Z w e i t e s Ka p i t e l .
Reise von Malhada, durch das Innere der Provinz
von Bahia, nach der Hauptstadt Bahia de Todos
os Santos.
D e r Reisende, welcher während der dürren Monate . einen zahlreichen
Maulthi er trupp, auf den von uns eingeschlagenen W e g , durch den Ser-
täo von Bahia führt, ist niemals gewiss, ob er nur mit einem einzigen
Thiere den Ort seiner Bestimmung glücklich erreichen werde. Für die
Sicherheit seiner Person und die nothwendigste Nahrung darf er zwar
nicht bange seyn, denn er trifft täglich eine oder mehrere Fazendas, aber
Wasser und Futter für die Lastthiere sind sehr oft spärlich, und können
bei lange anhaltender Trockenheit gänzlich fehlen; dann sterben nicht
selten die Thiere schnell dahin, und er bleibt mit seinem Gepäcke hülflos
der Gutherzigkeit der Sertanejos überlassen. Der neue Capataz machte es
sich auf dem ersten Tagmarsche zum Geschäfte, uns recht viele Beispiele
solcher Unglücksfalle zu Gemüthe zu führen, und wenn w ir seine Erzählungen
mit der Umgebung verglichen, durch die wir hinritten, so
sahen w ir uns allerdings von einer gleich trostlosen Möglichkeit bedroht.
So lange w ir in der Nähe des Rio de S. Francisco blieben, mussten
w ir den Trupp durch die engverschlungenen Dornhecken des Alagadisso
geleiten, und weiter gegen O. von demselben ablenkend traten w ir in
herbstliche Catingaswäldchen, worin fleischige Cereusstämn^f^ einige Cap-
perngesträuche. und mit Brennstacheln bewaffnete Janiphen (Cnidoscolus,
P oh l) die einzigen grünen Pflanzen waren. Der Boden besteht aus Kalkstein,
den die Waldbrände auf der Oberfläche nicht selten in weisse,
kreidenartige Krusten verändern. Diese Gebirgsformation verliessen w ir
auf der dritten Tagereise zwischen den Fazendas Curralinho und P e da
S e rra , wo wir Granit und auf demselben hie und da Lager eines porösen
, zum Theil in Eisenocker aufgewitterten Sandeisensteins bemerkten.
Statt der gänzlich ausgetrockneten Bäche fanden w ir selten, in Lachen
oder Felsenhöhlen, ein trübes, eckelhaft bitteres und schleimiges Wasser.
W i r verbesserten für uns den Geschmack desselben durch Zucker und
Quittenbrode, aber den Lasthieren war nicht auf gleiche Weise zu helfen,
und da sie einigemale zu saufen verschmähten, so trieben w ir mit
banger Furcht so eilig als immer möglich vorwärts. Ein neues Hinder-
niss setzte uns dabei die Grösse der Ladungen entgegen, welche nicht so
leicht als die rundlichen Baumwollensäcke auf den dichtverwachsenen
Wegen fortgebracht werden konnten. Die Bewohner dieses traurigen
Landstriches treiben vorzugsweise Rindvieh- und Pferdezucht. Nur selten
fanden w ir Anpflanzungen von Baumwolle, die hier ziemlich gut gedeiht.
Der erste Gegenstand, welcher hier unsere Aufmerksamkeit in Anspruch
nahm, waren grosse, flach erhöhte Bänke eines röthlichen Granites,
die bald ohne alle Vegetation, bald mit dichten Reihen von Cactus-
bäumen besetzt sind. Als w ir uns der Serra dos Montes Altos näherten,
fielen uns manche Berge und Hügel durch die abgerundete Form ihrer Kuppen
besonders in die Augen. Auf Granit aufgesetzt, mit tiefen Rinnen durchzogen,
nicht selten steil abgerissen, bald auch nur allmälich ansteigend
und durch sanft abfallende Einschnitte unterbrochen, sind sie von Dammerde,
oft auch von aller Vegetation entblösst, daher ihr dunkelgrünes Aeus-
sere einen ganz eigenen Anblick g e w ä h r t D i e Gesteinart ist ein inniges
feinkörniges Gemenge dunkellauchgrüner Hornblende und grünlichgrauen
Feldsp&hes, das sehr wenige Granaten und Schwefelkies eingewachsen
enthält, und sich vollkommen als Diorit (Urgrünstein) charakte-
*) Vergleiche im Atlas die „Berge der Serra dos Mcntes Altos/*
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