Beobachtungen beschäftigt, als sich dünne, langgestreckte Wolken aus
einer Tiefe von tausend Fuss unter uns emporhoben , welche, vom West«
winde- mit grosser Schnelligkeit über einen Theil der- Umgegend hingetrieben
wurden. Die Furcht, hier, .wie in unseren Alpen häufig-geschieht,,
von dichten Nebeln eingehüllt zu werden, beschleunigte unseren Rückw
eg , der von dem Plateau aus in einer von zusammengestürzten Felsen
gebildeten und mit Rollsteinen gefüllten Schlucht sehr gefährlich war. Um
den Bewohnern von Tejuco ein Signal von dem gelungenen Unternehmen
zu geben, zündeten die Neger ein unter der Kuppe gelegenes Gestrüppe
an. Fast barfuss und äusserst ermüdet gelangten w ir endlich zu den Hüt->
ten, wo uns da Camarä mit Unruhe erwartet hatte, .und nun .frohlockend
empfing.
Der Berg Itambe, der höchste , den w ir auf unserer ganzen Refi.su
durch Brasilien bestiegen und gemessen haben, hat eine Höhe von 55go paiy
Fuss, und übertrifft also den ebenfalls bedeutend hohen Itacolumibei Villa Rica
um 972. Fuss. Er besteht ganz aus graulichweissem, meistens feinkörnigen
Quarzschiefery welcher in grossen Massen gegen die Höhe £u hie
und da abgerundete Quarztrümmer breccienartig eingeknetet enthält, bisweilen
grobkörniger wird , und ausserdem mit mächtigen Quarzadern durchsetzt
ist. Seine Schichten sind sehr massig; auf der Höhe gegen Westen
mehr ausgefressen und steiler als gegen Osten. Auf dem ganzen Gebirge
findet sich keine Spur von Eisenglimmerschiefer , von Glimmerlager»
oder von dem Eisensteinflötze der Tapanhoacanga. Merkwürdig ist, .dass
auf ihm in bedeutender Höhe Diamanten gefunden worden sind. Längs
dem Bache Capivary sieht man noch Reste von ausgewaschenem Cascalho, und
vor einigen Jahren soll daselbst ein Stein von zwei Oitaven Gewicht aus-:
gewaschen worden seyn. Von dem Gipfel des Berges übersahen w ir wie
im Vögelperspective seine von uns durchwanderten Vegetationsformen.
Das Platteau der Kuppe ist mit der oben erwähnten niedrigen Vegetation,
ganz im Charakter der Alpenflora bedeckt;, etwas tiefen nach den kahlen;
steinigen Abhängen hin erscheinen m der Breite von fünf bis achthundert
Fuss offene Grascampos mit einzelnen verkrüppelten Bäumen
Oehna, Öcolea, Lychnophora * ) und Baumlilien ( ellosiae,
Barbacejiiae) ; noch tiefer tritt, über fünfzehn hundert Fuss breit, ein
Gürtel von Buschwerk und niedrigem Walde auf, welcher abwärts durch
dichtes Gestrüpp von Farnkräutern und Bambusrohr nicht selten auf
moorigem Boden, in die flacheren allgemeinen Campo3 (Campos Geraeü)
mit hohem Grase und- einzelnen Gebüschen und Melocactus übergeht.
Den Fuss des Gebirgs endlich begrenzt, besonders gegen die Rinnthäler,
ein dichter, immergrüner niedriger Waldsaum (Capäo).
Nachdem w ir uns in dem Bivouac einigermassen erfrischt hatten,
traten w ir mit der gesammten Gesellschaft den ^Rückweg an, und ruhten
die nächste Nacht in der am Fusse des Gebirges liegenden Fazenda des
Administrators Joze’ Alvez aus. Die allgemeine Freude über den glücklichen
Ausgang unserer Unternehmung wurde hier durch die Unpässlichkeit
Eines von uns gestört. E r litt nämlich ah einer sehr heftigen Kolik,
welche nach der Erfahrung des Intendanten von einem, in der Nabelge«
gend eingenisteten mikroskopischen Holzbocke (Carabato miudo) herrührte,
aber durch ein warmes Bad und ein auf die leidende Stelle gelegtes Pflaster
von Grünspan gehoben wurde. Der Intendant hatte im Plane, uns.
auf dem Rückwege eine alte Diamantenwäscherei unweit von <S. Gonzala
zu zeigen. Ein verlassenes Flussbett war hier westlich von mächtigen;
überhängenden Grünsteinfelsen bedeckt; auf der Ostseite stand der' gewöhnliche
Quarzschiefer zu Tage; Um sich den Zugang zu den verborgenen
Gerollen zu verschaffen, hatte man die Felsen zu sprengen gesucht;
der Grünstein war jedoch so hart, dass er allen Werkzeugen widerstand,
und nur durch Erhitzung und plötzliche Abkühlung mit kaltem Wasser zerklüftet
werden konnte. Einige der grössten Felsenblöcke hob man mittelst mächtiger
Maschinen von der Stelle. Die sechsmonatliche Arbeit war aber
vergeblich, indem auch nicht die geringste Ausbeute gemacht Wurde, und
der einzige Gewinn war die Bestätigung der Erfahrung, dass man da, wo
* ) Die mit dichtem Filze bedeckten Aestc dieser, im Lande Vaineiras do Campo genannten,
Gesträuche aus der Familie der Compositae, dienen wegen ihrer Brennbarkeit
bisweilen als Lichter. Man vergl. Mart, in Denksch. der k. b. bot. Gcsellsch. zu Regensb.
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