webe zwischen den Fasern hinlänglich aufgelockert worden, um durch Schlagen und Reiben voll«
kommen entfernt zu werden. Diess geschieht bei den erstem Pflanzen leichter ,- als bei der
letzten, deren Fasern, wenn sie nicht sorgfältig einzeln aus demBlatte gezogen werden, ungleich
an Stärke, eckig oder flach, mit kleinenFränzchen besetzt, etwas starr, von grünlicher Farbe sind,
undbei gleicher Dicke denen des M a lv a is c o qn Stärke nicht gleich kommen. Diese haben nach
der ersten Zubereitung eine hellochergelbe Farbe , erhalten aber bei fortgesetzter Macération ganz
die Farbe unsers Flachses. Der Faden ist sehr fein, gleichartig, und, obgleich nicht so schmiegsam
als der des Flachses, doch eben so zähe, und sehr dauerhaft.. Unter dem Mikroskope, erscheint
er rund, gleich, glatt, und in Abständen von einigen Zollen gewöhnlich durch einen Nebenfaden
mit dem benachbarten verbunden. Der Faden des C a r rap ich o kömmt dem genannten
an Farbe gleich, ist aber etwas dicker, minder biegsam, und zeigt unter dem Mikroskope häufigere
kleine Querfaden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Pflanzen bei geeigneter Behandlung
die Stelle des Hanfes und Flachses vollkommen ersetzen würden. ' Bereits hat auch'
dieser Gegenstand einen portugiesischen Schriftstella: beschäftiget. VergL Man. Arruda da Ca-
mara dissertaçao sobre as plantas do Brazil, que podem dar linhos etc. Rio de Jan. 1810, und
Jozé Henriquez Ferreira, in den Memorias economicas da Acad. R. de Lisboa, Vol. L S. 1.
21. Unter den Giftpflanzen erwähne ich der Euphorbia cotinifolia, L . , und der Paullinia
pinnata, L . , weil ich bemerkte, dass sie von den Einwohnern indianischer Abkunft in Pemam-
buco und Piauhy benützt werden, um ^kleinere Fische zu betäuben, welche, den Bauch nach oben
gekehrt, an die Oberfläche des Wassers kommen. Man hängt zu diesem Ende, einen Büschel
des Krautes in den Fluss oder Teich. Wir werden Gelegenheit haben, nochmals auf diesen Gebrauch
zurückzukommen, welcher in Parü und Rio Negro allgemein ist, wo man sich noch vieler
anderer Pflanzen zu gleichem Zwecke bedient. — Mehrere Arten von Mahdioccapflanzen, und
selbst die gemeine giftige Manihot utilissima,'Pohl., werden von den Sertanejos von Bahia und
Pernambüco benützt, um Tauben und anderes Gefieder zu fangen. Zwischen Joazeiro und Oéï-
ras fanden wir an mehreren. Orten der Wasserarmen Campos irdene Schüsseln eingegraben, welche
mit einem Absude der Wurzel gefüllt Waren. Die Vogel, welche diesen, vom Durst getrieben
trinken, fangen alsbald an zu zittern, verlieren die Kraft zu fliegen, ' und können mit den Händen
gefangen werden.
Es würde die Grenzen dieses Reiseberichtes überschreiten, wenn ich alle übrigen, auf
der Reise durch die Provinzen von Bahia, Pemambuco und Piauhy bemerkten Arzneipflanzen
hier aufführen wollte. Ich Senne daher kürzlich nur noch einige, im Innern vielbekannte Hausmittel:
M a r ia n in h a , eine Commeli/ia, und B o a n in h a , werden .in Bädern gegen rheumatische
Beschwerden; A le c r im do Campo, Lantana micrqphylla, Mart., wird im Infusum als
reizender Thee; C am a r a l und M a r ia p r ê ta , zwei Compositae, werden zu erweichenden und
reizenden Umschlägen gebraucht Einer Art L y copodium,L. hygrometicum, MartJ, welche sich
in der Trockne knäuelförmig zusammenrollt, wie die Rose von Jericho, schreibt man die Kraft
zu , das männliche Vermögen wiederherzustellen. Unter den Pflanzen gegen den Schlangenbiss
hört man hier auch den M a u a can des Piso, Franciscea uiiiflora, Pohl., als Camgambä oder
G e ra ta c a ca nennén. Von der letzteren, wegen ihrer Heilkräfte sehr merkwürdigen, Pflanze,
die man in Para auch M e r c u r io v é g é t a l nennt,, wird später noch.die Rede seyn. In Bahia
und Pernambüco kennt man den Gebrauch der reizenden Borsten der Hülsen des Mucunü,
Stizolobium urem ^ P., als Anthelminthicum. ...
(3.) Die Gründung der Capitanie, jetzt Provinz, von Pernambüco, ursprünglich Paranam-
buco, fälschlich Pernambüco, datirt in die früheste Zeit der Colónisatioii Brasiliens zurück. Du-
ARTE Coelho Pereiba, der erste Donatarius, liess sich im' Jahre i 535 an der Mündung des Rio
Iguarassü nieder; und fing bald darauf an, Ollinda, früher die Hauptstadt der Cäpitanie, zu erbauen.
Die Indianer vom Stamme der Cahetés, welche die Küste jener Gegend bewohnten, und
die weiter landeinwärts uijd nördlichhausenden Tupinambazes wurden vorzüglich durch die Kriegs
thaten seines Sohnes, des Conquistador Jorge de Albuquerque Coelho theils dienstbar gemacht,
theils tiefer in das dimere zurückgescheucht, und die Colonie blühte in kurzer Zeit auf Sie erhielt
bedeutende Unterstützung aus dem Mutterlande, und insbesondere die glücklichen Resultate des
Zuckerbaues bewirkten eine rasche Zunahme des Bevölkerung. Der Anbau des Landes ward
jedoch nur in der Nähe der Küste und längs den Flüssen, höchstens bis auf fünfzehn Meilen
landeinwärts, betrieben. Im Innern, dem Sertäo, welcher sich durch seine physische Beschaffenheit
mehr für Viehzucht eignet, wurden nur langsam und später zerstreute Höfe angelegt. Im
Jahre 1595 gewann James Lancaster, ein englischer Freibeuter, die Stadt Ollinda durch einen
kühnen Ueberfall, und belud eilf Schiffe mit der gemachten Beute. Tiefere Wunden schlug die
Invasion der Holländer (1630), die die Hauptstadt, sowie die benachbarten Küstenländer und den
grössten Theil der benachbarten Capitanien von Rio Grande jlo Norte., Parahyba und Seara,
bis zum Frieden (1661) behaupteten. Während dieser Zeit waren diese Länder der Schauplatz
eines, mit ■ wéchselndem Glücke geführten verheerenden Kriegs. Doch hat besonders der unternehmende
Prinz Moriz von Nassau, unter dessen Leitung die Angelegenheiten der Holländer den
glücklichsten Fortgang nahmen, manche vortheilhafte Einrichtungen, namentlich Befestigungen
und andere Bauwerke, hinterlassen. Auch die Manipulation in der Zuckerbereitung gewann durch
die Holländer. Der Handel der Provinz mit dein Mutterlande ward nach der Wiederherstellung
der Selbstständigkeit- von Portugal durch eine eigene Actiengesellschaft getrieben und beschützt,
welche zwar (1721) aufgehoben, aber später (1759), durch Pombal, mit erhöhter Energie wieder
eingeführt wurde. Diese Gesellschaft äusserte, so wie die fast gleichzeitig errichtete Com-
panhia do Gran Para, e Maranhdo, einen günstigen Einfluss, sowohl auf den Handel, als auf
die Fortschritte im Anbaue und in der Bevölkerung der Colonie. Der Zuckerbau nahm bedeutend
zu, und in den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts ward auch der Anbau der Baumwolle,
dem ein grosser Theil des Innern günstig ist, sehr ausgedehnt. Im Jahre 1676 ward
in Pernambüco, so wie in Rio de Janeiro und Maranhäo, ein eigenes Bisthum errichtet, welches
sich nicht auf die Grenzen der Capitanie beschränkte, sondern über einen Theil von Minas Ge-
raës und über Goyaz erstreckte. Die obere Gerichtsbehörde für Pernambüco, wie für die nördlicheren
Provinzen Rio Grande do Norte, Parahyba und Seara, ist die Relayäo zu Bahia.
Vor den neuesten Gebietseintheilungen begriff die Provinz von Pernambüco das ausgedehnte
Land äüdlich vom Rio Goyanna bis zum Rio de S. Francisco, dessen linkes Ufer dié
Grènze gegen Bahia und Sergipe d’El Rey bildete, und nördlich vom Rio Carynhanha, einen
Confluenten des genannten, bis zur Wasserscheide zwischen dem Rio de S. Francisco, dem To-
cantins, dem Gorguéa, Piauhy und Canindi. Neuerlich ist der südöstlichste Theil, welcher die
Comarca das Alagoas bildete, als selbstständige Provinz getrennt worden.
Nach den Mittheilungen des Hm. Adrian Balbi sollte die Provinz Pernambüco, einschliesslich
der Provinzen Parahyba, Rio Grande do Norte und Seara, im Jahre 1821 — 1822, folgendes
Verhältniss der Bevölkerung gehabt haben*
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