tig purgirende Honig der Munbubinha. Die Sertanejos machen übrigens
die Bemerkung, dass der Honig von ein und derselben Bienenart in verschiedenen
Jahreszeiten schädlich und unschädlich sey, je nachdem gewisse
Pflanzen blühen, Als gute Bienenpflanzen betrachtet man die Palmen,
deren eröffnete Blumenscheiden durch ihren heftigen Geruch oft ganze
Schwärme herbeizifchen*); ferner die Bignonien, Jacaranden, die kleinen
Korbblüthenpflanzen der Campos, die Curatella Sambaiba St. H il., und
die Myrtengesträüche der Taboleiros. Dagegen sollen die Malpighien und
Banisterien, derTinghibaum (Phaeocarpus campes tr is , Mart. N ov. Gen.
t. 37.), die Seifenbäume, Paullinien und Securidaken dem Honige schädliche
Eigenschaften mittheilen, und die Wachsbildung wenig befördern**).
Die beste Bienenart wird von den Sertanejos Jatai, die fleissigste Pora
genannt (/».) Bei einem solchen Reichthume an nützlichen Insecten fehlt
es aber auch nicht an giftigen Tausendfüssen, Scorpionen und Spinnen, und
man bemerkt, dass die Intensität des Giftes im Sertäo bisweilen grösser
sey, als in dem Hochlande von Minas. Die Fälle, dass der Stich* eines
Scorpions (Lacräo, Scorpio americanus, L .) getödtet habe, sind nicht
selten, und w ir mussten es uns zum Gesetze machen, frische Wäsche
und Stiefel vor dem Anziehen sorgfältig zu mustern, und, wenn w ir auf
einem Bette schliefen, dieses vorher durch Klopfen von den gefährlichen
Gästen zu säubern. Mehrmals kamen uns bei dem Eröffnen eines Koffers
spannenlange Scolopendern entgegen.
Wenn aber auch die Natur hier den Menschen mit mancherlei Feinden
umgeben hat, so scheint sie dadurch zu entschädigen, dass sie
ihm die Bedürfnisse eines einfachen Lebens mit Freigebigkeit darreicht, und
ihn mit einer überaus zahlreichen Nachkommenschaft segnet. Die Fruchtbarkeit
der Frauen ist hier imglaublich gross, und die Zunahme der Be-
*) Hier namentlich die Macanba-Palme (Acrocomia sclerocarpa, Mart. t. 56.), die Guari-
roba (Cocos oleracea, Mart. t. 82.), deren junge Knospen ein angenehmes Gemüse geben; die
Ariern% (Cocos flexuosa, Mart. i. 64. 86.)» die Cabeçuda (C. capitata, Mart.) und zwei stammlose
Arten (Astrocaryxup, campestre, Mart. t. 64. und Diplothemium campestre, Mart. t. 76. 78.)
**) Ueber eine Vergiftung durch Honig der Lecheguanawespe vergl. Aug. de St. Hilaire
in Mém. du Museum. Année S> p. 373«
völkerung in dieser Gegend gehört unter die wundervollsten Erscheinungen.
Nach den Versicherungen unseres kenntnissreichen Wirthes hatte
die Gegend um Contendas vor vierzig Jahren nur drei Frauen aufzuweisen,
und gegenwärtig soll der Landstrich zwischen dem Rio Pferde Grande
und dem Rio de S. Francisco, welcher im Jahre 1795 zur Fregue-
zia de IV. S. da Conceigäo dos Morrinhos erhoben ward, fast zehntausend
Einwohner zählen, wovon vier tausend von Zeit zu Zeit nach
Contendas zur Kirche kommen können, die übrigen aber entfernter angesiedelt
sind. Eine Frau in Contendas von einigen fünfzig Jahren zählt
zwei hundert und vier lebende Abkömmlinge, eine andere, welche schon
siebenzig Jahre alt einen gleich alten Mann heurathete, gebar ihm Drillinge,
die alle noch leben. Es ist keine Seltenheit, eine Mutter von acht
bis zehn Kindern zu sehen, welche erst zwanzig Jahre alt ist. Man hat
kaum ein Beispiel von einer unglücklichen Geburt. Zwar verblühen die
Weiber schnell, und. ihre feinen lebendigen Züge verändern sich bald bei
der häufigen, und durch warme Bäder vermehrten Disposition zum Fettwerden,
aber erst spät verlieren sie ihre Lebenskraft und die dem andern
Geschlechte eigenthümliche organische Thätigkeit. Unter den Männern findet
man riesige Gestalten und starke, gewandte Greise, welche allen Humor
der Männerjahre erhalten haben. Die Sterblichkeit ist so geringe, dass
jährlich nur drei bis vier Personen sterben, während siebzig bis achtzig
geboren werden. Da jeder Familienvater in seinen Kindern Gehülfen für
seine Arbeiten erzieht, so ist der Kindersegen nicht, wie in unseren ci-
vilisirten Ländern, ein Gegenstand der Noth und Klage, sondern der Stolz
der Aeltern. Diese Verhältnisse dürften die Regierung bestimmen, den
Sertäo von Contendas zu einer Pflanzschule von Menschen zu benützen.
Das Land belohnt überdies den Fleiss des Feldbaues reichlich, namentlich
gedeiht der Mais vortrefflich. Man bauet ihn vorzüglich auf einem schwarzen,
sehr feinen, lehmichten Boden, welcher hier, wie in Bahia, Mas-
sape genannt wird. Er wird im October gesteckt, und im April geernd-
tet. In manchen Gegenden wird eine kleine Varietät, Cadete genannt,
gebaut, welche zweimal im Jahre reifen Saamen bringt. Die gewöhnlichen
Abarten, die sich nur durch die Farbe und Grösse der Körner
auszeichnen, sind der dunkelrothe, der gelbe gross- und kleinkörnige Mais
II. Theil. 6 7