eher jedoch nicht verschmähen müsste, selbst als Sclavenhändler zu reisen. Es ist nämlich nur
allzu gewiss, dass das Institut des Sklavenhandels, welches seit undenklichen Zeiten in Africa
herrschend, und mit dem bürgerlichen und politischen Leben dieses Continentes verschmolzen
ist, auch mit der. Existenz der ausgedehnten portugiesischen Niederlassungen in Africa auf das
Innigste zusammenhängt. Obgleich nämlich Portugal aus seinen africanischen Colonien mehrere
köstliche Handelsartikel erhält, wie Wachs, Schwefel, der auch aus Benguela ausgeführt wird,
Goldstaub und Elfenbein *), so würde doch die Erhaltung und Administration dieser Colonie ohne
den Negerhandel , welcher auch bedeutende Summen abwirft, grossen Schwierigkeiten unterliegen.
— Die Zahl der Sclaven, welche jährlich von Africa nach Brasilien eingeführt wird, darf auf
5o,ooo angeschlagen werden. Die Krone Portugal bezog, solange Brasilien einen Theil ihrer
Besitzungen ausmachte, von dieser Anzahl, blos an den Orten der Ein- und Ausschiffung, jährlich
wenigstens die Summe von 83 0,000,000 Reis oder 2,460,000 fl. an Aus - und Einfuhrzöllen
(Direitos).
(6.) Die verhältüisSmässig viel grössere Menge von Saft in der Canna von Taiti dürfte
allerdings die Scheu der bahianischen Pflanzer vor'ihrer Cultur rechtfertigen, denn die grosse
Ueppigkeit des hiesigen Bodens begünstigt nicht -sowohl die Zunahme des Zuckerstoffes, als die
des Schleimes, Eiweissstoffes und des grünen Pflanzenharzes in dem Safte, und daher steht hier
• die Quantität des Zuckersaftes mit der vortheilhaftesten Zuckerproduction keineswegs in gleichem
Verhältnisse. Aus diesem Grunde schwächen Plantagisten geflissentlich den Boden in frisch abgerodeten
Wäldern, durch häufigen Anbau, bis er endlich eine recht süsse Canna producirt.
Aus gleichem Grunde lassen sie die Rohre in manchen Lagen älter werden, und erwarten ein
Steigen der Ausbeute mit zunehmendem Alter der Pflanzung. Vortheilhaft ist der Anbau der.
taitischen Canna nur in trocknen, schwer zu bewässernden, oder häufigem Regenmangel ausgesetzten
Orten.
In der Zuckerfabrikation wird nach herkömmlichen Erfahrungen und Grundsätzen verfahren,
ohne dass sich der Administrator einer wissenschaftlichen Einsicht in die von ihm geleiteten
chemischen Processe rühmen könnte. Es fehlen daher manche derjenigen Verbesserungen,
welche in den Antillen bereits allgemein eingeführt sind. Das abgeschnittene Rohr wird auf
schwerfälligen, von Ochsen gezogenen Karren nach der Presse gebracht, welche meistens in
einem sehr geräumigen Hause aufgestellt ist, und von Ochsen getrieben wird. Die Presscylinder
sind aus Jacarandaholz, und stark mit'Eisen bereift. Die sogenannten DoubleuSen, durch welche
das Rohr, wenn es einerseits durch die Presscylinder gegangen ist (ffäs Macas), auf der andern
Seite zu denselben zurückgeleitet wird, habe ich nirgends bemerkt; es ist daher auf jeder
Seite der Presse eine Negerin mit dem Aüfgeben des Rohres beschäftigt. Die Heitzung geschieht
mit den ausgepressten Rohren (Bagasso), verzehrt aber wegen mangelhafter Construction der
Oefen fast überall zu viel Brennmaterial. In den meisten Engenhos befindet sich das Reservoir
des ausgepressten Saftes (Coclie do fr io , Paroldo frio) in dem Sudhause, wo man die Abkochung
*) Das Elfenbein gilt im Innern Von Africa wie Münze, das Aufkäufen und dieExportation aber
ist von der Regierung verpachtet, und allen andern, als dem Contractador bei hoher Strafe verboten.
Grosse Zähne von 52 und mehr ü. Gewicht ( Marfim de conto) werden zu 28,000 Reis pr. Centner,
mittlere (meido) zu 16,000 Reis, und kleine, unter 16 S* Gewicht (miudo, Escaravelha) zu 6,400 Reis
pr. Centner vom Pächter angenommen. Mesdes. a. a. O. S. 9.
und Reinigung der Guarapa in vier kupfernen Pfannen (Galdeiras) zu vollenden pflegt, welche
in Bahia selbst gemacht werden. Zur Filtration bedient man sich dicker baumwollener Tücher
(Coadores), welche ebenfalls im Lande fabricirt sind. Das Abschäumen des Saftes (Fazer
as escurnas) geschieht auf die gewöhnliche Weise; zum Klären (Clarißcar, dar as cobertas) bedient
man sich des Kalkwassers mit Rindsblut, und bisweilen des ausgepressten Saftes von meh-.
reren Knötericharten (Polygonunt antihaemorrhoidale, Mart. u. a.). Der gehörig eingedickte Saft
(Calda) wird von dem Sudhause in das Formenhaus (Caza de purgar) geleitet, und daselbst
bis zur Darstellung des Zuckers behandelt. Die Formen (Formas) werden aus einem graulich-
weissen Thone bereitet, der an mehreren Orten des Reconcavo vorkömmt. Von hundert Formen,
deren jede drei Arrobas wiegt, rechnet derFazendeiro auf so vielMelasso (Mel de purga, Meldetangue),
dass er daraus fünf bis sechs Pipas Zuckerbranntwein brennen kann. Dieser Branntwein steht
aber gemeiniglich dem Rum der englischen Colonien an Alcoholgehalt bedeutend nach. Die Destillateurs
nennen ihr gewöhnliches Fabrikat Prova da Hollanda; dies ist ein Branntwein,
welcher 5o bis 60 pCt. Alcohol enthält. Eine stärkere Qualität nennen sie Tres-Cinco, weil drei
Theile derselben mit zwei Theilen Wasser wieder die Prova da Hollanda darstellen; dieser
Branntwein enthält 70 bis 80 pCfc Alcohol. Die stärkste Sorte, Tres-Seis, enthält etwa 90 pCt.
Die Destillirapparate (Alembicjues) werden ebenfalls in Bahia verfertigt. Nur wenige sind nach
den neuerlich in die Kunst des Branntweinbrennens aufgenommenen Regeln construirt. Doch haben
vor Kurzem einige reiche Senhores de Engenho die Maschinen aus England kommen lassen.
Nach einem beiläufigen Verhältnisse producirt eine Zuckerpflanzung (Cannavial) von
1,333,333$ Par. Quadratschuhen dreitausend Arrobas Rohzucker und fünf und fünfzig Pipas Ago-
ardente de Canna. Es schien mir nicht unwichtig, diese Zuckerproduction mit der einiger anderen
Länder zu vergleichen, und die Berechnung der Data, welche Hr. Bar. v. Humboldt (Re-
lat. histor. HI. p. 409 ff.) zusammengestellt hat, gab in der Vergleichung folgendes Resultat:
Auf 1,333,333$ paris. Quadratschuhen erhält man
aus dem Zuckerrohre: » Einheit.
in Bahia 94,54 >■ Frankf. ffi. = 97,025 Iß. engl. = 44,oo4 Kilogr. = 1,0000.
in S. Domingo 57,432 „ !'v ' — 58,941 „ = 26,732 — 0,6074.
in Cuba 38,458 „ = 39,469 »» = >7,9°o „ — 0,4067.
in Bengalen 17 >,843 „ = 176,358 „ = 79,985 „ = 1,8219.
aus Runkelrüben:
m. Frankreich 15,114 „ = i 5,5n » ’ = 7,o34 - H | = 0,1698.
Die grosse Verschiedenheit der Zuckerproduction, wie sie sich nach diesen Angaben darstellt,
namentlich das Uebergewicht in Bengalen und in. Bahia, scheint den Schluss zu rechtfertigen,
dass sowohl die Verschiedenheiten der Canna selbst, als die des Bodens und die möglichen
Abweichungen in der Manipulation einen allgemeinen Calcul unmöglich machen; wenigstens wage
ich nicht, die zwischen Cuba, S. Domingo und Bahia gefundene Differenz zu erklären, es
sey denn, dass die berechneten Angaben selbst noch einer Berichtigung unterliegen *), oder we-
*) Die Zahlen der verglichenen Orte sind nach folgenden, aus dem Werke des Hm. Baron v,
IIuainoLDT a. a. O. entnommenen, Angaben berechnet. S. Domingo: l Carreau — 3,403 Quadr.
Toisen = 1,29 Hectare; 1 Hect. •== 94,708,2 Quadr. Fuss liefert 1,900 Kilogr. (50,796 Kilogr.
r= 112 S. engl.; 1295 S. engl.IS 128 S- port. und 100- ß . engl. = 8o| ß . baier. und 83 ß .
baier. = 100 ß . Frankf.) — Cuba: 325 Hectaren liefern 52,000 bis 40,000 Arrob. = 367,000 bis