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von welchen, nach meinen Erfahrungen, die weisse Brechwurzel genommen wird. Atro, de St .H ilaire
nennt übrigens noch Jonidium Poaya und J. parviflorum, Spermacoce Poaya und S. ferruginea als
Brechwurzeln liefernd. Der Raiz preta, von Chiococca anguifuga, Mart., ist schon früher als eines
kräftigen Mittels gegen Schlangenbiss Erwähnung geschehen (Th. I. S. 306.); füglich nenne ich aber
hier sowohl diese Wurzel, als die ähnliche von Chiococca densißora, Mart., da beide ebenfalls als
Brechmittel gebraucht werden können. In gleiche Kategorie gehört die, Wurzel von Munettia
cordifolia, Mart. Ueber alle diese Brechwurzeln vergl. M artius Spec. Mat. med. bras. in den
Denkschriften der Münchner Akademie v. J. 1824. Neuere Versuche mit der Raiz preta, welche
über Hamburg unter dem Namen R a iz Ca in an a (fälschlich Ca in ca e) in den Handel gekommen,
bewährten sie als ein vortreffliches Mittel gegen die Wassersucht.
54* Hydrocotyle umbellata, L., E r v a do C ap ita o , die A ca rip o b a des Piso. Der Saft
des frischen Krautes ist in grossen Gaben emetisch; in kleineren wird er gegen Leberverstopfung
und' Milzsucht angewendet.
55. F e to M a c h o , Polypodium lepidopteris (Acrostichum, Langsd. et Fisch.) und P. percus-
sum, Cav. Der Wurzelstock wird bisweilen, wie in Europa der von Nephrodium Filix Mas,
als Wurmmittel angewendet
56. A v en c a und A v e n c ä o , Adiantum Capillus Veneris, L. Die Pflanze, welche in den
Hochwäldern der Provinzen Rio de Janeiro, S. Paulo und Minas Geraës erscheint, ist von der
europäischen gar nicht verschieden, und wird ebenso angewendet«
57• Poinciana pulcherrima, L. Ein Tffie von den Blüthen dieses schönen Baumes, welcher
hie und da zur Zierde gezogen wird, ist gegen chronische Katarrhe-im Gebrauche. Er hat leicht
adstringirende und reizende Kräfte.
58. Piper nodosum, L . , in Brasilien, wie viele andere Pfeffergesträuche, J a b o r a n d i genannt.
Die Wurzel dieses Halbstrauches hat einen äusserst scharfen Geschmack, und ist ein
vorzügliches Sialagogum. Man kauet sie bei Zahnschmerzen, und legt sie zerquetscht auf Wunden
von Schlangenbiss, und auf unreine Geschwüre.
89. Unter den essbaren Früchten in der Provinz Minas verdienen ausser den schon öfters
erwähnten noch angeführt zu werden: die Am e ix a da T e r r a , von Ximenia americana, L.,
und eine Art von G u a b ir o v a , Psidium Cattleyanum, Lindl. Beide werden mit Zucker eingemacht.
60. G ra v a ta de t in g i r , Bromelia tinctoria,, Mart.: foliis e basibus oblongis tubuloso- con-
volutis lanceolatis antice grosse serrato- spinosis äpice revolulis, scapo simplici albo-lanuginoso
bracteis lanceolatis veslito, spica densa cylindrica albo-lanuginosa non comosa. Eine schöne Ananasstaude,
welche auf felsigem Grunde im Sertäo von Minas nicht selten wächst, liefert in den
zahlreichen Wurzelzasern eine schöne gelbe Farbe. Eine andere gelbe, besonders für Wolle geeignete
Farbe liefert das abgekochte Kraut der Jussieua pilosa, Kunth. und anderer Arten derselben
Gattung. <-
61. Auch das ächte Gelbholz, Broussonetia tinctoria, .hier zu Lande Am o r e ir a genannt,
wächst hie und da in den Hochwäldern, besonders im östlichen Theile dér Provinz von Minas
Geraës. -
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62. Zum Schwarzfärben wendet man die Rinde mehrerer Arten der F lo r de Q u a r é'sima,
Rhexia princeps, holósericea, grandiflora, Humb. Bonpl. u. s. f. an.
63. Auch unter den Pflanzen, welche- unmittelbar dem Flussgebiete des Rio de S. Francisco
angehören, und dort die eigenthümliche Vegetation des Alagadisso bilden, befinden sich zwei, deren
wir hier unter den nutzbaren Gewächsen erwähnen müssen. Die eine ist der A ra t ic um do
R io , Anona spinescens, Mart.: arbuscuta, ramulis crebris abbreviatis saepe spinescentibus, foliis
ellipticis vél oblongis obtusis glabris subtusglaucescentibus, pedunculis geminis erectis, laciniis calycis
triangularibus acuminatis, petalis exterioribus suborbiciddribus intejioribus ovatis, fructu oblongo-
areolato. Das Fleisch der röthlichgelben Frucht, welches von fadem Geschmacke ist, wird mit
Milch gekocht zur Zeitigung von Geschwüren aufgelegt. Die Saamen haben, wie die der meisten
Anonen- das Eigene, dass sie, gepulvert in die Haare gestreut, das Ungeziefer tödten. Die
andere ist
64. eine Art von Hymenaea, J a ta h y , unter deren Wurzeln man Kuchen von einer [Art jenes
Harzes findet, das die Deutschen westindischen Copal heissen. Mein Freund Prof. Hayne
nennt sie in seinem schätzbaren Werke über die Arzneipflanzen Hymenaea Martiana: foliolis
coriaceis villoso - tomentosis subellipticisinaequilateris retusis basi valde inaecjualibus, corymbis ter-
minalibus multifloris.- Die von uns (Th. I. S. 284* 299.) als Hymenaea Courbaril, Lin., be-
zeichnete Art ist, nach der .Untersuchung desselben Freundes, davon unterschieden, und wird
von ihm, wegen der glänzen^:..braunen Früchte H. stilbocarpa genannt. Uebrigens verdient bemerkt
zu werden, dass der- Umstand, dass die Engländer den westindischem Copal Anime nennen,
Veranlassung ward, dié' Hymenaea für die Mutterpflanze des letztem Stoffes zu halten,
welcher von einer Icica abstammen dürfte.
Die Pflanzen, welche überdiess im Alagadisso besonders häufig erscheinen, sind: Perlebia
baühinioides, Mart., ein Baum vom Ansehen einer kleinblätterigen Bäuhinie, von welgher Gattung
er nur durch die vielfächerige (der von Prosopis ähnliche) Hülse verschieden ist, mit starken
Stacheln, statt der Afterblätter, besetzt; ferner Acacia hostilis, Mart.: frutescens, ramis elon-
gatis patentibus, aculeis rectis sparsis, foliis bipinnatis-, pubescenti - viscidulis, pinnis 4 '6fugis,
foliolis linearibus 20 -jugis, aculeis stipularibus aeüleolisque inter pinnas rectis, spicis solitariis, le-
guminibus rnembranaceis lineari - oblo/igis 2 — 3-spermis pubescentibus; Acacia inündata, Marl.:
arborca, gläbra, petiolis in medio et apice glandulosis, foliis bipinnatis,-pinnis trijugis, foliolis 12
•—- iZ-jugis oblongo-lanceolatis subdimiato-ihaequilateris nervosis supra nitidis subtus glaucescentibus,
capitulis secus rhachin foliis breviorem pubëscentem in petiolis pubescentibus ; Acacia Farne-
siana, TV., Triplaris americana, L ., und mehrere Arten von Cissüs, darunter, eine mit rothen
grossen Doldentrauben, deren, zur Zeit unserer Anwesenheit,' blattlose Stengel, gleich Seilen
zwischen den Aesten der [Nachbarbäume und dem Boden zwanzig bis dreissig Fuss hoch ausgespannt
sind. Einige Meertrauben (Coccolöbae), Jacaranden, Pfeffergesträuche, Myrten und
Psidien nehmen die etwas höher liegendenUfer ein, und zwischen ihnen ragen die weissen Stämme
und grottesken Blätter der Cecropia hervor.
(6 .) Die Vögel, welche in den Teichen längs dem Rio de S. Francisco am häufigsten
bemerkt worden, sind: J ab u rü , Ciconia Mycteria, Temm,, T u ju ju , Tantalus Loculator, L .,
C o lh e r e i ro , Platalea Ajaja, L ., M e r g u lh ä o , Plotus Anhinga, L ., G ä iv o t t a P u ta , Cha