int die Bai; bei zunehmender Versandung aber nimmt er in der Mündung,
bei dem Flecken gleiches Namens, nur kleine Fahrzeuge auf; und der
Handelsverkehr dieser nördlichsten Villa in Maranhäo ist noch geringe,
so fruchtbar auch die Umgegend seyn mag. Der B io Tury soll von
allen Flüssen zwischen dem Parnahyba und dem Amazonenstrome das
stärkste Gefälle haben, und vielleicht kömmt er aus einer Gebirgsformation
herab, welche, älter als die längs der Küste herrschende Quadersandsteinformation,
sich auch zu höheren Bergen erhebt, die jedoch, bedeckt von
Urwaldung und bewohnt von unbezwungenen Indianerhorden, bis jetzt
den Brasilianern noch unbekannt geblieben sind ( 1 .) . In der Nähe des Flusses
hat man jüngst Goldminen entdeckt; das Metall erscheint gediegen in
einem weissen Quarze eingesprengt, und so reichlich, dass die Regierung
von Para einen Versuchbau vornehmen liess, welcher nur wegen der politischen
Erschütterungen der letzten Jahre wieder eingestellt wurde.
W i r hatten uns, mit zunehmendem Ostvyinde, während der Nacht
vom 21. auf den 22. Julius weiter von dem Festlande entfernt; am Morgen
des letztem Tages näherten w ir uns wiederum dér Küste , , welche sich
in einer Entfernung von sechs bis sieben Legoas als ein niedriger grüner
lan lM im darstellt. Am Abende des 22. Julius ging die See ziemlich
hoch; die Atmosphäre ward feucht und neblig, so dass w i r , mit Ausnahme
der sogenannten Serra de G urup y, eines bedeutenden Hügels nahe
an der niedrigen, mit Unterholz bewachsenen, Küste, nichts von dieser
erkennen konnten. W i r steuerten gegen W . , vier bis fünf Legoas von
der Küste entfernt; das Meer zeigte, bei öfterer Sondirung, eine Tiefe
von zehn bis fünfzehn Klaftern. Der folgende Tag fand uns im Angesichte
der Bai von Caité, von welcher aus gegen Westen sich die Küste in
eine Reihe weisser Hügel, den sogenannten Morro Pirau-u(u, erhebt. Mehrere,
mit Manglewaldung bedeckte, Inseln liegen an derselben hin, und
wurden von unserem Piloten, einem alten Mulatten, mit einer bewundernswürdigen
Sicherheit benützt, um uns zu orientiren. Um drei Uhr nach
Mittag warfen wir, gegenüber von der Küste von Scdinas, in acht Faden
Grand Anker, und gaben durch einige Canonenschüsse dem Lootsen in
demWachthause auf der Ponta dA ta la ya unser Bedürfniss zu erkennen,
ihn an Bord zu haben. Dieser Pratico wird hier mit einem Gehalte von
sechshundert Mil Reis gehalten, um die Schiffe nach Para zu geleiten. Er
gab uns Nachts, durch zwei Feuer, zu verstehen, dass er zugegen sey,
und am folgenden Morgen erscheinen werde. Das Schiff machte während
der Nacht hindurch eine höchst unangenehme Bewegung, die uns nicht
schlafen liess; überdem war das Wetter feucht und windig; kein Stern
leuchtete am trüben Himmel. Als der Lootse endlich gegen Mittag des
24. Julius herbeiruderte, mussten w ir Zusehen, wie er von einem königlichen
Schoner an Bord genommen wurde, der vor uns geankert war.
Es blieb nun nichts übrig, als diesem Schiffe getreulich in allen Bewegungen
zu folgen. Nach einigen Seemeilen Weges gelangten w ir in den
sogenannten Cancd de Braganga, ein Fahrwasser von acht bis zehn
Klafter Tiefe, und acht bis zwanzig Klafter Breite, welches sich, in einer
Entfernung von fünf bis sechs Legoas vom Continente, zwischen gefährlichen
Untiefen hinwindet, die zum Theile nur eine oder eine halbe Klafter
Wassers über dem Sandboden haben, und sich hie und da durch ihre
Brandungen anzeigen*. Am meisten berüchtigt unter diesen Untiefen sind
die Coroas da Tijioca, nördlich von der äussersten Landspitze des Con-
tinentes, und auf der östlichen Seite des Ausflusses des Rio do Para
gelegen. Sowohl der Canal de Braganga, als ein anderer, im Norden
von diesem j in welchem die grösseren Fahrzeuge einzugehen pflegen,
der sogenannte Canal Grande, führen zwischen jenen Syrten und dem
Festlande hin. Nach einigen Legoas Wegs verkündigte die schmutzig
trübe, erdige Farbe, und die Abnahme des Salzgehaltes der Gewässer,
dass w ir uns in der Mündung des R io do P a ra , und also gewissermas-
sen in dem grössten Flusse der E rde, dem Amazonenstrome, befänden, als
dessen südliche Mündung der erstere betrachtet werden kann. Die See
ward ruhiger; und w ir sahen uns ausser Gefahr. Unser Pilot leitete fortwährend
mit bewundernswürdiger Sicherheit die Richtung des Schiffes,
nach einigen Merkmalen an dem niedrigen, gleichförmigen, und wegen
Trübheit der Atmosphäre kaum erkennbaren Ufer des Festlandes in S. O.
und der Insel Marajö in W . W i r fuhren noch während der Nacht mit
wenigen Segeln stromaufwärts, bis in die breite Bucht am östlichen
Stromufer, der t^illa de V ig ia gegenüber, wo wir uns bis zur Wieder-
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