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 uns  in  demArrayal,  als  in  einem Gange  des Gebirgs  vorkommend,  zeigte,  
 wirklich,  wie  es  wahrscheinlich  ist,  aus  diesem  Berge  abstammen.  
 Auch  die  Vegetation  zeigte  auf  der  Höhe  des  Berges  einen  von  dem  der  
 Umgegend  ganz  verschiedenen,  und  dem  von  Minas  ähnlichen  Charakter:  
 w ir   bemerkten,  neben Cactus  polygonus,  hexagonus, Candelabrum,  M.  
 u.  s.  f . ,  mehrere  Arten  von  heidenförmigen  Rhexien,  von  Baccharis,  
 E ch ite s ,  dickblättrige  Orchideen  auf  den Felsen,  eine  weissblüthige Baumlilie  
 (Vellosia  plicata,  Nov.  Gen.  t.  9.),  und  mehrere  graugrüne  Gräser. 
   Auf  dem  Gipfel  des Berges  angelangt,  sahen  w ir   um  ims  die  Landschaft  
 bis  in  weite  Entfernung  gleich  einem  Teppiche  ausgebreitet,  jedoch  
 hat  sie  keineswegs  die  Reize  der  Abwechselung,  welche  man  von  
 Höhen  zu  gewahren  gewohnt  ist,  sondern  bietet  dem  Auge  nichts,  als  
 eine  ausgedehnte  Ebene,  mit  dürren,  monotonen  Catingaswaldungen  bedeckt, 
   hie  und  da  von  Ravinen  oder  von  unregelmässigen,  jetzt  wasserleeren  
 Flussbetten  durchzogen,  und  gegen  N .,  O.  und  W .   hin  von  langgestreckten  
 mehrfachen  Gebirgszügen  eiügeschlossen.  Die  Ansicht  dieser  
 verschiedenen  Gebirge  war  für  uns  von  höchstem  Interesse  in  Beziehung  
 auf  das  Meteoreisen  von  Berndegö,  und  ich  skizzirte  ein  Panorama  der  
 Gegend,  welches,  in  den  Atlas  aufgenommen,  dem  Leser  eine  richtige  
 Vorstellung  der  gesammten,  von  hier  aus  sichtbaren  Gebirgsbildung  geben  
 wird.  Gegen  Süden  sahen  w ir   das  Land,  zu  niedrigen  Hügeln  erhoben, 
   sich  allmälig  absenken,  und  in  blauer  Ferne  mit  dem  Horizonte  zu-  
 sammenfliessen;  vorüber  ziehende  Wolkenschatten  malten wandernde dunkle  
 Streifen  auf  den  entfernteren  Theil  dieser  graublauen  Ebene,  während  
 in  der  Nähe  unseres  Standpunctes  grell  beleuchtete,  nackte  Erdflächen  neben  
 dunklen  Hügeln  hervortraten.  In  W .   hatten  w ir   den  ausgedehnten  
 Zug  der  Serra  de  Tiuba,  an  welchem  drei  Haüptreihen  hintereinander  
 zu  unterscheiden  sind;  uns  am  nächsten  dunkelte  die  Serra  de  Cassucä  
 herüber,  neben  ihr  traten  in  N* W .  und  N.  die  Serra  da  Pedra  Bran-  
 ca ,  und  vor  dieser  die  Serra  Grande  hervor.  Zwischen  diesen  beiden  
 fliesst  der  Riacho  Bernde g ö ,  an  welchem  das Meteoreisen  gefunden worden. 
   In  S.  zeigten  sich  mehrere,  scheinbar  niedrigere,  aber  sehr  ausgedehnte  
 Gebirgszüge:  am  weitesten,  etwa  zehn Legoas  entfernt,  die  Serra  
 de  Mainasse  und  ihre  Fortsetzung,  die  Serra  do  Cume,  vor  ihnen  die 
 Serrado Caixäo,  und die Serra de M anoel Alvez, dann  weiter gen O. in die  
 Ebene auslaufend, die Serra da Lagoinha. Der Charakter aller dieser Gebirgszüge  
 ist  derselbe:  abgerundete,  langgezogene  Rücken,  ohne  steile Wände,  
 Klüfte  oder  schroffe  Klippen,  nur hie  und  da  durch  die Gewalt  der  Regenströme  
 in  flache,  sich  bis  in  die  Thäler  oder  bis  zu  den,  aus  dem  nie-  
 dergeführten  Schutte  entstandenen  Hügeln,  heraberstreckende,  aller  Vegetation  
 entblösste  Rinnsale  vertieft,  ausserdem  sowohl  auf  dem  Rücken,  als  
 an  den  Flanken  mit  einförmiger  Catingasvegetation  oder  mit  hohem Grase  
 bewachsen.  Dass  in  allen diesen Gebirgen,  weder  durch  neptunische  noch  
 durch  vulcanische  Katastrophen,  Veränderungen  hervorgebracht  seyen,  
 schien  eine  Uebersicht  von  unserem  Standpuncte  aus  bis  zur  Evidenz  zu  
 beweisen.  Die  gleichförmigen  runden  Umrisse  der  Berge,  die  regelmässige  
 Abwechselung  von  Hügeln,  Bergen  undThälem  in  den  gewöhnlichen  
 Verhältnissen,  der  Mangel  von  Spuren  erloschener  Vulcane,  die  ungestörte  
 Lagerung  der  Gebirgsschichten,  Alles  dieses  wies,  bevor  wir  noch  
 den  Gegenstand  unserer  Forschung  selbst  gesehen  hatten,  jede  Hypothese  
 ab,  dass  jene  Metallmasse  durch  tellurische  Veränderungen  hier  zum Vorschein  
 gekommen  sey.  Nach  diesem  Anblicke  gewöhnten  w ir   uns  sogleich  
 daran,  das  Eisen  von  Bernde g ö   für  einen  Fremdling  zu  halten,  
 den  feindlich  bewegte  Kräfte  herabgeworfen  hätten,  auf  dies $  seit  seinem  
 Hervörtritte  aus  den  Gewässern  friedlich  ruhende  Land,  welches  auf  uns  
 den  eigenthümlichen  Eindrück  machte,  womit  die  Majestät  der  Elemente  
 das  menschliche  Gemüth  beherrscht.  Diese  Ueberzeugung  war  für  uns  
 ein  wesentlicher  Gewinn,  und  w ir   stiegen,  gegen  Abend,  auf  der  breiten, 
   gepflasterten,  und  mit  vielen  Stationen  aus  der  Leidensgeschichte  
 Jesu  gezierten  Strasse,  vergnügt  nach  dem  Arrayal  herab.  Diese  Ortschaft  
 verdankt  ihre  Vergrösserung  ganz  vorzüglich  dem  frommen  Eifer  
 des  Frey  Apollonio,   eines  italienischen  Kapuciners  von  dem  Kloster  in  
 Bahia,  welcher  die  erwähnten  Stationen  am  Berge,  und  auf dessen  Rücken  
 eine  Capella  da  S.  Cruz  errichtet,  und  den  Berg  zu  einem  fleissig  
 besuchten Wallfahrtsorte  gemacht  hat.  Schon  früher  bestand  ein  frommer  
 Volksglaube,  dass  der  Monte  Santo  die  Besuchenden  heilige,  und  zugleich  
 damit  erhält  sich  stets  die  Sage,  dass  gewisse  Wallfahrer  berufen  
 seyen,  die  in  der  Nähe  desselben  verborgenen,  der  Kirche  geweihten