Auslagen erfordert, indem derThran auf der hohen 9ee weder ausgehauen,
noch verpackt, sondern die getödteten Thiere am Schlepptaue an die
Küste gezogen, und daselbst der frische Thran ausgesotten wird , so ist
es doch .keinem Zweifel unterworfen , dass dieser Erwerbszweig bei grösserer
Ausdehnung zweckmässiger Anstalten bei weitem reichlichere Früchte
tragen könnte. Die Böte, in welchen man hier die Wallfische verfolgt,
sind klein, gewöhnlich nur mit einem Harpunirer und den nöthig-
sten Matrosen ausgerüstet, und verunglücken nicht selten, wenn sie von
dem verwundeten Thiere an die Küsten geschleudert oder umgeworfen
werden, ehe die Mannschaft das Harpuntau kappte. Man erzählte uns
von mehreren solchen Unglücksfallen. . Auch sind die Thransiedereien,
welche w ir in Itaparica besuchten, von sehr geringem Umfange und ohne
zweckmässige Einrichtung. Die Pfannen {Fregideiras) haben nur
vvenige Fuss Durchmesser, und werden mittelst öefen gleich gewöhnlichen
Backöfen geheitzt; für das Abschäumen und Reinigen des Thranes
ist keine geeignete Vorrichtung getroffen, die Behälter {Tanques)^ welche
den ausgelassenen Thran bis zu der Ueberfüllung in Fässer enthalten,
sind weder vor Staub noch vor anderen Unreinigkeiten gesichert, und das
ganze Geschäft scheint einigen unwissenden Negern und Mulatten überlassen.
Bei diesen Mängeln ist es kein Wunder, wenn der brasilianische
Fischthran sowohl durch, eine dunklere braune Farbe, als durch Gehalt
von unaufgelösten Speckklumpen und durch einen unangenehmeren Geruch
hinter dem in dem europäischen Norden ausgesottenen Thrane zurücksteht.
Ein grosser Theil dieses hier und in den übrigen brasilianischen Arma-
goes bereiteten Artikels wird im Lande verbraucht, oder in den portugiesischen
Arsenalen zur Bereitung des Theers verwendet;, das gemeine Volk
pflegt eine schmierige Seife daraus zu verfertigen, welche jedoch der
Wäsche einen unangenehmen Geruch mittheilt. Das Uebrige wird besonders
nach England und Frankreich ausgeführt, wo es in Tuchfabriken
und zur Reinigung* des Schwefels gebraucht wird. Von Bahia pflegt man
den Fischthran in Fässern {Pipas) von sechzig bis siebzig Kannen {Ca-
nadas) Innhalt auszuführen. Eine Kanne wurde zur Zeit unseres Aufenthaltes
um 700 bis 740 Reis (1 fl. ,54 kr. , bis 2 fl. 3 kr.) ausgeboten. ( 3.)
Die Insel Itaparica, welche w ir nicht blos bei dieser Gelegenheit,
sondern auch später einigemal von Bahia aus besuchten, ist die grösste
von allen, die in der Bucht von Bahia zerstreut liegen; sie hat eine Länge
von sechs und einer halben Legoa bei verhältnissmässiger Breite, und viertausend
fünfhundert Einwohner, von deren Fleiss die ausgedehnten Zuckerund
Tabakpflanzungen Zeugniss geben. Die Cocospalme *) gedeiht hier,
wie überhaupt in den maritimen Gegenden der Provinz von Bahia, wo
sie häufig gebaut wird, ganz vortrefflich, und liefert nicht blos zahlreiche,
sondern auch grosse und durch die Weichheit ihres Kernes ausgezeichnete
Früchte, die zum Theile sogar nach Rio de Janeiro ausgeführt werden,
wo die Cocospalme bei weitem minder gut fortkömmt. Neben dieser,
der edelsten aller Palmenarten finden sich, wennt auch nicht so
zahlreich, auf der Insel Itaparica noch die beiden andern Palmen, die
den Bewohnern Brasiliens vom vielartigsten Nutzen sind: die Denté- und
dia Piaçaba-Palme {Elaeis gaineensis, L . , und Attdlea fu n ife ra , Mart.
Palm. t. 54. 56. g5. 96.). Die erstere, ohne Zweifel africanischer Abstammung,
und von den Negern in Brasilien eingeführt, ist vorzüglich
wegen des aus ihren Fruchten bereiteten Palmöls, die letztere, eine besonders
in den Küstenwaldungen der Comarca von Ilheos und der Provinz
Porto Seguro einheimische Art, wegen der zähen Fasern ihrer Blattscheiden
merkwürdig, aus welchen in eigenthümlichen Fabriken {Cordoarias
de Piaçaba) Taue, Stricke, Strigeln, Bürsten und grobe Matten verfer-
tigt werden. (4 .)
Die Schiffarth von Itaparica nach Bahia dauert, wenn anders
das Meer nicht.unruhig ist, nur wenige Stunden, und wir hatten sie am
»0. November so glücklich, dass w ir daselbst schon frühzeitig genug an-
hamen, um unser Gepäcke noch vor der Schwüle des Mittags an das
Land bringen zu lassen. W i r bezogen sogleich ein Haus in der oberen
Stadt, vertauschten es aber am dritten Tage mit einer Wohnung, welche
uns Senhor F e lisb er to Cald e ir a B b a n t P o nte s, Marschall der Milizen von
*) Cocos, nucifera, L. S. Msct. Palm. t. 76., wo die.» Palme, nid im ffintergrundo
ein Theil der Insel Itaparica abgebildet ist,