda sollen grosse Knochen
urweltlicher Thiere gefunden worden seyn, und der Eigenthümer
versicherte, dass ein Kopf mit zwei grossen Hauzähnen halb aus der Erde
hervorstehe; wegen des hohen Wasserstandes aber war es uns nicht
möglich, Nachsuchungen anzustellen. Fast unmerklich erhebt sich nun der
W e g gegen die Serra dos dois Irmäos hin, und als w ir die kleine Fa zenda
das Ba r r eiras hinter uns hatten, gelangten w ir an ein niedriges
Joch {Boqueiräo), , welches sich zwischen flachen, mit einigen mächtigen
Cactusstämmen gezierten Hügeln, in einer Breite von sechzig Fuss
öffnete; -— jenseits desselben befanden w ir uns in der Provinz Piauhy .
Dieser Pass hat gar nichts Pittoreskes, und nur die Einfalt der Sertanejos
konnte in der gleichartigen. Form der beiden Hügel, die dem Gebirge
wahrscheinlich den Namen gab, etwas Seltsames erkennen. Unsere Barometerbeobachtung
gab; eine Erhöhung vön 1260 par. Fuss. Die Wasserscheide
zwischen dem Rio de- S. Francisco und dem Caninde, einem
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