Nebenflüsse des Rio Parnahyba, scheint demgemäss vielmehr ein breites,
sanftansteigendes Tafelland, als ein mächtiges Gebirge zu seyn.
Diese Serra dos dois Jrmäos, welche w ir hier uberstiegen, ist
übrigens ein Theil des weitverbreiteten Gebirgszugs, der, in einer
Ausdehnung von wenigstens fünf Breitegraden, die Provinz P iauhy von
den östlich gelegenen Provinzen Pernambuco und Searä trennt, und den
Kern des nordöstlichen Continentes von Brasilien ausmacht. Die Nachrichten
über dieses Gebirge sind äusserst schwankend und unbestimmt,
was vorzüglich von den verschiedenen Namen herrührt, womit einzelne
Theile desselben-bezeichnet werden. Die meisten portugiesischen Karten
geben dem Mitteltheile desselben den Namen der Serra Ibiapaba (Hy-
biappaba) , obgleich dieses W o r t , welches „Ende des Landes“ bedeutet,
ursprünglich nur von den nördlichsten Ausstrahlungen der Kette in der
Provinz Searä, zwischen den Flüssen Camoci (Carnucirri) und dem Rio
L o n g a , soll gebraucht worden seyn. Bei den Sertanejos von Pernambuco
und Parahyba gilt für den Hauptstock der Name Serra Borborema
oder Bruburema, womit Andere nur den nordöstlichen Ast, welcher hier
die Grenze zwischen Searä und Rio Grande do Norte bildet, bezeichnen.
Zahlreiche Seitenäste, aus denen die wasserarmen Flüsse jener Provinzen
entspringen, erstrecken sich grösstentheils von Westen nach Osten, und
einige derselben, wie die Serra Cabello näo tem in der Provinz Rio
Grande do Norte, sind goldreich. Der südlichste Ast derselben von Bedeutung
soll die Serra Araripe oder dos Cayriris seyn, welche die
nördlichste Grenze des Flussgebiets des Rio de S. Francisco bildet. Den
hierüber eingezogenen Nachrichten gemäss, besteht der grösste Theil dieses
verbreiteten Gebirgsstockes aus Granit (4. ) und ^andern Urgebirgsarten.
Die höchsten, in Hochebenen von ziemlicher Ausdehnung verflachten, Hauptstöcke
desselben scheinen zwischen dem sechsten und siebenten Breitengrade
zu liegen, und diese sind von dem westlichen Aste, der Serra
Ibiapaba, noch durch einen bergichten Landstrich getrennt, den man
in den östlichen Provinzen, ohne an eine scharfe Begrenzung zu denken,
zum Unterschiede von dem Gebiete diesseits des östlichen Abhanges, oder den
sogenannten Cayriris F e lh ö s , mit dem Namen der Cayriris Novos bezeichnet.
Die vielfach verästelten, jedoch nicht sehr hohen, Berge dieser
Gegend sind grösstentheils mit W aldung, die Niederungen dazwischen mit
rauhhaarigen, starkbestockten Gräsern und mit Gebüsche bedeckt. Bei
der grossen Hitze und der allgemeinen Wasserarmuth eignen sich vorzugsweise
die Waldgegenden zum Landbaue. Die Witterung in diesem
continentalen Hügellande ist unbeständiger, der Himmel ist minder rein
und wolkenleer, Regen und Thau sind häufiger, als in dem Gebiete des
östlichen Abhanges. Die Regenzeit beginnt nicht im September, wie dieses
in den südlicheren, und dem Meere näheren Provinzen der Fall ist,
sondern im Januar, und dauert bis zum April. In dieser Periode grünt
und blüht Alles mit Ueppigkeit, aber während der Monate August bis
December wird das Land zu einer todten Fläche ausgebrannt. Dieses
Klima erstreckt sich, sowie die dasselbe bedingende Landesbeschaffenheit,
westlich von dem Hochlande von Searä auch über den nördlichen Theil der
Provinz Piauhy. Die Sertanejos nennen sowohl das Klima, als die Vegetationsart,
welche mit ihm erscheint, A g r e s te , und setzen ihm das sogenannte
JVUmoso entgegen. Letzteres beherrschet die östlichen Abhänge
der Gebirge, oder den District von Cayriris Velhos^ sowie die ganze
Comarca do Sertäo de Pernambuco, auf dem linken Ufer des Rio de
S . Francisco, Gegenden, welche vorzüglich durch ihre niedrige Lage,
durch die ebene Ausbreitung ihres Terrains, und vielleicht auch durch
geognostische Verhältnisse ein beständigeres, trockneres und heisseres
Klima und die bereits oben unter dem Namen Mimoso ( 5.) bemerkte
Vegetation bedingen. Das Wrort Mimoso wird ebenfalls für den Charakter
des hier herrschenden Klima angewendet, so dass die Sertanejos
durch den Gebrauch dieser beiden, gemeinschaftlich Ursache und Wirkung
bezeichnenden, Namen ihre richtige Beobachtungsgabe beurkunden. Uebri-
gens leiden sowohl die Gegenden des A g r e s te , als die des JVhmoso von
Zeit zu Zeit grosse Dürre, wenn, wie es von zehn zu zehn Jahren zu
geschehen pflegt, die Regenzeit gar nicht oder nur unbedeutend eintritt.
Die Erde reisst dann in tiefe Sprünge auf, die Vegetation bleibt
gänzlich aus, die Thiere des Waldes und die zahlreichen Heerden werden
von Hunger und Durst hinweggerafft, und die Einwohner zur Aus