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 ausmachten.  Der  Brasilianer  besitzt  ein  eigenthümliches  Talent  zu  
 erzählen,  und  gefallt  sich  besonders  in  der  Darstellung  erotischer  Gegenstände  
 ,  welche  Jeder,  auch  der  Gemeinste,  bald  mit  Emphase ■  bald  mit  
 zierlicher  Feinheit,  mit  unglaublicher  Nüancirung  in  Ton  der  Stimme  und  
 Wahl  der  Worte  vorzubringen  weiss,'  und  mit  einem  sehr  lebhaften  Geberdenspiele  
 , begleitet-  Nicht  selten  hatten  w ir   Gelegenheit,  sogar  an  
 unseren  Mauleseltreibem  dieses  Talent  zu  bewundern,  wenn  Einer  solche  
 Anekdoten  mit  unnachahmlicher  komischer  Gravität  erzählte,  und  die  
 Uebrigen  voll  Behaglichkeit  zuhörten,  oder  das  Gespräch  mit  feinen  
 Paraphrasen  und  Bemerkungen  würzten. 
 Unser  vortrefflicher  Gastfreund  d a   C am a r a   war  immer  bemüht,  
 ähnliche  gesellschaftliche  Ausflüge  nach  den  verschiedenen  Gegenden  des  
 Districtes  anzuordnen,  und  gab  uns  dabei  Veranlassung,  sein  jugendliches  
 Feuer  zu  bewundern.  Am  folgenden  Tage  holte  e r   uns  schon  mit  Sonnenaufgang  
 zu* einem  andern  Spazierritt  ab,  um  die  Diamantwäscherei  
 (Servi$d)  Curralinho,  welche  eben  im  Betriebe  stand,  zu  besichtigen.  
 W i r   pässirten  südöstlich  von  Tejuco  den  Bach  Rio  de  S.  Francisco  
 genannt,  welcher  sehr  wenig  Wasser  in  einem  äusserst  ausgedehnten  
 Kiesbette  führt,  und  kamen  über  mehrere  hie  und  da  mit dichtem blühten-  
 reichen  Gebüsche  oder  einzelnen  Bäumchen  besetzte  Hügel,  auf  welchen'  
 einzelne  Kuppen  und Bänke von Quarzschiefer hervortreten,  in  eine  ringsum  
 von  höheren, Klippen  eingeschlossene Ebene,  durch welche  sich  ein seichter,  
 krystallheller  Bach  schlängelt.  Hier  hatte  man  versuchsweise  an mehreren  
 Stellen Löcher  von zwei  bis vier Fuss Tiefe  in  den,  das  derbe Gestein  bedeckenden  
 Schutt  gegraben,  und  letzteren  auf Diamanten  gewaschen.  Nur  
 das  Bett  des  Baches  selbst  hatte  man  reich  genug gefunden;  es  war  daher  
 an  den  ergiebigsten  Stellen  ausgegraben,  und  der  Schutt  zum  Waschen  
 aufgehäuft  worden.  Zugleich  mit  diesem  Cascalho  wurden  auch  Haufen,  
 die  schon  vor  mehreren  Jahren  durchsucht  worden  waren,  nochmals  
 ausgewaschen.  Unter  dem  gemeinen  Manne  ist  hier,  wie nach T a v e r n ie r  s  
 Berichten  in  Ostindien,  der  Glaube  sehr  allgemein,  dass  sich  die  Diamanten  
 in  den  schon  einmal  durchgewaschenen  Haufen  nach  und  nach  wieder  
 erzeugen,  und  er  führt  als  Beweis  den  Befund  von  Steinen  in  denselben  
 nach  zwei-  und  dreimaliger  Behandlung  an;  jedoch  ist  dem nicht also,  
 sondern  das  spätere  Auffinden  von  Diamanten  hat  seinen  Grund  blos  in  
 der  Eile  und  Unachtsamkeit,  womit  früher,  besonder»  zur  Zeit  der Pächter, 
   der  Cascalho  durchgesucht  wurde,  weil  man,  in  einem  beständigen  
 Raubbaue  begriffen,  nur  die  reichsten  Stellen  einer  besondern  Aufmerksamkeit  
 würdigte.  Uebrigens  pflegt  man  auch  jetzt  noch  bisweilen  nach  
 acht  bis  zehn  Jahren  den  schon  gewaschenen  Cascalho  wieder  in  Arbeit  
 zu  nehmen.  Die  hier  vorgenommene  Arbeit  ward,  während  unserer  Anwesenheit  
 in  Tejuco,  nur  mit  einem  fliegenden  Trupp  ( Tropa  volante)  
 von  zwanzig  Negern  betrieben,  über  welche  zwei  Feitores  die  Aufsicht  
 führten,  wie  solches  auf  der  Tafel  des  Atlas  vom  I.  Bande  unter  der  
 Aufschrift:  „Diamantenwäscherei  Curralinho“   dargestellt  ist.  In  einer  
 Niederung  der  Ebene  hatte  man  das  Regenwasser  auf  zwei  Fuss  Tiefe  
 angesammelt,  imd  ein  Brett  war  mitten  durch  die  Lache  zum  Sitze  für  
 die  Negersclaven  gezogen  worden.  Diese  sassen,  entweder  nackt,  und  
 lediglich  mit  einem  Gurt  von  Baumwollenzeug  um  die  Lenden,  oder  mit  
 anliegendem  Kamisol  und  Beinkleidern  von  Leder  des  Sumpfschweines  
 (Capibara)  bekleidet,  bis  an  die  Kniee  im  Wasser.  Etwa  zwölf Fuss  
 entfernt,  den  Enden  der  Reihe  gegenüber,  und  im  Angesichte  der  Neger,  
 sassen  die  beiden  Feitores  auf  erhöhten  Sitzen,  unter  einem  rohgearbeiteten, 
   mit  Palmenblättern  und  Schilf  gedeckten  Sonnenschirme. 
 Der  aus  dem  Flussbeet  heraufgebrachte  Cascalho  war  zwischen  
 den  Feitores  und  den  Wäschern  aufgeschüttet;  eine  kleine,  mit  klarem  
 Wasser  gefüllte  hölzerne  Schüssel  stand  auf  einem  Stuhle  zwischen  beiden  
 Feitores.  Die  hier  vorgenommene  Arbeit  hat  viele  Aehnlichkeit  mit  der  
 Manipulation  des  Untertauchens  (Mergulhar)  beim  Goldwäschen.  Der  
 Neger .füllt  seine  hölzerne,  runde  Schüssel,  welche  gemeiniglich  ein  und  
 ein  Viertel  Fuss  im  Durchmesser  hat,  mit  dem  Cascalho,  geht  auf  seinen  
 Platz  zurück,  und  beginnt  damit,  dass  er  die  grössten  Stücke  des  Gerölles  
 aussucht  und  auf  die  Seite  wirft,*  er  taucht  dann  die  Schüssel  unter  
 das  Wasser,  schüttelt  sie  hin  und  her,  streift  die  oberen  Geschiebe  all-  
 mälig  hinweg)  und  wühlt,  in  dem  immer  feiner  gesonderten  Cascalho