(Azeite de Coco),, aus dem Fleische der Cocosnuss mittelst massiger Erhitzung und Auspres-
sung gewonnen, ist von einer hellgelblich weissen Farbe, sehr War, und an Milde und Reinheit
des Geschmackes dem besten Mandel- oder Olivenöle ähnlich. Aus zehen Cocosnüssen kann
man etwa ein Pfund Oel bereiten, und dasselbe hat, bei zweckmässiger Zubereitung, weder
schleimige noch harzige Theile in sich* Da die Cocospalme von Hheos bis Pernambuco überall
an der Küste in grosser Zahl angebaut ist, so dürfte man sich fast wundern, dass Brasilien
jährlich noch einen so bedeutenden Tribut für Olivenöl an Portugal entrichtet. Auch eine Sodaseifenfabrik
würde dieses schätzbare Product mit Vortheil verarbeiten, und sowohl der Preis
einer Nuss, hier zu Land etwa zwanzig Reis (3| Kreuzer), als die Aussicht, durch Vermehrung
des Anbaues an den Mündungen der Flüsse denselben noch niedriger zu machen, laden zu einer
solchen Unternehmung ein, welcher die gleichzeitige Verwendung der, die Nuss umgebenden Faserrinde
zu Stricken und zu Werg (Estopa) um.6o entschiedener Gedeihen sichern würde.
Die Seiler in der Piacabafabrik zu Itaparica versicherten mich, dass man aus zweihundert und
sechzig Nüssen eine Arroba reiner, zu Stricken und Taueh geeigneten, Cocosfasem (Cairo), das
Werg ungerechnet, erhalten könne. Fünftausend Cocosbäume, welche, obgleich sie nur in der
unmittelbaren Nähe des Meeres gedeihen, doch leicht auf einem Strich Küstenlandes von einer
Legoa Länge gebaut werden können, würden daher, da jede etwa zwölf Nüsse trägt, jährlich
zweihundert und dreissig Arroben Cairo von guter Qualität und sechstausend Pfunde Palmöl
oder zehntausend Pfunde fester Natronpalmseife liefern zu können.
Die gewöhnliche Oelpalme (Coco de Denté), von welcher die Brasilianer selbst behaupten,
sie sey durch die Neger aus Guinea eingeführt worden, erscheint, so wie die Cocospalme, am
häufigsten in den Provinzen von Bahia und Pernambuco, jedoch nicht blos in der Nähe des
Meeres, sondern auch im Innern des Continentes. Die Bereitung des'Oeles aus ihren Früchten
ist in den Händen der Schwarzen, und deshalb ohne Zweckmässigkeit* Diese pflegen die
reifen Früchte, welche einer Aprikose oder Birne an Grösse gleichkommen, an der Sonne oder
über schwachem Feuer zu erhitzen, zu zerquetschen, und entweder kalt oder’ nachdem sie mit
Wasser gekocht worden, auszupressen. Das auf solche Weise gewonnene fette Oel, von
lebhaft gelber Farbe und einem nicht unangenehmen, dem der Veilchenwurzel ähnlichen Gerüche,
enthält fast ein Dritttheil seines Gewichtes Talg. Wie bei dem Wunderöle (Oleum Rxci-
ni) hängt seine Güte von der Vorsicht ab, mit welcher man den geeigneten Hitzegrad anwendete,
ohne pyrbleose Theile zu entwickeln. Man gebraust dieses gemeinere Palmöl, wovon ein
einziger ausgewachsener Fruchtkolben ( Cacho) etwa zwei Pfunde liefert, sowohl in der Küche,
wo es besonders von den Negern sehr geschätzt wird, als für Lampen' und zu Einreibungen.
Letztere halten die Schwarzen bekanntlich für ein Vorbauuügsmittel gegen Hautkrankheiten, und
man bemerkt in den Strassen* von Bahia nicht selten einen Neger beschäftigt, sich mit gerösteten
Denteffüchten einzureiben, und dadurch gleichsam die Toilette für seine nächtlichen Tänze
zu machen.
Die dritte Palmenart, deren ich hier erwähnen muss, die Piapaba, hat für die brasilianische
Marine hohe Wichtigkeit, und ersetzt in vieler Hinsicht den Mangel des Hanfes, den
der tropische Theil von Brasilien nicht produciren kann. Der Stamm erreicht eine Höhe von
zwanzig Fuss, und trägt einen dichten Büschel gerade aufsteigender Blätter, deren scheidiger
Blattstiel sich der Länge nach in glänzendschwarze oder schwarzbraune Fasern löset. Auch
die Blumenscheide zerreisst mehr oder weniger regelmässig in ähnliche Fasern. Bisweilen sieht
man von einem Stamme ringsum die Fasern, in einer Länge von sechs bis acht Fuss, straff
herabhängen. Diese Theile werden durch Maceration in Wasser oder im feuchten Sande des
Meerufers, und durch Klopfen und Reiben, wobei das, zwischen ihnen gelagerte, Zellgewebe
zerstört wird, zubereitet, sortirt, und zu den erwähnten Gegenständen verarbeitet. Die stärksten
Fasern, von der Dicke eines Rabenkiels, sind dem Fischbeine ähnlich, und können auf
gleiche Weise verwendet werden. Die Taue der Piapala sind besonders wegen ihrer Haltbarkeit
im Wasser berühmt, wodurch, so wie durch grössere Stärke, sie selbst vor den Tauen und
Stricken vom Cairo den Vorzug verdienen. Die Arbeiter der Fabriken, welche wir besuchten,
behaupteteil, dass die Stärke der ersteren bei gleicher Dicke die der letzteren um das Doppelte
überträfe. Von der Piapaba und von der Andajä, Ndajd oder Pindoba (Attalea compta, Mart»
Palm. t. 41. 75. 97.) kommen auch die Nüsse auf den Markt von Bahia, welche von der Grösse
einer Faust oder eines Gänseeies, äusserst hart, und, im Handel unter dem Namen CoquiU
hos bekannt, den europäischen Drechslern zugeführt werden. Tausend Stücke dieser Nüsse
werden in Bahia um zwölf bis sechzehnhundert Reis verkauft. — Die Indianer der Provinz Bahia
benützen noch viele andere Palmenarten für die Zwecke ihrer einfachen Haushaltung. So dienen
ihnen z. B. die jungen, noch ungetheilten Blätter der Patipalme (Diplothemium caudescens, Matt.
Palm. t. 70. 77.),, die sogenannten Patiobas, zur Bereitung von Körben und anderem Flechtwerk,
vorzüglich um darin Mehl und dergleichen aufzubewahren. Als Gemüse essen sie, sowie
die übrigen Brasilianer, nicht selten den weichen Theil der unentwickelten Blattknöspen (Palmi-
to) von vielen Palmen, besonders von der Jissara (Euterpe edulis, Mart. Palm. t. 32.) und aus
einem Absude der Beeren derselben machen sie ihr Getränke, Caungy oder Cdo-hy. Die Stachelpalmen
(Astrocaryum Airi, Mart. Palm. t. 5g. A., Acrocomia sclerocarpa, Mart. t. 56. 57.
n. s. w.) liefern in ihrem harten, schwarzen Holze das Materiale zu Bögen, Spindeln u. d. gl.,
und einige andere, (wie Bactris acanthocarpa, ibid. t. 70. und Astrocaryum vulgare, t. 62. 63.)
den feinen zähen Tucumfaden, welchen Jene sehr geschickt abzuziehen, und zu Schnüren, besonders
zu Angelschnüren, zuzubereiten verstehen.
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