Anmerkungen zum ersten Kapitel.
( j . ) Die erste Nachricht- über den Kupferblock von Cachoeira hat D. Vandelli in den
Memorias da Academia Real das Sciencias de Lisboa, Vol. i. S. 261. mit Folgendem gegeben:
„Eine Masse gediegenen Kupfers wurde in einem Thale, zwei Legoas von Cachoeira und vierzehn
von Bahia, gefunden. Sie wiegt 2616 Pfunde, und ist von unregelmässig rhomboidischer Gestalt,
mit mehreren Vertiefungen und Erhöhungen. Die grösste Höhe des Blockes ist von 3' 2",
die Breite am Grunde von 2' 6" , die grösste Dicke von 10". Die äussere Farbe ist ein dunkles
Gelb, hie und da mit blaugrünen, von der Oxydation des Kupfers herrdhrenden, auf der
Unterseite auch mit gelben, durch Eisenocker gebildeten, Flecken. An mehreren Stellen, und
namentlich an der Unterseite, bemerkt man grössere und kleinere Stücke, welche auf den ersten
Anblick als Eisenglanz (Ferrum micaceum) erscheinen, sich jedoch, im Feuer geprüft, als verhärteter
Kupferocker erwiesen, indem eine Unze derselben Octaven reinen Kupfers gab. Eine
chemische Untersuchung zeigte weder Silber noch Gold, und 97 Procente regnen Kupfers. An
demselben Orte fand sich ein anderes, jedoch bei weitem kleineres Stück von. demselben Metalle.“
Bei der Besichtigung des Blockes musste, uns besonders die in leichte Gruben vertiefte
Oberfläche desselben auflallen, welche dem- Gedanken Raum giebt, dass das Metall eine oberflächliche
Schmelzung erlitten habe. Aehnliphe .Vertiefungen finden sich auch an den Meteoreisen
von BemdegS, von Rasgatä in Columbien, von Agram und an dem von Eibogen-, oder
dem sogenannten verwünschten Burggrafen, welcher gegenwärtig in dem k. k. Naturalienkabinete
zu Wien aufbewalirt wird. Der mit einzelnen Stellen von erdiger Kupferlasur und Eisenocker
beschlagene Block war, als wir ihn in Lissabon besichtigten, an einer Stelle polirt worden, und
hatte die Farbe eines blassen Messings. Folgende Inschrift zeigte, dass eine spätere Untersuchung,
als die des Hm. Vandelli, Eisen in der Mischung aufgefundeifchabe: Maria L et Petro
IH. imperantibus, cuprum nativum minerae ferri mixtum ponderis libr. MMDCXVI in Bahien-
si Praefectura prope oppidum Cachoeira detectum et in Prindpis Museo P. MDCCLXXXII.
VergL übe'r gediegene Kupfermassen: Bruce Journ. S. i48-, SillimanNorthamer. Journ. I. S. 55. III.
S. 203. — In Brasilien sind mir folgende Fundorte des Kupfers bekannt: der Ribeirdo de S. Domingos,
bei Fe do Morro, Comärca do Serrö Frio, Provinz Minas Geraes (S. oben S. 476-) nnd Pri-
meirös Campos, an der Serra Curapd, in dem Termo vonPambü, südlich vom Rio de S. Francisco
der Provinz Bahia. Die traurige Lage unserer Karavane in Villa Nova da Rainha hielt
uns davon davon ab, jenes Vorkommen des Kupfers selbst zu untersuchen, jedoch hatten wir
Gelegenheit, uns durch Handstücke, welche sich gegenwärtig in dem Museum Brasiüanum zu
München befinden, zu überzeugen, dass in PrimeirodtCampos jenes Metall als salzsaures Kupfer
und Kieselkupfer (letzteres blassspangrün, sehr klein nierenförmig, mit eingewachsenem Rutil)
auf Granit vorkomme. In Minas Geraes werden überdiess als Fundorte von Kupfer genannt: die
Arrayaes do Pinheiro, Catos Alias da Itaperava und Inficionado.
(2.) Die hier erwähnte Phosphorescenz scheint von grösster Wichtigkeit für die Pflanzenphysiologie,
besonders so ferne sie ein eigenthümlicher Ausdruck der Vitalität des Pflanzensaftes ist, dessen sichtbare
Bewegung die neuere Zeit ausser Zweifel gesetzt hat. Dass eine eigentümliche Constitution der
umgebenden Luft zur Erscheinung mitwirke, dürfte daraus geschlossen werden, dass ich sie nur ein
einzigesmal, bei Gewitterschwüle, wahrgenommen habe. Mornay (in Philos« Trans. ifli6« S. 279.)
erzählt, in einer nahen Gegend, das Leuchten des ausfliess enden Milchsaftes von einer Pflanze bemerkt
zu haben, welche von den Eingebomen Sipo de Cunanam genannt wird. Da er sie als
einen Schlingstrauch schildert, so ist siä' vielleicht eine Apocynea, und wesentlich von der Eu~
phorbia phosphorea verschieden, welche unsere Leute nicht mit einem besonderen Namen zu bezeichnen
wussten. Sollten beide Beobachtungen sich auf zweierlei Pflanzen beziehen, so würden
gewisse electrische Spannungsverhältnisse um so wahrscheinlicher als ursächliches Hauptmoment
zu betrachten seyn. Ihrer physiologischen Bedeutung nach dürfte diese Art der Phosphorescenz
von allen überdem bekannten verschieden seyn; sie gehört weder der Entbindung entzündbarer
Gasarten (wie bei den Blumen von Dictamnus albus) an, noch dem Funkeln mancher Blumen
(Tagetes patula und erecta, Tropaeolum majus, Polyanthcs tuberosa), noch dem stätigen Leuchten,
als einem beginnender Zersetzungsprocesse (wie bei den Pilzen oder bei faulendem Holze,
und bei sprossenden Kartoffeln), noch dem mit Leuchten zusammenfallenden Wachsthume gewisser
Grubenpflanzen (der Gattung Rhizomorpha), welches mit Verdickung und Erhärtung derselben an
der Oberfläche verbunden zu seyn scheint. Vielmehr deutet diese Art von Lichtentwickelung auf
eine eigenthümliche Veränderung des lebendigen Pflanzensaftes, wenn er aus dem Innern des
Gewächses an die Luft hervortritt. VergL: die unterirdischen Rhizomorphen, ein leuchtender Le-
bensprocess, von Nees v. E senbeck, Nöggerath und B ischof, in Nov. Act. Physico-med. Acad.
C. Leop. Carol., Tom. XI. S. 605. flL
( 3. ) Für einen Naturforscher, welcher sich längere Zeit im Innern Brasiliens aufhält,
würde die genaue Untersuchung der Reste vorweltlicher Thiere ein Gegenstand vom höchsten
Interesse seyn. Nach den verschiedenen Nachrichten, die hierüber von mir eingezogen werden
konnten, dürften bis jetzt folgende Thierformen in diesem grossen Lande aufgefunden worden seyn:
1) Ein Mammuth, dem die grossen Hauzähne angehörten, welche in Minas Geraes an mehreren
Orten, wie bei Itacambira, bei der Villa de Fanado, bei Formigas und Brejo das Almas sollen
gefunden worden seyn. Auch in den salpeterhaltigen Höhlen und Mergellagern von S. Antonio deCur-
vello und bei Tamandud sollen gigantische Knochen Vorkommen. Ob diese Ueberreste dem Ohiothiere
(Mastodon giganteus, Cuv.), dem Mastodon Hurnboldtii, Cuv., oder einer noch unbeschriebenen Art
angehören, wird sich durch spätere Forschungen ergeben. Der Unterkiefer und das Schulterblatt aus den
Caldeiroes zwischen der Serra de Tiuba und dem Monte Santo gehören ohne Zweifel dieser Gattung an:
Neben den bereits erwähnten Fundorten, sind no'ch folgende bekannt: in der Provinz Bahia, mehrere
Höhlen in der Nähe des Rio do Salitre, besonders zunächst seinem Ursprünge aus dem Morro
doChapeo, bei der Fazenda Almas, wo auchSalmiak Vorkommen soll; inPemambuco: eine Lagoa,
am südlichen Abhange der Serra doPäo d’Assucar, nicht weit vom Rio de Francisco (nach Cazal);
2) Die grossen, fast einen Schuh messenden, aller Rindensubstanz beraubten Knochenreste dagegen,
welche in deii.I^älie des Rio de Contas gefunden werden, scheinen vermöge ihres ausserordentlichen
Volumens''-einem Thiere aus der Ordnung der Zahnlosen, vielleicht demselben riesenhaften,
zwölf Fuss langen und sechs Fuss hohen, Megatherium anzugehören, welches in Paraguay aufgefunden
wurde, und die Zierde des Madrider Naturalienkabinetes ist. 3) Derselben oder einer
verwandten Gattung dürfte der Megalonyx beizuzählen seyn, welchen wir in der Lapa Grande
bei Formigas entdeckten. — Betrachten wir das Vorkommen aller dieser Thiere in einem so ausgedehnten
Landstriche (von 17. bis 10. Grade s. Breite), in den mitMergellagem oder Lettern erfüllten
Niederungen und Thälem, so können wir uns des Gedankens nicht erwehren, dass sie auf
eine ganz andere Weise untergegangen, und der staunenden Nachwelt erhalten worden seyen,