fast ausschliesslich nur brauner Brod-Zucker (Rapadura.) fabricirt w ird ,
der meistentheils Fluss abwärts in die Provinz Bahia versendet wird. Feld-
früchte, die am Flusse nebst Bohnen, Mandiocca, und dem, dieser hier vorgezogenen
türkischen Korne ganz vorzüglich gedeihen, sind die Wassermelone
' (Cucurbita Citrüllus, X . ) , und mehrere treffliche Gurken und
Kürbissarten, unter denen w ir besonders den schmackhaften Fleischkürbis
und die brasilianische G u r k e n e n n e n , welche seitdem auch in
Deutschland bekannt gemacht und angebaut worden sind. Die europäischen
Gemüse kommen hier gut fort, und die Orangen und Bananen sind
vortrefflich. Diese grosse Fruchtbarkeit hat seit einigen Decennien eine
grosse Zunahme der Bevölkerung längs dem Strome veranlasst, und die
Anwohner, welche so manche Vortheile von dem wöhlthätigen Elemente
gemessen, ertragen mit Gleichmuth die Verwüstungen und Gefahren,
die von Zeit zu Zeit seine Ueberschwemmungen mit . sich bringen. Die
Schnelligkeit, mit welcher der Strom wächst, zwingt die Anwohner oft
während der Nacht ihre Häuser zu verlassen, und nach, den höherliegenden
Geraes hinaufzufliehen. Das gefährlichste Geschäft bleibt nun demjenigen
Fazendeiro ^welcher Viehzucht treibt. Er muss eiligst den Rindvieh-
und Pferdeheerden zu Hülfe kommen, deren ängstliche Haufen auf den
vom Strome gebildeten Inseln dem Hunger und den Angriffen der Onzen
und Kaimans ausgesetzt sind. Mit Mühe führt er sein schwankes Fahrzeug,
durch reissende Bäche und Nebenströmungen, oft meilenweit in die
Fluth hinaus, stets gefährdet, auf hervorstehende Baumgipfel und Felsen
geworfen, oder von treibenden Stämmen übersegelt zu werden. Glückt
es ihm auch, die Gefahren des Elementes zu überwinden,- so hat er oft
mit wilden Thieren zu kämpfen, die mit Ungestüm der Macht der Gewässer
zu entfliehen suchen. Riesenschlangen und Kaimans umklammern
und besteigen den Kahn, um von dem anhaltenden Schwimmen auszüruhen.
Fährt er unter einem Baume vorüber, so lassen sich dichte Bedien von
*) Cucurbita ceratocreas, Halerle: foliis cordatls suborbicularihus obtuse mbqulnquelobis
denticulatis, fructibus maximis oblongo - pyriformibus vel cylindricis longitudinaliter lineatis glab-
ris, carnc subgranulosa; und Cucumis macrocarpos, fVenderoth: foliis cordatis sübangulatis acu-
tiusculis argute denticulatis scabriusculo - hirtis, peponibus oblongis obsolete slriatis maculatisque
remote tuberculatis.
Ameisen, die darauf geflüchtet waren, Zu ihm herab, und während er
noch mit Ausrottung dieser zahllosen Feinde beschäftigt ist , erfüllt ihn ein
Tiger, oder eine Klapperschlange, : die in den Kahn herabspringen, mit
noch grösserem Schrecken. Kann er diesen Unthieren nur durch die
Flucht in das Wasser ausweichen, so ist er in Gefahr, von den Schwär*-
men der Piranha, welche ihre stillen Buchten verlassen hat, und nach
Beute umherschwimmt, augenblicklich in tausend Stücke vertheilt zu
werden. Gelangt er endlich zu seinen hülfelosenThieren, so findet er sie
oft vom Hunger entkräftet, an den Hufen von der Piranha oder den Krokodillen
verwundet, und unfähig an das Ufer zu schwimmen, oder von hungrigen
Onzen und Wölfen angefallen, gegen welche sich die'Pferde in
runde Haufen, mit den Köpfen nach innen zusammengestellt,' zu verthei-
digen suchen. Hunderte von Hausthieren werden so die Opfer der jährlichen
Ueberschwemmungen.
Für den Menschen sind die Ausdünstungen, die das überschwemmte
Land (Soherq.gua.das) nach Abflüsse des Hochwassers verbreitet, gar
oft von üblen Folgen. Das Laubr der entblätterten - Waldungen und viele
thieris.che Stoffe, die am Ufer und in den Bäumen hängen geblieben sind
-— man bemerkt bisweilen das Gerippe eines Ochsen in den Wipfeln der
Bäume oder das ^eines Tatu in den Astgabeln — verpesten die Luft, und
erregen bald Faulfieber, bald langwierige kalte Fieber. Die ersteren treten
zum Glücke nicht häufig ein, raffen aber dann seuchenartig furchtbar
schnell zahlreiche Opfer hinweg. Die kalten Fieber sind an einigen Orten
am Strome fast endemisch, und werden besonders gefährlich durch
die Leberverhärtungen (ßctgos),, die sehr, oft nach ihnen Zurückbleiben.
Personen,. we|che damit behaftet sind, verkündigen schon durch die bleiche
oder wachsgelbe Farbe und durch den allgemeinen Ausdruck von
Schwäche und Hinfälligkeit, wie tief sie ergriffen seyen, und sterben oft
an den Folgen dieses ^organischen Fehlers: Wassersüchten oder Zehrfieber.
Allgemein sind alle Anwohner des Stromes von minder gesundem
und kräftigen Aussehen, als die blühenden Gestalten der Sertanejos in den
Geraës, und rechtfertigen somit die Furcht ihrer Nachbarn, längere Zeit
am Rio de S. Francisco zu verweilen. Während eines Aufenthaltes von