Es liegt auf der Höhe eines Bergrückens, der sonst mehr als gegenwärtig,
auf Gold bearbeitet wurde.
Als w ir des andern Tages durch dichtes Taboleiro, auf der s.ch
allmalig absenkenden Hochebene, nach dem Hauptorte des Termo von
Minas Novas, der Villa do Bom Saccesso oder de Fanado hinritten,
wurden w ir plötzlich durch einen Trupp nackter Indianer, Männer und
We ib e r , in Erstaunen gesetzt, welche in dumpfem Schweigen ihre Strasse
zogen. Sie waren von dem Stamme der menschenfressenden Botocudos.
W ie alle Indianer, welche w ir bis jetzt gesehen hatten, waren auch sie
von hellzimmtbrauner Farbe, mittelmässiger Grösse,- untersetzter Statur,
von kurzem Halse, kleinen Augen, plattgedrückter kurzer Nase und wulstigen
Lippen. Die pechschwarzen, straffen, glänzenden Kopfhaare hingen
Einigen wild herab; die Meisten jedoch trugen sie rings um den Kopf, von
unten bis einen Zoll hoch über die Ohren, glptt abgeschoren. Ihre verwilderten
Gesichtszüge waren durch Hölzscheiben von mehreren Zollen
Durchmesser (Taboas), welche sie in der durchbohrten Unterlippe und in
den Ohrenlappen trugen, auf das Entsetzlichste entstellt. So sehr uns auch
die trostlose Physiognomie der Coroados, Puris und Coropös mit Bedauern
und Mitleiden erfüllt hatte, so machte doch jetzt einen viel schrecklicheren
Eindruck der Anblick von Menschen, die fast keine Spur von
Humanität in ihrem wüsten Aeusseren trugen. Indolenz, Stumpfsinn und
thierische Rohheit waren in ihren viereckigen, plattgedrückten Gesichtern,
in ihren kleinen und furchtsam stieren Augen; Gefrässigkeit, Trägheit
und Schwerfälligkeit in den wulstigen Lippen, in dem Hängbauche, wie
in dem ganzen torösen Körper und dem trippelnden Gange ausgeprägt.
Das grässlichste Bild aber bot ein Weib dar, welches bedeckt mit Wunden
an den Armen, Beinen und Brüsten, blutig und geschwollen, der Horde
langsam nachwankte. Sie war von ihrem Gatten in Uebertretung der ehelichen
Treue betroffen, in der Wuth der, bei den Indiern so herrschenden
Eifersucht an einen Baum gebunden, mit Pfeilschüssen durchbohrt Und so
verlassen worden, folgte aber jetzt im Gefühle ihres Fehltritts reuig dem
Zuge nach, so gut sie konnte. Gerührt und voll Schauders reichten wir
der Hülflosen Maismehl, und setzten unsem W e g in traurigen Betrachtungen
über diese Halbmenschen fort. Diese Horde ging zum Theile ohne
Waffen, mit einem Bündel Kleider von weissem Baumwollenzeug oder
Kattun, die sie von dem Directorium der Indianer oder von mitleidigen
Einwohnern auf ihrer Wanderung erhalten hatten, und mit ihrer Mundprovision,
einem Bananenblatt voll Mandiocca, unter dem Arme. Die Waffen,
welche die bejahrten Männer trugen, waren starke Bögen von dem
rothen Holze des Pao d'arco oder Tapicuru (Bignonia chrysan-
th a ?) und ein Bündel Pfeile. Mehrere hatten auch ein kurzes Messer an
einem Faden'um den Hals gehängt, und waren im Gesichte roth bemalt,
mit einem schwarzen Striche unter der Nase, quer von einem Ohre zum
andern. Die Männer trugen ein gewisses Glied entweder in ein Stück
Bananenblatt eingewickelt, oder nach vornen mit einer Schnur umbunden,
nicht sowohl aus Schamhaftigkeit, als um sich vorlnsecten und andern Gefahren
zu schützen. W ie w ir später e rfu h r en , waren diese halbunterjochten
Botociulos von dem Rio Do c e in die Niederlassungen am Rio Grande oder
Belmonte (der Vereinigung des Jequetinhonha mit dem Arassuphy) in
der Absicht versetzt worden, um in ihren ursprünglichen Wohnorten weniger
gefährlich zu werden, und um, nachdem sie die Lebensart der Coloni-
sten und deren Einrichtungen selbst in der Nähe gesehen hätten, bei der
Rückkehr vortheilhaft auf ihre Stammgenossen zu wirken; aber eben jetzt
waren sie im Begriffe, sich wieder in ihre ersehnten heimathlichen W ä lder
zurückzubegehen. Die Regierung hat nämlich unter dem Ministerium
des C ond e d e L inh a e e s in allen Gegenden, welche .von Indianern bewohnt
sind, militärische Posten aufgestellt, welche in mehrere Divisionen (Divisöes)
abgetheilt, die Ordnung unter jenen aufrecht, und ihre feindseligen Unternehmungen
gegen die Colonisten im Zaume halten müssen. Ein solcher
Posten ist das von uns beschriebene Presidio de S. Joäo Baptista am Rio
Xipotd gegen die Purfs, Coroados und Coropqs; ein anderer steht m Pa-
Cainha östlich von der Villa de Principe, bei den Malalis. Die zahlreichste
und furchtbarste Nation der Ureinwohner in den Wäldern zwischen
dem B io Doce und dem B io de Contas ist die der B o tocud os, die oft
ohne Unterschied auch F r c x e s , ddonos, Aimores genannt werden. Sie
wird besonders durch die „siebente Division“ beobachtet, deren Hauptquartier
sich an der nordöstlichen Grenze der Comarca von Serro Frio zu S.