(Milho Vermelho fe ch a do oder retinto, J^ermelho menos fe ch a do ,
Amarello grande und Amarello retondo). Die Mandioccawurzel gedeiht im
ganzen Sertäo, fault aber in einem sandigen Boden leicht, weshalb man
sie nur ein Jahr alt werden lässt;-älter wird sie sehr gross. Sehr trockne
Erde ist ihr jedoch auch nicht günstig. Von den vielen Abarten dieser
Pflanze werden vorzüglich die Mandiocca Sutinga de Galhö, Satin
g a de Agulhada, Saracura, Branca und Tiriciri gepflanzt, welche
insgesammt besser im Walde als in den Campös gedeihen. Die Wurzel
der milden Varietät, Aipim genannt, welche den scharfen, giftigen Stoff
nicht besitzt, kommt, über Kohlen geröstet, häufig auf den Tisch der Ser-
tanejos. Die Baumwolle giebt reichlich, und steht an Qualität der von
Minas Novas gleich. Eine Maulthierladung von sechs Arrobas wird um
zwanzig bis einundzwanzig Mil Reis verkauft, und von Salgado aus den
Rio S. Francisco abwärts in die Provinz Bahia verschifft. Nicht ohne
Grund behaupten die Sertanejos, dass der Kalkboden ihres Landes sehr
geeignet für den Weinbau sey, denn die Trauben reifen hier jährlich
zweimal, im Julius und November. Auch alle andern Früchte, wie die
Orangen, die Pinha (Anona squamosa, X .) , die Jaca (Artocarpus
integrifolia, X .) , die Melonen und Wassermelonen gedeihen hier ganz
vortrefflich. Ohne Zweifel wirkt hierauf das trockne, beständige Klima
des Sertäo eben so sehr, als der fruchtbare Kalkboden. . Die beiden Jahreszeiten
der trocknen und nassen Monate finden sich mit grosser Regelmässigkeit
ein. Die Regen herrschen ununterbrochen vom December
bis zum Mai, und während dieser Zeit treten vorzüglich N.-Winde ein,
ausserdem herrscht im Sertäo der O.-Wind. Der N. W . - Wmd bringt
meistentheils für die Vegetation wohlthätige Regen, d. N. O. -Wind aber
schlechte Witterung, Kälte und Stürfne. Noch ungünstiger sind die
Winde aus S. W . , ausS. und S. O.; sie kommen mit heftigen Gewittern
ohne Regen, bisweilen bis zu Orcanen gesteigert, entwurzeln die Bäume,
reissen die Pflanzungen um, und tödten viele Thiere. Krankheiten durch
Winde verursacht hat man hier nicht bemerkt.
Ueberhaupt ist der hochliegende Theil des Sertäo (Geraes) bei
weitem gesünder, als die unmittelbare Umgegend des Rio de S. Francisco.
Brust- und Unterleibs-Entzündungen sind am häufigsten, dagegen
kommen die dort grassirenden hitzigen und kalten Fieber hier nur selten
vor. Eine Krankheit findet man jedoch sehr verbreitet, während sie am
Flusse fast gar nicht bemerkt wird; ich meine den wilden Appetit der
Kinder nach Erde. Dieser Zustand ist um so seltsamer, als er von den
Thieren an die Menschen übergegangen zu seyn scheint. Es ist oben erwähnt
worden, dass Rindvieh und Pferde ihi Sertäo mit Begierde Salz
lecken; oft aber gehen die Thiere weiter, und schlingen die Salzerde wirklich
hinab. In den trocknen Gegenden verderben sie sich dann die Zähne
durch den harten steinigen Boden so sehr, dass sie das Gras nicht mehr
kauen können, und langsam Hungers sterben. Die Fazendeiros sind dann
wohl genöthigt, solche Thiere in die feuchten 'Waldungen zu treiben, wo
der Boden weicher ist. Aber auch Schlangen, Eidechsen, ja sogar die
Onzen fressen bisweilen Erde. Bei der Allgemeinheit dieses sonderbaren
Appetits darf man sich nicht wundern, wenn Kinder sich demselben
überlassen. Knaben und Mädchen pflegen die mergelichte, oft salpeterhaltige
Erde, jedoch ohne Steine, bisweilen die Kalkbekleidung der Wände,
seltener auch Holz. Kohlen oder Tuch zu essen. Nur die strengste
Aufsicht kann sie von dieser Unart zurückhalten, welche um so
schädlicher und gefährlicher wirkt, als sie, bei ällmäliger Angewöhnung
bis ins höhere Alter getrieben wird. Da ein Theil dieser unverdaulichen
Stoffe nicht wieder abgeführt wird , und Anschwellung der Unterleibsdrü-
sen eine unmittelbare Folge ist, so verräth sich das Uebel alsbald durch
einen ungeheuren Bauch der Kinder, die Gesichtsfarbe wird fahl, die Züge
werden schlaff und ‘ aufgedunsen, das Wachsthum wird gänzlich unterdrückt,
und die unglücklichen Opfer sterben unter dem Eintritte heftiger
Krämpfe oder allgemeiner Wassersucht frühzeitig dahin; Andere behalten
für das ganze Leben einen siechen chlorotischen Körper, und eine stumpfe,
träge Gemüthsart. W i r haben, während w ir den Amazonenstrom
beschilften, sehr häufig Gelegenheit gehabt, zu bemerken, dass Indianer *
den rohen Leiten am Ufer des Flusses verzehrten, selbst wenn ihnen
Nahrungsmittel nicht mangelten, und w ir sind geneigt anzunehmen, dass
diesem sonderbaren Heishunger auch eine klimatische Ursache, vielleicht
die Hitze und die Rarefaction der Atmosphäre, zu Grunde liegen möchte;