tation streitet hier mit aller Stärke des jugendlichen und unbesiegten
Bodens gegen die Thätigkeit des Menschen; und Vermessenheit würden
viele unserer harmlosen Landbauer das Unternehmen nennen, hier die
friedliche Kunst des Ackerbaues, mit Feuer nnd A xt bewaffnet, der ungeregelten
Schöpferkraft der Erde entgegenzustellen. Gross und mannichfaltig
sind die Plagen, denen sich der kühne Pflanzer in diesen einsamen Wildnissen,
abgeschnitten von der übrigen gebildeten Menschenwelt, aussetzen
muss; denn, abgesehen von der Mühseligkeit der Ausrodung dichtverwachsener
Wälder, wo mancher Baum, von zehn bis zwölf Fus9 Durchmesser,
zwei Aexte mehrere Tage lang beschäftiget, wo das Abbrennen
bisweilen nur unvollkommen gelingt, Würmer, Schnecken, Ameisen und
Vögel den Pflanzen um so mehr nachstellen, als diese wie zarte Fremdlinge
in den Wäldern erscheinen, -— so ist der Ankömmling und seine
Dienerschaft manchen Krankheiten, vorzüglich kalten Fiebern und Hautausschlägen,
ausgesetzt; er leidet von den Mosquitos, welche ihn zwingen,
seine Hütten während des Tages sorgfältig zu verschliessen, weil
sie den Schatten aufsuchen; er hat nicht selten Mangel an gewöhnter gesunder
Kost, da er sich alle Provisionen von Fleisch, Butter u. s. f. aus
der Ferne kommen lassen muss, und endlich sind ihm seine Sclaven eine
beständige Quelle von Sorgen, da sie, bei irgend einer Unzufriedenheit,
gar leicht Gelegenheit zur Flucht in die benachbarten unermesslichen W ä lder
oder zum Aufenthalte bei entfernten Fazendeiros Anden. Die Gesetze
bestimmen zwar scharfe Strafen den Brasilianern, welche Sclaven Anderer
zurückhalten, jedoch geschieht dieses nicht selten, und der angehende
Pflanzer, dessen Capital dann theilweise unbenützt ruht, empfindet den
Mangel arbeitender Hände gerade im Beginne seiner Bemühungen um so
übler. Auf alle diese, in Europa nicht hinreichend gewürdigte Schwierigkeiten
wurden wir von unserem gastfreundlichen Wirthe aufmerksam
gemacht; sie Hessen uns erkennen, welche Kraft des Charakters, ja sogar
welcher Antheil von Glück und Zufall nothwendig sey, um die Unternehmung
deutscher Colohisten in jenen Gegenden so erfolgreich zu machen,
als man sich bei uns nicht selten vorspiegelt. Auch die beiden Nachbarn
des. Hm. W eyll, Hr. Fr. Schmid aus Stuttgart, in der Pflanzung Lui-
sia, und Hr. B okell aus Neufchatel, in Castel-ISovo, mussten uns, obgleich
guter Hoffnungen voll, eine ähnliche Schilderung von den Schwierigkeiten
einer Ansiedlung in diesen Wäldern machen. DerErstere beabsichtigte,
-die Asche der verbrannten Stämme in seinen Pflanzungen für
Pottasche zu verwenden, und glaubte beobachtet zu haben, dass die Asche
der hiesigen Bäume verhältnissmässig weit mehr Kali besitze; der Letztere
baut vorzüglich Kaffe. Alle hatten viel von kalten Fiebern zu leiden
gehabt, und glaubten mit Recht, nur dann ihre neuen Wohnplätze frei
von den Einflüssen der schädlichen Ausdünstungen der Wälde r, wenn
diese durch häuflge Niederlassung in der Nähe gelichtet worden wären.
Doch wurde, so viel w ir hören, bis jetzt dieser Wunsch nicht erreicht,
und nachdem eine Gesellschaft von Deutschen, besonders Frankfurter Co-
lonisten, sich unter Anführung des, leider zu früh verstorbenen, Hrn. F r e y -
r e is s , am Rio Macuri in der Provinz Porto Seguro niedergelassen hat,
wurde Hr. W e y l l veranlasst, sich dahin überzusiedeln; Hr. S chmid hatte
aber seine Unternehmung schon früher aufgegeben, und war nach Europa
zurückgekehrt.
Die bergige Waldgegend von Almada war früher von den Gue-
rens, einem Stamme der Botocudos, bewohnt gewesen, welche man,
obschon in geringer Anzahl, vermocht hatte, diesen Punct statt der Wälder
am R io de Contas einzunehmen. Auch einige Ueberreste der Tupini-
quins waren von den Jesuiten hierher versetzt worden; allein diese
Niederlassung war bereits schon seit längerer Zeit wieder in Verfall ge-
rathen, und hörte gänzUch auf, als i. J. i 8 i 5 eine Strasse von Ilheos
nach dem Rio Pardo angelegt, und die übrige Bevölkerung nach der an
derselben neuerrichteten V illa de S. Pedro de Alcantara übersiedelt
ward. Se. D. Prinz M a x im il ia n v o n N e uw ie d , welcher zwei Jahre früher
die einsamen Pflanzer in Almada besucht, und sie mit der innigsten Verehrung
seines liebenswürdigen Charakters und mit Bewunderung seiner
aufopfernden Liebe für die Naturgeschichte erfüllt hatte, war noch Augenzeuge
von dem Reste jener Guerens gewesen*); seitdem war aber auch
der alte Indianer M an o e l gestorben, und nur einige civiüsirte Indianer,
*) S. dessen Reise nach Brasilien. 4to. II. S. 97.