birgszug, welcher es auf der östlichen Seite bildet, entspringt auch der
westliche aus der Chapada dos Couros. In dem JAao selbst erhebt sich
in bedeutender Ausdehnung die Serra do Meio, eine Reihe ziemlich hoher
und steiler, nackter oder mit Catingas-Waldung bedeckter, zum Theile
viereakichter und isolirter Berge, die nach der Versicherung der Einwohner,
ganz aus Kalkstein bestehen und mehrere Höhlen *) enthalten. Die Wasserscheide
zwischen dem Rio Paranan und dem, westlich davon fliessenden
Hauptstamme des Tocantins, dem Rio IVTaranhäo, dessen Ursprung
aus der Lagoa Fermoza, ebenfalls auf einer Hochebene, südwestlich
von dem des Rio Paranan, bei der Fazenda do Mestre d'Armes, angegeben
wird , soll durch ein der Serra do Paranan an Höhe gleiches,
ebenfalls aus Sandstein bestehendes Gebirge gebildet werden.
Sowie die ganze Provinz von Goyaz ( 1 . ) ist auch das Flussthal
des Paranan nur spärlich bevölkert, und die Bevölkerung wird hier ver-
hältnissmässig um so langsamer zunehmen, als dem Boden jener unglaubliche'Goldreichthum
fehlt, wodurch vor noch nicht hundert Jahren die ersten
Ansiedler in den innersten Theil dieser Provinz (2 .) gelockt wurden.
Viehzucht macht fast die einzige Beschäftigung der Sertanejos von Para-
nän aus, und sie senden jährlich eine bedeutende Menge von Hornvieh und
Pferden, welche letztere die besten von Goyaz sind, nach Bahia. Demgemäss
kostet hier ein Ochse drei, eine Kuh drei bis vier, eine Stute fünf bis acht
und . ein Pferd zehn bis zwölf tausend Reis (tausend Reis etwa gleich drei
Gulden). Nur der Transitohandel zwischen Bahia, Pernambuco und dem Innern
der Provinz berührt dieses abgelegne Thal. Von der Wasserstrasse des
Rio Tocantins, welche .’Seit 1773 diese Provinz mit der von Para in V erbindung
setzt w )j ist es noch hundert Legoas entfernt. Die Schiffahrt auf
jenem mächtigen Strome beginnt in dem Porto R ea l, nächst dem Ar-
rayal Pontal, wo derselbe schon eine bedeutende Breite und Tiefe hat.
*) Man zeigte uns schöne Tropfsteine. aus einer dieser Höhlen bei dem kleinen Arrayal
de S. Roza, in der Nähe .von Flores. — Die Ansicht 'eines Theils der Serra do Rleio, von der
Serra do Paranan aus gesehen, vergleiche im Atlas.
**) Amtomio Luiz Tavares Lisboa unternahm in diesem Jahre die erste Reise auf dem
Tocantins, von Fontal aus, auf Befehl des Gouverneurs Joza de Almeida de Vascomcellos de
SOVRAL E CaRYALHO.
Man erreicht von dort die Stadt Para in fünfzehn bis achtzehn Tagen,
und aufwärts wird die Reise in einem Monate zurückgelegt. Ueber diesen
W e g erwarten w ir interessante Aufschlüsse von den Nachrichten unseres
Freundes, Herrn Dr. P ohl, der den Tocantins selbst in grosser
Ausdehnung beschilft hat. Nach den Nachrichten, welche' uns ein erfahrner
Schiffer mittheilte, und deren Glaubwürdigkeit sich durch die Ueber-
einstimmung mit dem Berichte des M anoel J oze' d’Oliveira B astos *)
bestätigt, wird diese Schiffahrt besonders mühvoll durch die häufigen
Untiefen {Intaipaoas), durch Strömungen und kleine Fälle des Flusses,
welche an mehreren Orten, wie z. B. ein der Cachoeira de S. Antonio,
Itaboca, Cachoeira da P ra ya Grande die ganze oder halbe Ladung
auszuschiffen, oder an andern, wie am Repartimento, A g oa de Saude,
Cajueiro und Tauiri, die Böte zu erleichtern nöthig machen. Gefährlich
wird die Reise durch Krankheiten, als Wechsel-, Nerven- und Faulfieber
und Rühren, welche die Mannschaft, besonders nördlich von der Verbindung
des "Tocantins mit dem A ra g ua ya , nicht selten befallen, und durch
die Feindseligkeiten der anwohnenden Indianer. Letztere gehören zu den
Stämmen der App y na g e s, Pyna g es - agu, JVoroguages, Xerentes
(Xarantes, Charantes) , Chavantes, Carajäs, Cortys und Tapacoäs.
Diese Stämme wohnen zum Theil in den Waldungen, welche vorzüglich
den nördlichen Theil des Stromgebietes einnehmen, und beschiffen den
Strom, mit kleinen Fahrzeugen, zum Theil leben sie auf dem hüglichten
und bergichten, hie und da goldreicheii Gebiete von dem Araguaya an
bis zu der östlichen Wasserscheide zwischen dem Tocantins, Parahyba
und Rio das Balsas. Da sie nomadisch umherschweifen und oft feindselige
Gesinnungen gegen die Ansiedler und Reisenden Kegen, so kann man weder
das Verhältniss dieser Stämme unter einander, noch die Grenzen ihrer
Gebiete mit Sicherheit angeben. Nach den Nachrichten, welche wir
später in der Provinz Piauhy einzogen, wird es wahrscheinlich, dass die
drei erstgenannten Stämme Abtheilungen der Gez, Ges oder Gues- Indianer
seyen, welche auch in dieser Provinz, an dem oberen Theile des Rio
Parahyba, wenn gleich nicht zahlreich, doch sehr verbreitet wohnen.
*) Roteiro da Cidade de S. Maria de Belem do Gram-Parä pelo Rio Tocantins ate a Porto
Real do Pontal. Rio de Janeiro. 1811.