mit grossen Pfeilblättem und tutenförmigen Scheiden gekrönt, bilden bisweilen
eine Reihe undurchdringlicher Pallisaden; daneben tragen weitverbreitete
Rasen von Rapatea, -zwischen ihren Lilienblättern, einen grossen
Ropf gelber Blüthen zur Schau, schlanke Heliconienstämme prangen mit pur-
purrothen 'öder feuerfarbigen Scheiden, und das Pfeilrohr (LJbä, Gynerium
parvißorum, Ne es.') nickt mit seiner einseitigen Rispe zwischen dichten
Aesten fiederblättriger Mimosen- hervor; hier haben sich die Lianen
zwischen weisstämmigen Ambaüvabäumen zu dichten Tapeten verschlungen,
dort hängen sie in langen Guirlanden herab, und bilden in denBuch-
ten des Flusses schwankende Brücken. Die wechselnde Pracht dieser Blattformen
wird erhöht durch den Farbenschmuck unzähliger Blumen. Zahlreiche
Wasserhühner, Reiher, Taucher u. d. gl. (Gallinula martinicen*
s i s , Ardea virescens, Plotus melano gast e r L . und andere) beleben
das Gebüsche; das stille Leben und Treiben dieser Vögelgeschlechter har-
monirt mit dem wilden Charakter dieser Einsamkeit, und der Reisende
überlässt sich, langsam aufwärts rudernd, einem Wechsel von Staunen und
von Schwermuth, bis ihn hier die Erscheinung eines lauernden Kaimans
aufschreckt, oder dort ein pfeilschnell vorüberjagender Zug schnarchender
Fischotter störet. Obgleich die Ebbe und Fluth in dem Itahype weit
aufwärts, bis zur Vereinigung desselben mit der L agoa de Almada, und
in dieser sichtbar seyn sollen, bemerkten w ir doch nur eine sehr schwache
Ebbe oberhalb unseres Eintrittes in den Fluss; sie entblösste die Wurzeln
der ManguebäUme, auf welchen wir, neben der essbaren Landkrabbe
Cancer Uga, L . ) , auch eine Art von Seekrebsen (Camaräo, Palaemon
Guaricurü, Fahr.') bemerkten, welche von den Einwohnern häufig
genossen werden, und vorzüglich mit Essig und Oel zubereitet sehr
schmackhaft sind. Diese Thiere, kleine Muscheln (Mariscos) und Seefische
gehören, nebst Bananen und Mandioccamehl, zu der gewöhnlichen
Nahrung der Küstenbewohner, und man schreibt ihnen die grosse Fruchtbarkeit
der hiesigen Bevölkerung zu*). Weiter aüfwärts war der Fluss,
vorzüglich in seinen tiefem und ruhigen Buchten mit einer dichten Decke
*) Es kommen an dieser Küste, wie in den nördlicheren Provinzen, neben"den erwähnten
noch mehrere essbare Krebse und Krabben, wie Calappa Gallus, Grapsus Grapsus, Gr:
cruentalus, Lam. u. a. vor.
von der moosähnlichen Azolla pinnata, Lam. und von Pistia stratiotes,
L . bedeckt, zwei seltsamen Pflanzen, deren letztere gewissermassen einer
riesenhaften Form unserer Wasserlinsen (.Lem7ia) verglichen werden kann.
Tiefer landeinwärts wird der Fluss seicht und felsig; w ir mussten einigemal
das Boot über spitzige Granitfelsen wegschieben, auf denen eine
merkwürdige Pflanze {Lacis fu c o id e s , M. Nov. gen. t. 2.) in grosser
Menge wuchs. Dieses Kraut w ird , wie uns die begleitenden Indianer versicherten,
vorzüglich gerne von dem Lamantin gefressen, welcher sich,
wiewohl äusserst selten, in den Flüssen dieser Comarca aufhalten soll.
Nachdem w ir einen W e g von etwa fünf Legoas auf dem Flusse zurückgelegt
hatten, verliessen w ir ihn bei Tariri, einer verwilderten Pflanzung,
und drangen, auf einem hügeligen Terrain, quer durch den Wald. Bald
nahe, bald ferne brausste zu unseren Füssen in einem tiefen Thale der
Itahype über sein Granitbette hin, und ein mannichfaltiger Wechsel von
Aussichten in wildverwachsene Schluchten, in finstere Waldgehänge und auf
kleine Wasserfalle entschädigte uns für die Mühen einer Wanderung auf
ungebahnten steilen Wegen. Vergessen waren sie aber in dem Augenblicke,
als w ir die Fazenda Almada betraten, wo deutsche Sprache und
deutscher Händedruck uns willkommen hiessen. Herr P. W e y l l hatte
den Muth gehabt, sich in dieserWildniss niederzulassen; grosse Strecken
des Waldes waren umgehauen, abgebrannt, und mit Mais, Reis, Zuckerrohr
und Kaffebäumchen bepflanzt; im Thale am Itahype, der eben da,
zwischen malerischen Felsgruppen, einen kleinen Fäll bildet, war der
Grund zu einer Zuckermühle gelegt, und für die Zimmerung derselben
ein englischer Werkmeister angenommen. Auf der Höhe des Berges,
welche den ganzen Landtheil ( Sesmaria) unseres Wirthes, von einer
Quadratlegoa Umfang, beherrschet, sollte ein Wohnhaus gebaut werden.
Diese Vorarbeiten, welche mit zehn bis zwölf Negersclaven, und den, um
Taglohn arbeitenden Indianern geschehen waren, hatten gewissermassen
den muthigen Ansiedler erst mit der Grösse und Schwierigkeit seines Unternehmens
bekannt gemacht. Jetzt erst war er dahin gekommen, die
ungeheuere Waldung zu überschauen, welche er sein nannte, von der er
aber erst nach fortgesetzten Opfern mehrerer Jahre, voll Beschwerlichkeiten
und Sorgen, den Lohn seiner Thätigkeit erwarten durfte. Die Vege-
II. Theil. 87