
 
        
         
		554 
 von welchen, nach meinen Erfahrungen, die weisse Brechwurzel  genommen wird.  Atro,  de St .H ilaire  
 nennt  übrigens  noch  Jonidium  Poaya und J.  parviflorum,  Spermacoce  Poaya und S. ferruginea als  
 Brechwurzeln liefernd.  Der Raiz  preta,  von Chiococca anguifuga,  Mart.,  ist  schon  früher  als  eines  
 kräftigen Mittels  gegen Schlangenbiss Erwähnung  geschehen  (Th. I. S. 306.);  füglich  nenne  ich  aber  
 hier sowohl  diese Wurzel,  als  die  ähnliche  von Chiococca  densißora,  Mart.,  da  beide  ebenfalls  als  
 Brechmittel  gebraucht  werden  können.  In  gleiche Kategorie  gehört  die, Wurzel  von  Munettia  
 cordifolia,  Mart.  Ueber  alle  diese  Brechwurzeln  vergl.  M artius  Spec.  Mat.  med.  bras.  in  den  
 Denkschriften  der  Münchner  Akademie  v.  J.  1824.  Neuere  Versuche  mit  der  Raiz  preta,  welche  
 über  Hamburg  unter  dem Namen  R a iz   Ca in an a  (fälschlich  Ca in ca e)  in  den  Handel  gekommen, 
   bewährten  sie  als  ein  vortreffliches  Mittel  gegen  die  Wassersucht. 
 54*  Hydrocotyle  umbellata,  L.,  E r v a   do  C ap ita o ,  die  A ca rip o b a   des  Piso.  Der  Saft  
 des  frischen  Krautes  ist  in  grossen  Gaben  emetisch;  in  kleineren  wird  er  gegen Leberverstopfung  
 und' Milzsucht  angewendet. 
 55.  F e to   M a c h o ,  Polypodium  lepidopteris  (Acrostichum,  Langsd.  et  Fisch.)  und  P.  percus-  
 sum,  Cav.  Der Wurzelstock  wird  bisweilen,  wie  in  Europa  der  von  Nephrodium  Filix Mas,  
 als Wurmmittel  angewendet 
 56.  A v en c a   und  A v e n c ä o ,  Adiantum  Capillus  Veneris,  L.  Die  Pflanze,  welche  in  den  
 Hochwäldern  der  Provinzen  Rio  de  Janeiro,  S.  Paulo  und  Minas  Geraës  erscheint,  ist  von  der  
 europäischen  gar  nicht  verschieden,  und  wird  ebenso  angewendet« 
 57•  Poinciana  pulcherrima,  L.  Ein  Tffie  von  den  Blüthen  dieses  schönen  Baumes,  welcher  
 hie  und  da  zur Zierde  gezogen wird, ist  gegen  chronische  Katarrhe-im  Gebrauche.  Er  hat  leicht  
 adstringirende  und  reizende  Kräfte. 
 58.  Piper  nodosum,  L . ,  in  Brasilien,  wie  viele  andere  Pfeffergesträuche,  J a b o r a n d i  genannt. 
   Die  Wurzel  dieses  Halbstrauches  hat  einen  äusserst  scharfen  Geschmack,  und  ist  ein  
 vorzügliches  Sialagogum.  Man  kauet  sie  bei  Zahnschmerzen,  und  legt  sie  zerquetscht auf Wunden  
 von  Schlangenbiss,  und  auf unreine  Geschwüre. 
 89.  Unter  den  essbaren  Früchten  in  der  Provinz  Minas  verdienen  ausser  den  schon  öfters  
 erwähnten noch  angeführt  zu  werden:  die  Am e ix a   da  T e r r a ,   von  Ximenia  americana,  L.,  
 und eine Art  von  G u a b ir o v a ,  Psidium Cattleyanum,  Lindl.  Beide  werden mit Zucker eingemacht. 
 60.  G ra v a ta   de  t in g i r ,   Bromelia  tinctoria,, Mart.:  foliis  e  basibus  oblongis  tubuloso- con-  
 volutis  lanceolatis  antice  grosse  serrato- spinosis  äpice  revolulis,  scapo  simplici  albo-lanuginoso  
 bracteis  lanceolatis  veslito,  spica  densa  cylindrica  albo-lanuginosa  non  comosa.  Eine  schöne  Ananasstaude, 
   welche  auf felsigem  Grunde  im  Sertäo  von  Minas  nicht  selten  wächst,  liefert  in  den  
 zahlreichen Wurzelzasern  eine  schöne  gelbe  Farbe.  Eine  andere  gelbe,  besonders  für Wolle  geeignete  
 Farbe  liefert  das  abgekochte  Kraut  der  Jussieua  pilosa,  Kunth.  und  anderer  Arten  derselben  
 Gattung.  <- 
 61.  Auch  das  ächte  Gelbholz,  Broussonetia  tinctoria,  .hier  zu  Lande  Am o r e ir a   genannt,  
 wächst  hie  und  da  in  den  Hochwäldern,  besonders  im  östlichen  Theile  dér  Provinz  von  Minas  
 Geraës.  - 
 555 
 62.  Zum  Schwarzfärben  wendet  man  die  Rinde  mehrerer  Arten  der  F lo r   de  Q u a r é'sima,  
 Rhexia  princeps,  holósericea,  grandiflora,  Humb.  Bonpl.  u.  s.  f.  an. 
 63.  Auch  unter  den  Pflanzen,  welche- unmittelbar  dem  Flussgebiete  des  Rio  de  S.  Francisco  
 angehören,  und  dort  die  eigenthümliche Vegetation  des  Alagadisso  bilden,  befinden  sich  zwei,  deren  
 wir  hier  unter  den  nutzbaren  Gewächsen  erwähnen  müssen.  Die eine  ist  der  A ra t ic um   do  
 R io ,  Anona  spinescens,  Mart.:  arbuscuta,  ramulis  crebris abbreviatis  saepe  spinescentibus,  foliis  
 ellipticis  vél  oblongis  obtusis  glabris  subtusglaucescentibus,  pedunculis  geminis erectis,  laciniis calycis  
 triangularibus  acuminatis,  petalis  exterioribus  suborbiciddribus  intejioribus  ovatis,  fructu  oblongo-  
 areolato.  Das  Fleisch  der  röthlichgelben  Frucht,  welches  von  fadem  Geschmacke  ist,  wird  mit  
 Milch  gekocht  zur  Zeitigung  von  Geschwüren  aufgelegt.  Die  Saamen  haben,  wie  die  der  meisten  
 Anonen- das Eigene,  dass  sie,  gepulvert  in  die Haare  gestreut,  das  Ungeziefer  tödten.  Die  
 andere  ist 
 64.  eine  Art  von  Hymenaea,  J a ta h y ,  unter  deren Wurzeln  man  Kuchen  von  einer [Art  jenes  
 Harzes  findet,  das  die  Deutschen  westindischen  Copal  heissen.  Mein  Freund  Prof.  Hayne  
 nennt  sie  in  seinem  schätzbaren Werke  über  die  Arzneipflanzen  Hymenaea  Martiana:  foliolis  
 coriaceis  villoso - tomentosis  subellipticisinaequilateris  retusis  basi  valde  inaecjualibus,  corymbis  ter-  
 minalibus  multifloris.-  Die  von  uns  (Th.  I.  S.  284*  299.)  als  Hymenaea  Courbaril,  Lin.,  be-  
 zeichnete  Art  ist,  nach  der .Untersuchung  desselben  Freundes,  davon  unterschieden,  und  wird  
 von  ihm,  wegen  der  glänzen^:..braunen  Früchte  H.  stilbocarpa  genannt.  Uebrigens  verdient  bemerkt  
 zu werden,  dass  der- Umstand,  dass  die  Engländer  den  westindischem Copal  Anime  nennen, 
   Veranlassung  ward,  dié'  Hymenaea  für  die  Mutterpflanze  des  letztem  Stoffes  zu  halten,  
 welcher  von  einer  Icica  abstammen  dürfte. 
 Die  Pflanzen,  welche  überdiess  im  Alagadisso  besonders  häufig  erscheinen,  sind:  Perlebia  
 baühinioides,  Mart.,  ein  Baum  vom  Ansehen  einer  kleinblätterigen  Bäuhinie,  von  welgher  Gattung  
 er  nur  durch  die  vielfächerige  (der  von  Prosopis  ähnliche)  Hülse  verschieden  ist,  mit  starken  
 Stacheln,  statt  der  Afterblätter,  besetzt;  ferner Acacia  hostilis,  Mart.: frutescens,  ramis  elon-  
 gatis  patentibus,  aculeis  rectis  sparsis,  foliis  bipinnatis-,  pubescenti - viscidulis,  pinnis  4  '6fugis,  
 foliolis  linearibus  20 -jugis,  aculeis  stipularibus  aeüleolisque  inter  pinnas  rectis,  spicis  solitariis,  le-  
 guminibus  rnembranaceis  lineari - oblo/igis  2  —   3-spermis  pubescentibus;  Acacia  inündata,  Marl.:  
 arborca,  gläbra,  petiolis  in  medio  et  apice  glandulosis, foliis  bipinnatis,-pinnis  trijugis, foliolis  12  
 •—-  iZ-jugis  oblongo-lanceolatis  subdimiato-ihaequilateris  nervosis  supra  nitidis  subtus  glaucescentibus, 
   capitulis  secus  rhachin foliis  breviorem  pubëscentem  in  petiolis  pubescentibus ;  Acacia  Farne-  
 siana,  TV.,  Triplaris  americana,  L .,  und  mehrere  Arten  von  Cissüs,  darunter, eine  mit  rothen  
 grossen  Doldentrauben,  deren,  zur  Zeit  unserer  Anwesenheit,'  blattlose  Stengel,  gleich  Seilen  
 zwischen  den  Aesten  der  [Nachbarbäume  und  dem  Boden  zwanzig  bis  dreissig  Fuss  hoch  ausgespannt  
 sind.  Einige  Meertrauben  (Coccolöbae),  Jacaranden,  Pfeffergesträuche,  Myrten  und  
 Psidien nehmen  die  etwas  höher  liegendenUfer  ein,  und  zwischen  ihnen  ragen  die  weissen  Stämme  
 und  grottesken  Blätter  der  Cecropia  hervor. 
 (6 .)   Die  Vögel,  welche  in  den  Teichen  längs  dem  Rio  de  S.  Francisco  am  häufigsten  
 bemerkt  worden,  sind:  J ab u rü ,  Ciconia Mycteria,  Temm,,  T u ju ju ,   Tantalus  Loculator,  L .,  
 C o lh e r e i ro ,  Platalea  Ajaja,  L .,  M e r g u lh ä o ,  Plotus  Anhinga,  L .,  G ä iv o t t a   P u ta ,  Cha