Vi e r t e s Kapi tel .
Reise durch den Sertäo an den Rio de S. Francisco.
D a s Tafelland, welches von den beiden Flüssen Jequetinhonha und
Arassuahy begrenzt wird , und sich in Nordosten bei der Vereinigung
derselben zuspitzet, dürfte kaum irgendwo 2000 Fuss über dem Meere
erhoben seyn, und zeigt keinen hervorragenden B e rg, jedoch bddet im
nördlichen Theile eine Reihe höherer Hügel, die durch dm Mitte desselben
hinlaufen, eine deutliche Wasserscheide gegen genannte flö s se
hin. Diese Hügel überschritten w ir auf dem W eg e von S. Domingos
nach der Fazenda de S. Joaquim, wo w ir die Nacht zubrachten, und
am folgenden Tage, immer in der Richtung Von N. O. nach S. W . , bis
w ir in den allgemeinen W e g von Tejuco nach dem Sertäo fielen, der
uns in westlicher Richtung an den Rio Jequetinhonha führte. Dichtes
Gestrüpp bedeckt die Gegend, welche sich uns, so weit das Auge reichte,
in den Horizont zu verlieren schien; nur gegen W . schwamm, wie eme
blaue W o lk e , die Serra de S. Antonio in kühnen Umrissen vor uns.
W i r setzten in Porto dos Angieos über den Strom, der hier über
Quarzschiefer fliesst, und befanden uns jetzt nach dem Redegebrauch der
Mineiros in der Wüste, Sertäo. Dass der Fährmann, welcher uns freundlich
Herberge bot, ein ehrwürdiger Greis, sich als Franzose von den schönen
Ufem der Garonne zu erkennen gab, nahmen w ir als ein gutes Vorzeichen
beim Eintritt in diesen so übelberüchtigten Landstrich. Die Gegend
erhebt sich allmälig bis zum Fuss der Serra de S. Antonio, an welcher
man zwei sich hintereinander hinerstreckende Bergreihen unterscheidet.
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Der Hauptstock der ersten Reihe springt *wie ein grosses Kastell hervor.
Bis auf dreitausend Fuss Höhe ist-die Landschall mit dichtgedrängtem Ta-
boleiro besetzt, welches sich über schönem Capim ausbreitet; weiter aufwärts
erscheinen Bäume und Gesträuche nur selten. W i r durchzogen
diese Gegend in zwei kleinen Tagmärschen, kaum sichtbaren Pfaden von
Morro Retondo nach IVtunbucas und Bananal folgend. Die Besitzer
dieser Meierhöfe beschäftigen sich fast ausschliesslich mit Viehzucht. Als
w ir von hier aus den zweiten und höheren Gebirgsstock der Se rra de
S, Antonio, oder, wie sie bisweilen genannt wird , do Gram Mogol,
überstiegen, war es uns. sehr auffallend, die Physiognomie des Dia-
mantendistrictes und die demselben e ign en Pflanzen wieder zu finden:
kahle Flächen boten den schönen weissen Quarzsand oder die glänzenden
Quarzschieferbänke dar, tiefe natürliche Brunnen im Gesteine waren mit
kühlem Quellwasser gefüllt, hie und da erhoben sich baumartige Lilien
zwischen den niedlichen Blumen und Gräsern von Tejuco. Doch hatte
eine stechende Sonne hier bereits das saftige Grün der Vegetation aufgetrocknet,
und statt der kühlen Bergluft des Diamantendistricts umgab uns
eine heisse, leichte, trockne Atmosphäre. Im Jahre 1781 wurden Diamanten
in diesen Gegenden gefunden, und bald darauf ein Quartel auf dem
oberen Theile des Gebirgs errichtet, welches auch jetzt wider den unerlaubten
Verkehr der Grimpeiros besteht. W i r umgingen den Gipfel des Berges,
der vielleicht viertausend dreihundert Fuss hoch seyn dürfte, auf der linken
Seite, und wendeten uns nach dem Flüsschen Itacambirussü, das
seine klaren Wellen dem Jequetinhonha zufuhrt. An der Westseite dieses
Flusses bemerkten w ir an einigen Stellen Granit zu Tage ausgehen,
sonst aber ist hier die Formation des Gebirgs überall Quarzschiefer,
und auf dem Felde findet man grosse Fündlinge eines weissen Quarzes,
der mit grünlichgrauem Asbest gemengt ist, und eines sehr zartfaserigen
Faserquarzes. Letzteres schöne Fossil ist von bläulichgrüner Farbe,
schwachschimmernd, auf den Absonderungsflächen röthlich-eisenschüssig
und durchsichtig. Die Meierhöfe werden immer seltner und ärmlicher.
Ausgedehnte Umzäunungen {Curraës), worin das Vieh von Zeit zu Zeit
versammelt wird , oder die Nächte zubringt, deuten zwar auf zahlreichen
Viehstand hin, allein dieser giebt bei dem Mangel an Verkehr keinen
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