als ein Geschenk ihrer Damen küssten, und dann im Laufe der Pferde
sich zuwarfen , um so den , Kampfplatz ihrer Chevalerie mit Blumen zu
bestreuen. In verschlungenen Zügen, Wendungen und Kreisen, worin
sich die Ritter als treffliche Reiter bewährten, endigte endlich dieses angenehme
Schauspiel, und löste sich so gleichsam aus dem des kriegerischen Kampfes
in das der Freundschaft und christlichen Liebe auf. Den Beschluss sämmt-
licher Feste machten fortgesetzte Illuminationen und BäUe.
Auch die Neger bestrebten sich, auf ihre Weise dieses merkwürdige
patriotische Fest zu feiern, wozu sie gerade damals in der Wahl
eines Negerkönigs die beste Veranlassung fanden. Es ist nämlich eine
Gewohnheit der Neger in Brasilien, jährlich einen König nebst Hofstaat
zu ernennen. Dieser König hat keine politische oder bürgerliche
Gewalt über seine Farbegenossen, sondern geniesst nur die leere Wurde
wie der Bohnenkönig an dem Dreikönigsfeste in Europa, weshalb die portugiesisch
brasilianische Regierung diesem ganzen Acte, als einer leeren Form,
kein Hinderniss in den W e g legt. Durch gemeinsame Wahl wurde daher
der König C ongo , die Königinn X in g a , mehrere Prinzen und Prinzessinnen
mit sechs Kammerherren (Maffucas) und Kammerdamen von den Negern
ernannt, und in feierlichem Zuge zur Negerkirche dem gesammten Publikum
vorgestellt Neger mit Standarten eröffneten den Z u g , ihnen folgten Andere,
welche Statuen des heiligen Franciscus, des S. Salvador, der Mutter Gottes,
sämmtlich schwarz gefärbt, einhertrugen, hierauf ein Mtisikchor von einem
Neger angeführt, mit rothen und violetten, zerrissenen Mäntelchen ange-
than, mit höhen Straussenfedem geschmückt, und durch Töne von Tamburins,
Schellen, der.kreischenden Canzä und der murmelnden Marimba
*) das Freudenfest verkündend; ihnen folgte ein Neger in schwarzer
Maske als Hofmarschall mit gezogenem Säbel, dann die schwarzen Prinzen
und Prinzessinnen, deren Schleppen von Pagen beiderlei Geschlechts
getragen wurden, der König und die Königinn des vorigen Jahres, noch
* ) Die Marimba bestellt aus einer Reihe von Hürbiss- oder Cuite-Schaalen ( Cuitis oder
Combucas), die nach ihrer Grosse zwischen zwei Reifen geordnet, oben regelmässig geöffnet
und mit einem lose aulliegenden, durch eine Schnur am Ende der Reife befestigten Deckel
versehen sind, und bei der Berührung mit einem Stocke eigenthümliche Töne von sich geben.
mit Scepter und Krolle geziert, Und das néuerwâhlte königliche Paar, mit
Diamanten, Perlen, Münzen und Kostbarkeiten aller Art geschmückt, welche
sie zu diesem Feste zusammengeborgt hatten; den Schluss machte das sämmt-
liche schwarze V o lk , brennende Kerzen oder mit Silberpapier überzogene
Stäbe in den Händen. In der den Negern eigenen Kirche der
schwarzen Mutter Gottes angelangt, übergab der König des vorigen
Jahres Scepter und Krone seinem Nachfolger, und dieser stattete nun in
seiner neuen Würde dem Intendanten des Diamantendistrictes mit dem
gesammten Hofstaate eine feierliche Visite ab. Der Intendant, welcher von
diesem Besuche schon benachrichtigt w a r , erwartete seinen hohen Gast
im Schlafrock und in der Nachtmütze. Der Neuerwählte, ein freier
Neger und seiner Profession ein Schuster, ward bei dem Anblicke des
Intendanten etwas verzagt, und liefs, als er ihn einlud, sich auf dasSopha
niederzulassen, den Scepter fallen. Der leutselige d a C am a r a hob diesen
auf, und gab ihn dem, des Piegierens schon müden Könige lächelnd mit
den Worten zurück: „T^otre Majesté a laissé tomber son sceptre ! u
Das Musikchor bezeigte durch lärmende Musik dem Intendanten seine
Ehrfurcht, und endlich zog die ganze Menge, nachdem sie in gewohnter
Sclavensitte das rechte Knie gebeugt , vor der Gesellschaft des Hauses vorüber,
und durch die Strassen feierlich dahinschreitend, begaben sich der
König und die Königin in ihre Hütten zurück. Dasselbe Schauspiel ward
des andern Tages, nur mit verändertem Thema wiederholt. Der neue
Negerkönig empfing nämlich öffentlich den Besuch eines fremden Gefand-
ten an dem Hofe von Congo; (die sogenannte Congadd). Die königliche
Familiç und der Hofstaat zogen reichlich aufgeputzt, in vollem Pompe
auf den, Marktplatz; König und Königin Hessen sich auf Stühlen nieder,
zu ihrer Rechten und Linken sassen auf niedrigem Schemeln die Minister
und Kammerherren, Kammerdamen und übrigen Vornehmen des Reiches.
V o r ihnen war die Bande der Musikanten in gelben und rothen Schuhen,
schwarzen und weissen Strümpfen, rothen und gelben Beinkleidern, mit
durchlöcherten seidenen Mäntelchen geschmückt, in doppelter Reihe aufgestellt,
und machte mit Trommeln, Pfeifen, Tamburins, Ratschen und
dem murmelnden Marimba ein schreckliches Geräusche; die Tänzer,
welche springend und hüpfend den Gefandten unter den sonderbarsten
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