Parnahyba nach N. O.; bei genanntem Flecken hingegen nimmt er
eine andere Richtung, nach N. W . an, und fliesst in vielen Krümmungen
dem Meere zu. Von Cachias aufwärts bis in das Gebiet der Fre-
gaezia dos Pastös Bons oder de S. Bento das Balggts ist er , sowohl
wegen Seichtheit, als wegen häufiger Wasserfälle, nur in sehr kleinen
Kähnen fahrbar. Abwärts aber nimmt er, obgleich ausser der Zeit des
Hochwassers fast überall nur sechzig bis achtzig Fuss breit, grosse und
schwer beladene Fahrzeuge auf. Da eben jetzt eine Barke nach Maran-
häo abgehen sollte, welche uns ein sicheres und angenehmes Unterkommen
darbot, so kürzten w ir unsern Aufenthalt in Cachias ab, und bezogen
am Abende des 3. Junius das Zelt, welches zwanzig Fuss über dem
Flusse auf einer Ladung von dreihundert und fünfzig Baumwollenballen
war ausgespannt worden. Die Schiffarth mit diesem unlenksamen Fahrzeuge
war so langsam, dass w ir erst am dreizehnten Tage die Mündung des Flusses
erreichten, und da sich besonders während der Nacht dichte Schwärme
harpyenartiger Mosquiten einstellten, war diese Reise nicht blos langweilig,
sondern sogar qualvoll. Der Fluss, dessen Bette aus einem mürben
Sandsteine besteht, beschreibt zahlreiche kleine Krümmungen, so dass,
wenn er daselbst zugleich mit erhöhter Geschwindigkeit läuft., die grösste
Vorsicht nothwendig wird, damit das Fahrzeug nicht auf die zahlreichen
Sandbänke getrieben, oder am Ufer umgeworfen werde. Die erste
Stromschnelle dieser A rt, bei dem Hofe Barriguda, erreichten w ir am
dritten Tage; um sie sicher zu passiren, ward das Fahrzeug mit Stricken an
Bäumen des Ufers befestigt, und nur langsam vorwärts gelassen. Der Canal
des Fahrwassers befindet sich in der Mitte des Stromes. Das Boot war auf
beiden Seiten mit Bündeln von Blattstielen der Andajapalme (hier Palmei-
ra) versehen worden, um das Schwimmen zu erleichtern, und w ir überwanden
glücklich sowohl diese Schwierigkeit, als am folgenden Tage die
ähnlichen Cachoeiras de Anjiccd und do Goto, deren Canal sich längs
dem nördlichen (rechten) Ufer des Flusses hinerstreckt. Unter der Einmündung
des Rio C odö, eines westlichen Nebenflusses, dessen Ufer von
wilden Indianerstämmen bewohnt werden, J steigt das waldige Ufer steil
an, und der Fluss bewegt sich in einer starken Krümmung mit Heftigkeit
über ein Felsenriff, das nur an der Nordseite Fahrwasser übrig lässt.
An dieser Stelle, der sogenannten Cachoeira Grande, musste das Fahrzeug
erleichtert werden, und obgleich die Seile zerrissen, durch welche
der Schiffsmeister den Lauf zu hemmen suchte, ward doch auch diese Gefahr
glücklich überstanden, und von nun an ward die Fahrt gefahrlos bis
zur Mündung, weil der Fluss, dessen Hochwasser in den Monat April
fallen, noch ziemlich Wasserreich war. Gegenwärtig fanden w ir selbst in
einer Höhe von zwanzig Fuss über dem Wasserspiegel die Spuren der
vorangegangenenUeberschwemmung, welche zahlreiche Bäume entwurzelt,
und dadurch unserer Fahrt ein gefährliches Hindemiss in den W e g gelegt
hatte. Obgleich das Rinnsal des Flusses im Allgemeinen sich steil
und geschlossen erhebt, waren doch viele Gebäude der benachbarten Höfe
beschädigt worden. Je weiter w ir uns von Cachias entfernten, um so
häufiger fanden w ir diese Fazendas, deren ausgedehnte Baulichkeiten auf
die Wohlhabenheit ihrer Bewohner schliessen Hessen. Das Wohnhaus
enthält eine hinreichende Menge von Gemächern, ist auf der einen Hauptseite
mit einem Vorhause (V^aranda) versehen, und, so wie die hohen
Waarenhäuser, mit Ziegeln gedeckt. (Vergl. die Ansicht eines solchen
Hofes in Mart. Palm. t. 62.) Von Cachias bis in die Nähe des Flusses
Codö eröffnet sich das Land zwischen der Wald Vegetation des Ufers, die
mehr oder weniger hinaufsteigt, in üppige frische Wiesen, die theils von
niedrigem Buschwerke oder von Andajapalmen unterbrochen werden, theils
weithin frei nach Osten und Westen sich ausbreiten. Gegen Norden aber
erstreckt sich der Wald vom Ufer des Flusses an ununterbrochen drei,
vier und fünf Legoas landeinwärts. Wenn man uns die Gelände dieses
Flusses als den fruchtbarsten Erzeugungsort der Baumwolle, und überhaupt
als das dem Ackerbaue jeder Art günstigste Gebiet der Provinz geschildert
hatte, so befremdete es uns anfänglich, verhältnissmässig nur selten
Pflanzungen zwischen den unbebauten Wald- und Wiesenstrecken zu
erblicken. Allein bei einigen Besuchen in den Baumwollenplantagen erklärte
sich uns dieses durch die fast unglaubliche Fruchtbarkeit. Obgleich
in der gegenwärtigen Jahreszeit nur eine vorübergehende und untergeordnete
Erndte eintritt, fanden wir doch in einigen Baumwollenpflanzungen Alles
gleichsam weiss angeflogen von den zahlreichen Kapseln, die sich eben eröffnet
hatten, und w ir konnten uns überzeugen, dass eine Pflanzung, welche
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