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 reichen  jedoch  nicht  hm,  die  Bedürfnisse  an  fremder  Zufuhr  zu  decken,  
 und  das  Land  ist  dem  betriebsamen  Mirias  auch  noch  mit  baarem  Gelde  
 steuerpflichtig.  Es  herrscht  aus  diesem  Grunde  hier  unter  dem  grössten  
 Theile  der  Bevölkerung  eine  unglaubliche  Armuth.  Nur  wenige  grosse  
 Gutsbesitzer,  auf  deren  Eigenthum  sich  Grundholde  {Aggregados)  niedergelassen  
 haben,  sind reich,  und beherrschen  den Gewerbsfleiss des ganzen  
 Districtes.  Die  Leichtigkeit  aber,  womit  diese  sich  durch  die  Erträgnisse  
 ihrer  Salzlagunen  ihre  Bedürfnisse  verschaffen,  verleitet  sie  zum  Spiele,  
 dem  sie  sehr  ergeben  sind.  Ich  sah  einen  Sertanejo  an  einem  Abende  eine  
 Ladung  von  tausend  Säcken  Salz  \ an  einen  durchreisenden  Mineiro  
 verspielen. 
 Die  Schiffahrt  auf  dem  Rio  de  S.  Francisco  wird  theils  in  einfachen  
 Barken,  theils in der  Quere  nach  zusammengebundenen Kähnen (A jou-  
 jo s )   getrieben.  Stromaufwärts  geht  sie  bis  IMalhada,  Salgado und «S. Ro-  
 mäo  in  Minas Geraes,  auf welchem W eg e  die  beiden  Villas Pilcto Arcado  
 und da Barra  do  Rio  Grande  besucht  werden;  stromabwärts  ist  sie  nur  
 bis  zum  Porto  da  V a r  gern  redonda,  etwa  fünfzig  Legoas  lang,  möglich. 
   Hier  beginnt  nämlich  der Strom  eine  Kalksteinkette  zu  durchbrechen,  
 zwischen  welcher  e r ,  meistens  sehr  eingeengt,  reissend  und  tief,  etwa  
 zwölf Legöas  fortströmt.  E r  macht  hier  mehrere Stromschnellen und Fälle,  
 unter  welchen  die Cachoeira de Paulo Affonso  die ansehnlichste  ist.  Zwar  
 sind  auf  diesem  Weg e  durch  das  Gebirge  einzelne  Stellen  fahrbar,  aber  
 eine  ununterbrochene  Schiffarth  erlaubt  der  Strom  doch  erst  von  der  Al-  
 dea  Caninde  aus,  einige  und  dreissig  Legoas  westlich  von  der  Villa  
 de  Penedo,  die  sieben  Legoas  oberhalb  der  Mündung  des  Stroms  iii den  
 Ocean,  liegt.  Zwischen  V a r  gern  redonda  und  Caninde  ist  ein  Saumpfad  
 geführt,  auf  welchem  die  Frachten  durch  Maulthiere  bis  zum  Orte  
 der  Einschiffung  gebracht  werden.  Doch  ist  diese  Unterbrechung  der  
 Schiffarth  dem  Handel  so  nachtheilig ,  dass  diese  bis  jetzt  eigentlich, von  
 Penedo  nur  bis Caninde getrieben  wird  (Navegagäo  de  baixo),  und  von  
 der  im  oberen  Stromgebiete  (Navegagäo  de  cima)  ganz  unabhängig  ist.  
 Die  Gegenden  oberhalb  der  Cataracten  erhalten  deswegen  ihre  Bedürfnisse 
 fast  ausschliesslich  auf  dem  Landwege  von  der  V illa   de  Cachoeira.  
 Uebrigens  sind,  wenn  ich  den  mündlichen  Berichten  mehrerer  Augenzeugen  
 trauen  darf,  jene  Hindernisse  der  Schiffarth  wenigstens  theilweise  zu  
 überwinden,  und  es  bleibt  die  Hoffnung,  dass  höhere  Cultur  und  lebendigerer  
 Verkehr  dem  reichen  Brasilien  auch  den  vollen  Genuss  des  herrlichen  
 Stromes  verschaffen  werden  ( 1 .) . 
 Die  nächste  Umgebung  von  Joazeiro  ist  eben  und  ohne  Abwechselung, 
   und  man  vermisst  das  frische  fröhliche  Pflanzenleben,  welches  die  
 Gegend  von  Salgado  so  reizend  macht.  Der  Boden,  grösstentheils  eine  
 rothe,  mergelreiche,  mit  Granitkörnern  vermengte  Erde,  oder  Sand,  ist  
 mit  Gras,  mancherlei  Kräutern,  und  besonders  häufig  mit  dem Maribaume  
 (Geoffroya  spinosa,  L .)   und  mit  dem  weidenartigen  Mangue  Branco  
 der  Sertanejos  {Hermesia  castaneaefolia,  Hamb.)  besetzt.  Kleine Meierhöfe, 
   ausserhalb  des  Oertchens,  in  der  Nähe  des  Flusses  zerstreut,  werden  
 durch  weitgefuhrte  Umzäunungen  von  Brettern  und  Dornhecken  getrennt, 
   und  von  grossen  Hunden  bewacht,  die  das  Geschäft  des  Botanikers  
 gefährlich  machen.  Mitten  im  Strome  erhebt  sich  eine  kleine  Insel,  
 die  Rha  do  F o g o ,  auf  welcher  ein  pyramidaler  Granitfels  hervorragt.  
 Mannshohe,  mit  langen  Blüthenkolben  versehene  wilde  Ananasstauden  
 {P u ya   saxatilis,  Mart.)  vom  Ansehen  des  neuholländischen  Pfeilrohres  
 {Xanthorrhoea  hastilis,  Bill.')  geben  hier  der  Landschaft  einen  
 sonderbaren  Charakter.  (Vergl.  die  von  der  Westseite  des  Stromes  genommene  
 Ansicht  von  Joazeiro  im  Atlas.)  Auf  dieser  Insel,  wie  an  andern  
 Stellen  des  Ufers,  zeigt  der  Strom  ein  ganz  junges  Gebilde,  
 bestehend  aus  den  Rollsteinen,  die  er  mit  sich  führt,  und  erdigem Braunsteine, 
   der  das  Bindemittel  dieser  Breccie  ist.  Granit  ist  die  herrschende  
 Formation  im  Umkreise  von  mehr  als  einer  Legoa,  und  er  zeigt  in  unmittelbarer  
 Nähe  keine  Spur  von  der  Salzbildung,  welche  den  Reichthum  
 dieses  Landstriches  ausmacht.  Um  diese  zu  beobachten,  machten wir  einen  
 Ausflug  von  sechs  Legoas  nach  dem  Rio  do  Salitre,  einem  kleinen  Tributär  
 des  Rio  de  S.  Francisco,  wo  in  mehreren  Fazendas,  vier  Legoas  
 von  jenem  Strome,  Kochsalz  gewonnen  wird.  Der  W e g   führt  in  westsüd 
 westlicher  Richtung  bald  näher  bald  ferner  vom  Rio  de  S.  F r  an