den Steinen, welche im Diamantendistricte gefunden worden, und notorisch
bekannt sind, nimmt e r , nach séjnerGrössë, den vierten Rang einv).
Die ungeheuere Zahl von Diamanten, welche w ir hier vor ungc
sahen, hätte einen Krystallographen, denv. es um sorgfältige Bestimmung
der Formen zu thun ist, einige Wochen lang beschäftigen können; w ir
mussten uns aber blos mit einer flüchtigen Durchsicht begnügen, und nur
die auffallendsten Verschiedenheiten bemerken. Am häuflgsten kommen
das Granatdodecaëder und das Octaëder, beide in mancherlei Veränderungen
vor; und zwar schien es uns, als bestätige sich die Annahme,
dass der brasilianische Diamant mehr die dodecaëdrische, -der ostindische
aber mehr die octaëdrische Krystallisationsform habe, denn die grösste
Zahl derer, welche w ir vor uns hatten, waren Rhombendodecaëder.
Letzteres erscheint in vielen Modificationen, unter welchen w ir eine auszeichnen,
die früher noch nicht, (selbst nicht in dem klassischen
We rke des Grafen B ournon) bemerkt worden ist, nämlich ein Rhombendodecaëder
mit sechs abgestumpften dreikantigen Ecken, übergehend
in das Rhomboëder, (welches entsteht, wenn bei dem regelmässigen Octaëder
zwei gegenüberstehende Flächen verschwinden), in die Länge gezogen
nach einer dreikantigen Eckenaxe, deren Ecken nicht abgestumpft sind.
Verlängerungen nach einer dreikantigen Eckenaxe sind überhaupt nicht
selten, und die meistens convexen Flächen sind dabei oft nach der kurzen
Diagonale in zwei Flächen getheilt. Andere Varietäten erscheinen nach
der verschiedenen Convexität der, nach der Längenaxe gebogenen, und
oft in gleicher Richtung gestreiften, Flächen; andere nach den Graden
der Abstumpfung der dreikantigen Ecken. Das Rhombendodecaëder kömmt
auch in verschiedenen Graden plattgedrückt, mit stark gekrümmten Flächen
vor. Vom Octaëder sah man neben dem reinen ebenfalls mancherlei *)
*) Nach der amtlichen Mittheilung der Junta diamantina ward während der Zeit der Verpachtung
ein Diamant von 7 Oct. gefunden, welcher, aus Unkenntniss, auf einem Amboss in
mehrere Stücke zerschlagen wurde; i. J. 1780 ward einer von 4 Oct. 11J Gran, i. J. 1803 einer
von 4 Oct. gefunden. Der grösste aller bekannten brasilianischen Diamanten, von i38j Kar. Gewicht,
ward ausserhalb der Demarcation,. im Rio Abaité, um das Jahr 1771, gefunden. Er befindet
sich gegenwärtig, im Schatze von Rio de Janeiro.
Varietäten: Octaëder mit convexen Flächen, mit zugerundeten Kanten, mit
abgestumpften Kanten und mit Eindrücken, mit abgestumpften Kanten, wobei
die Abstumpfungsflächen convex, die übrigen eben; plattgedrückte mit
gefurchten Kanten oder mit längs den Kanten einspringenden Winkeln;
plattgedrückte mit symmetrischer und unsymmetrischer ungleicher Flächenausdehnung
; andere, die sehr in die Länge gezogen waren, und solche,
welche durch sechsflächige Zuspitzung ihrer Flächen in das Tetracontaoc-
taëder mit convexen Flächen übergingen. Zusammenhäufungen von mehreren
Krystallen, sowohl Dodecaëdern als Octaëdem, sind ebenfalls nicht
selten. Die Verschiedenheit in der Färbung der vor uns liegenden
Diamanten war sehr beträchtlich. W i r sahen deren ganz farblose,
weingelbe, ochergelbe, lauchgrüne, hellbouteillengrüne, hellbläulichgrüne,
schwärzlichgrüne, schwarze, röthliche und karmoisinrothe.
Die Oberfläche der Steine ist bald ganz glatt, und von einem, dem halbmetallischen
sich nähernden, Glanze, bald mit einer rissigen, schuppigen
oder höckerigen, mehr oder minder durchsichtigen und schimmernden Rinde
(Casco) bedeckt. Der Kern ist ebenfalls nicht immer rein, sondern zeigt
bisweilen schwärzliche oder grünliche Flocken, Puncte oder moosartige
Zeichnungen, wie in dem sogenannten Moosachate; letzteres ist besonders
bei den grüngefarbten Steinen oft zu bemerken, und zwar, scheint die
grüne Farbe des ganzen Steins von jenen gefärbten Parthieen herzurühren,
welche oft ringsum von ganz wasserklarer Masse umgeben sind. Manche
Diamanten zeigen sogenannte Federn oder Sprünge, die den Durchgang
des Lichtes ebenfalls modificiren. Einzelne Steine gleichen rücksichtlich
ihrer Oberfläche einem mattgeschlifTenen Glase, und haben neben dem
Glanze auch alle' scharfen Kanten verloren. D a C am a r a glaubte annehmen
zu müssen, dass diese Beschaffenheit nicht, wie H a u y vermuthet, der
Raschheit der Bildung bei der Krystallisation, sondern vielmehr dem gegenseitigen
Reiben mehrerer Steine an einander zuzuschreiben sey. Bei der
bekannten Härte der Diamanten, die nur durch sich selbst geschliffen
werden können, wäre daher zu vermuthen, dass sie in sehr grosser
Menge neben einander gewälzt worden seyen, um diese gegenseitige Einwirkung
zu erfahren. D a Cam ar a machte uns zur Bestätigung dieser m