sich den Ocean zuschlängelnde Bäche, und fanden an den einem derselben
eine grosse Meerschildkröte (Testudo Mida s, L . ) , wahrscheinlich beschäftigt,
sich einen Platz zu wählen, wohin sie ihre Eier legen könnte;
denn sie entwischte unseren Verfolgungen, indem sie eiligst dem Wasser
zukroch und untertauchte, vras sie wahrscheinlich, im Begriffe, ihre Eier
zu legen, nicht gethan haben würde, da es bekanntest, dass sich diese
Thiere im Geschäfte des Eierlegens nicht mehr stören lassen. Ihre Eier
sollen übrigens nicht so wohlschmeckend seyn, als die der grossen Flussschildkröte,
welche uns während der Reise auf dem Amazonenstrome so
nützlich ward. Allmälig war es Nacht geworden, ein frisches, regsames
Lüftchen kreisste kühlend um die erhitzten Wanderer; der Mond trat
hellleuchtend an dem klaren Firmamente hervor, und die Lohen entfernter
Pflanzungen, in denen die Wälder niedergebrannt wurden, röthe-
ten den westlichen Himmel. So wanderten w ir in der labenden Kuhle
der Nacht fort, das Gemüth getheilt zwischen den unnennbaren Genüssen
einer Tropennacht und seligen Rückerinnerungen an das Vaterland, dessen
Rechte an uns hier gleichsam der Ocean mit periodischer Donnerstimme
wiederholte. Glücklich die, denen der Reisende durch Erwähnung solcher
Momente ähnliche Bebungen des Gemüthes erneuert! Um zwei Uhr
nach Mitternacht erreichten w ir die kleine Fazenda Memoam, und baten
nicht vergeblich um Herberge. Zwischen Gebüschen der Strandpalme
{Diplothemiam maritimam, M . t. 77.), an einen dichtbelaubten Hügel ge-
gelehnt, liegen die niedrigen Hütten , deren harmlose Bewohner, Abkömmlinge
von Indianern und Weissen, vom Fischfänge leben. Als w ir in der
Morgenkühle noch anderthalb Legoas weiter wanderten, fanden w ir an
der Ponta do Rcanos eine ähnliche Niederlassung von zahmen Indianern.
Diese Leute verstehen aus den Fasern der Tucumpalme und einer Ananasstaude
vortreffliche Netze für ihr Fischergewerbe zu verfertigen, welche "im
ganzen Lande hochgeschätzt werden. Eine Indianerin, wahrscheinlich die
Hygieia dieser Gegenden, bezeugte Mitleiden mit dem Gesundheitszustände
unseres Freundes, Hm. Schlüter, und bereitete einen Trank aus dem
Safte der kleinen grünen Limonie, Salz und Wasser. Die Wirkung dieses
Mittels war in so ferne sehr glücklich, als es den Fieberanfall, der
eben eintreten sollte, unterdrückte. Eine halbe Legoa nördlich von der
Ponta do Ramos erstreckt sich ein, etwa sechshundert Fuss hohes Gebirge,
die Serra Grande der Einwohner, in das Meer, welches an ihm
mit Gewalt brandet. Nicht ohne Mühe überstiegen w ir den steilen Granitberg,
'beschattet von seiner dichten, mit Blumen und Wohlgerüchen
erfüllten Waldung. Auf der nördlichen Ebene angelangt, setzten w ir den
W e g in der Richtung nach Nord, bald auf Dünen, wo die seltsame Form der
Surubeastaude, grossblumige Kielmeyeren und Balsambäume (Kielmeyera
coryrnbosa undHumirium floribundum, M . Nov. Gen. t. 72. und 199.) blüh- 0
ten, bald zwischen dichten Strandpalmen, deren eben reife Früchte Araras
und andere Vögel herbeilockten, fort. An dem Ufer des Meeres fanden
w ir zahlreiche Muscheln (M ur ex Trapezium und Morio, Donax cu~
ne ata, denticulata, Mactra striatala, Voluta hispidalannd Oliva, Lam.
u. s. f .) , und Quarzgeschiebe von so ausgezeichneter Klarheit, dass wir
bei dem ersten Anblicke versucht waren, sie für Topase zu halten. Noch
merkwürdiger war uns aber das Vorkommen von mächtigen, etwa fünf
bis sechs Fuss hoch zu Tage ausgehenden Bänken einer mürben kohlschwarzen
Substanz, welche unter den Fingern zerdrückt sie berussete,
und sich, genau betrachtet, aus Kohle und Quarzkörnern bestehend darstellte.
Für diejenigen Naturforscher, die eine selbstständige Bildung der
Kohle in dem Méer.e der Vorwelt annehmen, würde diese Erscheinung,
isolirt beobachtet, von vorzüglich hohem Interesse seyn; da w ir aber bereits
die Gegenwart von Steinkohlen von ausgezeichneter Holztextur unter
dem Niveau des Meeres bei Bahia beobachtet hatten, so lag die Erklärung
jener Bänke sehr nahe: sie sind vom Meere zertrümmerte und mit
dem Sande des Ufers zusammengeballte Kohlenflötze. ( 5.) . Obgleich wir
bei, bis spät nach Sonnenuntergang fortgesetzter Reise uns wiederum von
aller Herrlichkeit einer tropischen Mondnacht umgeben sahen, so fühlten
w ir uns doch von der Wanderung im tiefen Sande so ermüdet, dass wir
endlich gleichgültig gegen alle Reize die Fazenda Tejuipe erreichten,
wo w i r , von zahlreichen Mosquitos grausam verfolgt, den Rest der Nacht
hinbrachten.
Die dritte Tagereise, welche unter ganz ähnlichen Umgebungen,
wie die vorigen, zurückgelegt wurde, brachte uns nach der V illa da