vierzehn Tagen in dem Hause des Senhor Jo ze' A n ton io S er rAo hatte ich
Gelegenheit genug, mit dem Krankheitscharakter dieser Gegenden bekannt
zu werden, denn von weiter Ferne kamen Hülfesuchende herbei, zum
Theil auf Veranlassung unsers wackern Wirthes, welcher es für seine
Pflicht erachtete, die ärztlichen Dienste, die w ir seinen Landsleuten
leisteten, durch die zarteste Aufmerksamkeit des Gastfreundes zu erwie-
dem. (7 . )
Neben dieser ärztlichen Beschäftigung fehlte es aber nicht an mancherlei
angenehmen Zerstreuungen, zu denen uns die lebensfrohen Bewohner
von Scdgado einluden. Fischereien mit grossen Netzen, welche uns
die zahlreichen Fischgattungen des Stroms (8 .) verschafften, wechselten
mit dér Jagd nach Kaimans, nach Fischottern und Straussen. Die erstem
wurden durch Fleisch, welches w ir in den Strom hingen, herbeigelockt,
gereizt, auf eiserne Angeln zu beissen, die unter dem Köder verborgen
waren, an das Ufer gezogen und mit Keulen todtgeschlagen, oder an Bäumen
' aufgehängt und erdrosselt. Die Fischottern (Lutra brasüiensis', L .)
pflegen am frühen Morgen schaarenweise von ihrem Baue im Flussufer
stromaufwärts zu ziehen, wobei sie ihre Annäherung durch lautes Blasen
und Schnarchen verkündigen. W i r erlauerten mehrere dieser Schaaren,
waren aber nicht so glücklich, uns auf Schussweite zu nähern, indem die
Thiere mit Blitzesschnelle die Richtung ihres Weges veränderten. Mit
mehr Erfolg jagten w ir der Erna, dem americanischen Strausse (Stru-
thio Rhea, L .) nach, wovon sich zahlreiche Rudel auf den Fluren zwischen
der Serra de Scdgado und dem Strome südlich vom Dorfe gezeigt
hatten. Eine Gesellschaft geübter Jäger bestieg ihre vortrefflichen Pferde,
und führte uns auf einen niedrigen Bergabhang, von wo aus w ir in bedeutender
Entfernung Haufen von Straussen weiden sahen. Sobald die
nöthigen Verabredungen getroffen waren, um das Wild zwischen zwei
Feuer zu bringen, näherten w ir uns vorsichtig; doch wurden w ir alsbald
bemerkt, und die Strausse eilten vor uns in Sturmesschnelle unter lebhaftem
Flügelschlage dahin. Die Rosse, welche an diese Jagd gewöhnt waren,
verfolgten sie so eifrig, dass w ir in einer halben Stunde mehrere
Meilen zurücklegten, und endlich das Wild in ein niedriges Gebüsche von
Aricuri-Palmen jagten, worin e s , um auszuruhen, still stand. Als wir
Zeit gewonnen hatten, abzusteigen; und uns zu Pusse zu nähern, war
die neue Flucht vergeblich, und w ir erlegten mehrere dieser schnellfüssi-
gen Thiere. Da das Fleisch des Strausses ungeniessbar is t, so wird er
nur zur Belustigung, und um die besten von seinen Federn zu erhalten gejagt.
Aus diesen verfertigt man zierliche Fliegenwedel, die in Bahia und
Rio de Janeiro theuer verkauft und nach Europa ausgeführt werden.
Obgleich hier in dem Herzen des Sertäo, konnten w ir doch mit
Vergnügen bemerken, wie Handelund Wohlstand schon Geselligkeit und
angenehme Sitten herbeigeführt haben. Man beging hier mit Anstand und
Aufwand mehrere kirchliche Feste, unter'Welchen eines für uns ganz neu
war. Eine reiche Gutsbesitzerin aus der Nachbarschaft , hatte einen feierlichen
Umgang zu Ehren der h. Jungfrau gelobt, wozu die Mitglieder des
Kirchspiels und auch w ir eingeladen wurden. Die Dame-führte, prächtig
aufgeschmückt, den Zug ihrer Gäste zur Messe in die Kirche, und
von da in ihre Wohnung zurück, wo eine Fülle ausgesuchter Weine und
Speisen, namentlich vortrefflicher Süssigkeiten, den ganzen Tag über bereit
stand, die Freunde der schünen Büssenden leiblich zu ergötzen. Sonderbar
genug nimmt die Gelobende bei diesem Acte der Zerknirschung den
stolzen Namen der Königin an, sie ernennt ihre nächsten Freunde und
Begleiter zu einem prunkenden Hofstaate, und erhält die Erinnerung an
das Fest ihrer Demuth, indem sie kleine silberne oder goldne Münzen
vertheilt. Eine solche Fe sta da Rainha ex voto ist daher,.'obgleich die
Gäste, wie in Portugal bei Gelegenheit der Corpus-Christi-Procession, be-
scheideft genug nur zu einem Glase Wassers {Hum Copo dagoa) eingeladen
werden, Veranlassung zu grossen Ausgaben; ja , man darbt Jahre
lang für die fromme Ostentation eines einzigen Tages. Auch musikalische
Unterhaltungen fanden w ir hier, wo w ir sie am Wenigsten erwarten
konnten. Ein Sertanejo, der zwanzig Legoas westlich v<üi Salgado wohnte,
und zufällig von unserer ausübenden Liebhaberei für Musik gehört
hatte, sendete einen Boten ab, um sich das Vergnügen zu erbitten, mit
uns Quartett zu spielen. Nach wenigen Tagen erschien der gelbbraune
Orpheus der Wüste an der Spitze des abentheuerlichsten Zuges. Auf sei