der Hauptort des nördlichen Districtes der Comarca do Serro Frio oder
des Termo des Minas Novas, so genannt, weil er erst nach dem übrigen
Minenlande (im Jahre 172 Z, — 27) entdeckt und auf Gold durchsucht w or den
ist. Hier residirt der Oberrichter (Juiz de Fora) des Termo, welcher
alle gerichtlichen und administrativen Geschäfte (letztere besonders
mit dem Capitäo m6r) als oberste Behörde zu betreiben hat.. Der Termo
von Minas Novas erstreckt sich von dem Diamantendistrict nach Norden
bis an die Gränze der Capitanie von Minas Geraes, gegen Bahia hm, zu
welcher Provinz dieser Landstrich ehemals gehörte. Gegen Osten begrenzen
ihn diejenigen Fortsetzungen der Serra do Mar, welche unter den
verschiedenen Namen der Serra de Esmeraldas, dos A imo r e s, Serra
Negra und Serra do Jacuhy bekannt sind; gegen Westen die Serra
Branca, die Serras das A lmas, doltambe, doGaoiäo u. s. w. und der
j ;,-q [/C]'i{e. Dieses grosse Gebiet, dem man, vielleicht übertrieben, eine
Länge von hundert und fünfzig und eine Breite von sechs und achtzig
Legoas zuschreibt, gewährt in physikalischer Hinsicht eine gedoppelte
Ansicht. Der östliche Theil, besonders von dem rechten Ufer des Je quetinhonha
an bis an die Grenze der Provinz gegen die Capitanie von
Porto Seguro, ist ein Gebirgsland, welches sich, östlich von dem Rio Aras-
suahy an zu Bergen von dreitausend und mehr Fuss Höhe erhebt, und
hier mit immergrüner Urwaldung und an der Gränze dieser mit hohen
Catingas, welche in der trocknen Zeit ihr Laub verlieren, bedeckt ist;
zwischen den beiden Flüssen Jequetinhonha und Arassuahy aber,
wie oben erwähnt, hohe Plateaus darstellt, welche bald blos mit hohem
Grase, bald mit dichtem Gestrüppe und Unterholze bewachsen sind. Der
westliche Theil, vom Rio Jequetinhonha angefangen, ist bei weitem weniger
bevölkert, weshalb er gemeiniglich die Wüste, Sertäo, genannt wird,
und ein ungleiches; vielfach zerschnittenes, bald hügliges, bald in ausgedehnte
Bergebenen erhobenes Terrain, welches sich gegen die Grenzen
des Gebiets allmälig abwärts senket. Der östliche Theil dieses Landstriches
ist mehr für den Ackerbau, der westliche für die Viehzucht geeignet;
und zwar hat seit etwa dreissig Jahren die Cultur der Baumwolle in
diesen Gegenden so sehr überhand genommen, dass sie jetzt der wichtig-
ste Erwerbszweig geworden ist. v
Man pflegt für den Anbau der Baumwöllenstaude sowohl die niedrigen,
längs den Rinnsalen der Flüsse und Bäche isolirten Wälder (die
Canoës), als auch, und zwar mit mehr Vortheil, die in grösseren Strecken
zusammenhängenden in der Dürre blattlosen Catingas zu verwenden.
Die letzteren erreichen bald die Höhe unserer jüngern Eichenwaldungen,
bald gleichen sie Wäldern von zwanzigjährigem Schlagholze, undwechse n
bisweilen mit niedrigerem Gesträuch und Buschwerk, das grösstenthe.ls
sehr dicht verwachsen ist, ab. In den Capoês ist der Boden steinig und
mit ziemlich fetter Dammerde vermengt, in den eigentlichen Catmgas hingegen
ein Gemenge sehr feinen Quarzsandes mit trocknem schwarzen
Humus. Die Bewässerung ist in beiden geringe. Wa s den Wachsthum
der Baumwolle ganz vorzüglich begünstigt, ist das beständige, trockne,
klare Klima dieser Gegenden. Die hohe Gebirgskette der Serra do
Mar verhindert den Zug der Winde und feuchten Wolken von der Küste
her, die Abwechselung in dem hygroscopischen Zustande der Luft ist geringe,
die Regen sind verhältnissmässig seltner, die Thanbildung ist schwacher,
da der Himmel so häufig unbewölkt is t, und die nächtliche Temperatur
ist von der des Tages weniger verschieden, als an der Küste. Alle
diese Momente zusammengenommen, welche w ir als Zuge einesContinen-
talklima bezeichnen können, scheinen eine Verfeinerung der Pflanzenfaser
zu bewirken, wie man sie nicht blos in dem zarten Faden der Baumwolle
dieser Gegenden, sondern auch überhaupt in der Bildung von äusserst
dichten, schweren und gleichartigen Holzarten bemerkt, die in dem Innern
des Landes häufiger sind, als in den Urwäldern längs der Küste,
wo die Bäume mit roheren Säften angefüllt sind. Durch die seltenem Regen
erhält auch die Baumwolle von Minas Novas jene schöne wcisse Farbe,
wodurch sie sich besonders vor der vonMaranhäo und P^-a auszeichnet
Zu dem Anbaue der Baumwolle werden die Ländereien durch das
verderbliche, in ganz Brasilien übliche System des Abbrennens vorberei-
tet, welches immer während' der trocknen Zeit geschieht. Man Steckt im
Monate Januar oder Februar, wenn die Erde durch häufigen Regen erweicht
worden, fünf bis sechs Saamen der Baumwollenstaude in ein gemeinschaftliches
Loch, und bedeckt solches leicht mit Erde. Diese Locher
stehen zwei bis drei Fuss weit voneinander. Die Erndte fällt im zweiten