de IV. S. das JMerces, westlich von Oeiras; die Timbiras, Acroäs und
Gogu.es wurden hier, in S. Gongalo cTAmarante ; vereinigt. Die drei
letzteren werden von manchen Sertanejos mit dem gemeinschaftlichen Namen
der Pamelas bezeichnet. W i r fanden nur einen schwachen Ueberrest
von dieser, ehemals bedeutenden, Colonie, nämlich, nach des Pfarrers Liste,
nur hundert und zwanzig Personen, und selbst diese nicht alle von ungemischter
Abkunft. Krankheiten, besonders die Blattern, hatten Viele ge*
tödtet; Andere waren schon längst wieder in ihre ursprüngliche Heimath
zurückgekehrt. Das traurige Ansehen der wenigen, in träumerischem
Nichtsthun umherschleichenden Indianer, die Unreinlichkeit und Unordnung
in den ärmlichen Hütten, und der Mangel an zweckmässiger Aufsicht, die
einem trunksüchtigen Soldaten übertragen schien, — erneuerten auch
hier bei uns die Ueberzeugung, dass glückliche Versuche, dieUreingebor-
nen zu colonisiren, nur als seltne Ausnahmen zu betrachten seyen. Diese
Ueberzeugung fallt dem Menschenfreunde um so schmerzlicher, als
solche Colonisationsversuche fast stets zahlreiche Menschenopfer kosten.
W ill man nämlich einen Indianerstamm, entweder um ihn unschädlich oder
um ihn für den Staat nützlich zu machen, in eine Colonie versetzen, so
geschieht dies fast niemals ohne vorhergehenden Krieg, dessen Folge die
Unterwerfung des Stammes ist. Zu dem Ende werden Banner (Bandeiras)
von Linientruppen und Freiwilligen errichtet; der Staat versieht sie
mit Waffen und Ammunition, und die Bauern tragen die Mundvorräthe
zusammen, welche bei grossen Expeditionen auf Monate lang mitgeführt
werden müssen. Bisweilen werden Ochsenheerden dem Kriegszüge nachgetrieben.
Die Mannschaft unternimmt den Zug {Entrada) selten in der
Absicht eine offene Schlacht zu liefern, sondern man sucht die Indianer
in ihren abgelegenen und zersreuten Wohnsitzen zu überrumpeln. Ist der
Feldzug glücklich, so zwingt man die Ueberwundenen, die Oberherrschaft
Portugals anzuerkennen, und sich, unter dem Schutze des Königs, zwischen
den Brasilianern niederzulassen. So verlässt der Stamm, oder doch die
Glieder desselben,' welche, sich dem feindlichen Uebergewichte ergeben
mussten, seine Wohnorte, und wird , meistens entfernt von andern brasilianischen
Ortschaften, in eine eigene Aldea vereinigt, wo er unter der
Aufsicht eines von dem Gouvernement eingesetzten Directors, bisweilen
mit Beibehaltung eines eigenen Vorstandes aus seiner Mitte (Principal)
Landbau treiben, und von einem Geistlichen im christlichen Glauben
unterrichtet werden soll. Welche Früchte eine so ganz gewaltsame
Operation tragen werde, ist nicht schwer vorauszusehen. Man verlangt
von den Indianern ein plötzliches Aufgebeh aller angebornen Neigungen,
Gewohnheiten und Sitten, ja noch mehr, Ehrfurcht vor einem Gesetze
und einer Religion, die sie nicht kennen. Die nächste Folge ist, das3 die
Entschlossenen unter ihnen sich sobald als möglich diesem unleidlichen
Zwange durch die Flucht zu entziehen suchen, die übrigen aber nur wie
Fremdlinge und ohne sich zu assimiliren, unter den Brasilianern zurück*
bleiben, und in dem traurigsten Zwitterleben moralisch und physisch verkümmern.
Nur von kräftigen moralischen Hebeln wäre eine günstige
Aenderung dieser vernachlässigten Söhne des Waldes zu erwarten; aber
solche weiss nur selten, sowohl der Inspector, als der Geistliche, zti
handhaben. So bleiben also die Ankömmlinge gewissermaassen sich selbst
überlassen, werden ihrer ursprünglichen Lebensweise verlustig, ohne Anweisung
und Kraft für eine bessere zu erhalten, und verlieren endlich
im Müssiggange und in der Trunkenheit selbst jene geringe Spannkraft
der Seele, Welche sie besassen, so lange sie frei in den Wäldern hauseten.
Es ist höchst auffallend, wie dieser Mangel geistiger Entwickelung auf die
physische Organisation zürückwirkt, wie besonders die Krankheiten der
Europäer so schnell von den Indianern. aufgenommen, aber nicht durchgebildet
werden, wie die Fruchtbarkeit der Weiber abnimmt, und der feste
und kräftige Körperbau des Americaners verkümmert und geschwächt wird.
Dieser traurige Gang der Colonisationsversuche durch Aldeas, welcher
fast überall in Brasilien bemerkt werden konnte, scheint auf die grössere
Zweckmässigkeit eines andern Verfahrens hinzuweisen, demgemäss
die besiegten Indianer nicht vereinigt bleiben , sondern unter die Fazendeiros
vertheilt werden. Letzteres geschah durch den gegenwärtigen Gouverneur
mit den Piment e iras, welche seit, dem Jahre 1775 von Zeit zu
Zeit aus dem Gebiete zwischen den Quellen des Rio Piauhy und des
Rio Gorguéa hervorbrechen, und die Fazendas von Ober-Piauhy beunruhigen.
Früher war schon ein Theil derselben durch J oze' D ias S oares
gezwungen worden, die Oberherrschaft der Krone Portugals anzuerken