Niederungen der Küste mittelst mehrerer Arme, unmittelbar unter dem
Falle beginnet. Soweit der Fluss in dieser Gegend die Gebirgsforma-
tion blosslegt, fanden w ir sie aus Granit bestehend, welcher, wie der
von der Serra de Tiuba in Bahia, grosse Massen von Pistacit eingeknetet
enthalt. Aus demselben Gesteine besteht das Pflaster der Freguezia de
Itapicu.ru Grande. Unmittelbar bei der Cachoeira erschien der Granit
durch Beimengung von vieler Hornblende, die den Glimmer vertritt, in
ein syenitartiges Gestein übergehend. Uebrigens tritt in dem unteren
Flussgebiete des Itapicurü, wie z. B. bei P a i Simäo u. a. a. 0 ., nicht
selten eine Sandsteinformation auf, welche aus groben, und kleineren
stumpfeckigen Quarzkörnern besteht, die durch ein röthlich- oder viollet-
braunes Eisenoxyd verbunden sind. Hie und da geht das Gebilde durch
bedeutenden Gehalt an Eisenoxyd in einen reichen Sandeisenstein über.
Dasselbe Fossil bildet, wie im Verlaufe dieses Berichts angegeben wird,
die Formation der Insel Maranhao, und eines grossen Theils der Gegenden
am Rio das Amazonas.
Als die Nacht hereindunkelte, und das Firmament im hehren Glanze
der Aequatorialgestirne sich -über uns ausspannte, hörten w ir , zum
ersten Male wieder nach einer leidensvollen Zeit, den Ocean rauschen.
Bisher hatten w ir , erhärtet unter so manchem Schlage des Schreckens,
des Kummers, der Noth,. die weicheren Gefühle verschlossen gehalten5
aber nun, wo das trennende-Element selbst uns an die Entfernung vom
Vaterlande mahnte,, lösste sich Alles in uns in das bitterste Gefühl der
Sehnsucht auf, und die ganze Last der Gegenwart ward uns Hülflosen,
Kranken und Niedergebeugten klar. Noch ahneten w ir nicht, wie nahe
schon die Arme eines Freundes waren, bereit uns mit brüderlicher Liebe
zu umfangen und zu pflegen. Noch konnten w ir nicht wissen, wie
schon ein edler Britte, R o bert H e s k e t h , — sein Name wird mir stets
Wohllaut seyn, - selbst ohne uns persönlich zu kennen, aus reinster
menschlicher und wissenschaftlicher, Theilnahme, für uns besorgt war.
Wäre dem Reisenden ein solches Vorgefühl gegeben, so würde er auf eines
der schönsten Erwerbnisse auf Reisen, die Bildung des wahren Muthes,
verzichten m ü s s e n . D e r Morgen graute, und w ir erblickten rings um
uns her, auf dem saftigen Grün der Uferbäume zahlreiche Gruppen von dem
rothen Ibis, Guarä, ( Tantalus rube r , jL.) sitzen, die wohlgefällig ihr Gefieder
in den ersten Strahlen der Sonne glänzen Hessen. W i r nahmen
die Erscheinung des schönen Vogels1 als gute Vorbedeutung, und fuhren
heiteren Gemüthes, begünstigt vom Landwinde, zwischen den Mangue-
saes hin, bis w ir , nach einer Stunde, das hohe Meer erreichten. Die
Insel JMaranhäo, worauf die Hauptstadt *S. L u iz , das Ziel unserer Reise,
liegt, wird auf der südlichen Seite nur durch einen schmalen und seichten
, fünf Legoas langen, Meerarm (Rio do Mosquito) getrennt, der hier
kaum dreihundert Fuss Breite hat. Dieser Canal setzt die beiden grossen
Meerbuchten mit einander in Verbindung, welche die Insel, und zwar die
Bahia de S. Marcos im Westen und die Bahia de S. Joze im Osten,
vom Continente trennen, und welche bei der, in diesen Gewässern sehr
mächtigen, Ebbe so bedeutend entleert werden, dass dann die mitMangue
bedeckten Ufer weithin blos liegen. Die Schiffahrt von hier aus nach der,
auf der Westseite der Insel gelegenen, Hauptstadt folgt .dem Rio do Mosquito
bis dahin, wo er sich,, östlich von der Mündung de3 PdoMearim,
in den westlichen Grund der Bahia de S. Marcos verliert; dann-geht
sie an den Küsten nach N. Ö. Dieser"*Weg, den die Piloten zu zwanz
ig Legoas Länge anschlagen, ist unangenehme wegen der Verzögerungen
durch Ebbe und Fluth, und nicht ohne Gefahr, wegen der Passage im
Boqueiräo, einer klippigen Gegend in den Nähe des Hafens. W i r zogen
daher vor, den kürzeren W e g quer durch die Insel einzuschlagen, und
das Gepäcke, unter Aufsicht des einzigen Dieners , der uns übrig geblieben
w a r , zur See weiter führen .zu lassen. In der Fazenda Arraycd,
wohin w ir uns übersetzen Hessen, werden Pferde gehalten, um die Reisenden
bis zu dem Flusse Bacanga zu bringen, auf welchem man sich
einschifft, um zur Stadt zu gelangen. Bevor die Pferde von der Weide
geholt wurden, hatten w ir Gelegenheit, uns mit einem Zweige der Industrie
bekannt zu machen, von dem w ir vorher noch nicht gehört hatten.
W i r sahen• nämlich Hirschhäute, welche aus demeSertao am RioMearim
gebracht worden waren, in Milch einweichen und gerben, wodurch sie
sehr weich und zart werden sollen. Der Fazendeiro, aus Searä gebürtig,
schien mit den Gewerben vertraut, welche ihr Material von der dort so
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