dessen Myrtenbäume eben mit schmackhaften Fruchten bedeckt waren, all-
mälig' aufwärts, und, nachdem w ir einen steilen Hügel erklommen hatten,
standen w ir vor einem massigen Kalksteinfelsen, in dessen Mitte uns der
Eingang der Höhle, ein ungeheurer Schlund, schwarz entgegengezähnte.
Jenes aus Grausen und Neugierde gemischte Gefühl, welches w ir in
Deutschland vor dem Eingänge unserer merkwürdigen Höhlen empfunden
hatten, ward hier verdoppelt durch die Fremdartigkeit der Umgebungund
durch den ängstlichen Wunsch, im Innern dieses geheimnissvollen Grabes
untergegangenerThiergeschlechter merkwürdige Entdeckungen zu machen.
Statt des Epheu’s , Avelcher in Deutschland die Felsen traulich überzieht,
rankten hier stachlichte Cissus in die Höhe, statt anmuthiger Gebüsche
von Flieder, wildem Jasmin und Je länger-je lieber, umstarrten uns Reihen
ungeheurer Stämme von Cactus, mit dichten Stacheln bewaffnet; brennende
Jatrophen, dornige Nachtschatten, Capperngesträuche und Gardenien
machten uns den Eingang streitig, aus dem ein Strom unbehaglich
kühler Luft hervorfuhr. Die Mündung hat gegen siebzig Fuss Höhe und
achtzig Fuss Breite, und die schauerliche Schwärze ihres Hintergrundes
wird noch erhöht durch die Bänke und Felsen eines weissen Tropfsteins,
welche in der Mitte und an den Wänden des Eingangs unter mancherlei
wunderbaren Formen hervortreten. Der gesammte Berg besteht aus einem
dichten, blaulichgrauen, grösstentheils söhlig geschichteten und in
Stunde Drei streichenden Kalkstein, welcher, da w ir keine Spur von V e r steinerungen
in demselben zu finden vermochten, der Uebergangskalkfor-
mation anzugehören scheint. Es ist diess derselbe Kalkstein, welcher von
dem Rio Verde bis an den Rio das Velhas und jenseits desselben bis an den
Rio Abaite verbreitet, hie und da Gypslager mit eisenschüssigem gelben
Thon oder weissem Steinmark * ) , bei ersterem Orte auch Salpeterhöhlen,
und an letztgenanntem Flusse Blei und Zink enthält**)- Die herrschende
Vegetation auf demselben scheinen fast allgemein Catingaswaldungen und dürre
Campos zu seyn. Durch das hohe Thor des Eingangs gelangten w ir
*) So z. B. bei Bemvislo, Brejo das Almas, Bom Jezus und an andern Orten im Sertdo.
**) Herr v. E schwege hat aus der Real Mina de Galena do Abaite bedeutende Quantitäten
von Bleiglanz und Galmei gewonnen. Man findet daselbst auch schöne grüne Bleierde,
Schwerspath und braunen Eisenocher.
in ein Gewölbe, welches dreissig bis vierzig Schuhe breit, und eben so
hoch ist, und dessen ungleicher, mit klingenden Tropfsteinhügeln bedeckter
Boden sich allmälig abwärts senkt. Nachdem w ir etwa hundert Schritte
fort gegangen waren, fanden w ir , dass sich das Gewölbe in mehrere
natürliche Stollen vertheilt. W i r verfolgten einen dieser Gänge, welcher
sich alsbald aufwärts windet, und die Neugierigen auf die Kniee zwingt,
indem sich seine Wände, in mancherlei grotteske Formen ausgezackt und
zerrissen, zusammenneigen5 plötzlich aber erweitert er sich wieder, und
endigt in eine geräumige Grotte, deren Wände hie und da mit röthlichem
Tropfsteine oder mit weissem, in lange sechsseitige breitgedrückte Prismen
krystallisirten Kalkspath bedeckt sind. In dem Hintergründe dieser Grotte
stiegen w ir auf achtzehn fast regelmässigen, ebenfalls mit Cascadenartig
ausgebreitetem Tropfsteine überzogenen Stufen in die Höhe. Hier, auf
einer der obersten Stufen war e s , wo Einer unserer Führer vor sieben
Jahren die sechs Fuss lange Rippe und andere Knochentrümmer eines ur-
weltlichen Thieres gefunden hatte. W i r gruben in der feinen lettigen
Erde, womit diese Gegend der Höhle vier bis acht Zoll hoch bedeckt
ist, emsig nach, und waren so glücklich, zwar keine grossen Knochen,
aber doch gewisse Theile aufzufinden, welche uns mit Sicherheit überzeugten,
dass diese Reste einem Megalonyx angehört haben. Namentlich
waren Rückenwirbel, Handmittelbeine und die letzten Fingerglieder zu
finden. ( 1 . ) In den Kalkstein selbst sind die Knochen niemals eingewachsen
, sondern sie liegen, mehr oder weniger bedeckt, lose und ohne alle
Ordnung in der Erde. In dem vorderen Theile der Höhle fanden w ir auf
dem Rückwege zerstreute Knochen vom Tapir, von Coatfs und von Onzen,
welche erst neuerlich hereingekommen, und Reste vom Raube zu seyn schienen,
der hier verzehrt worden war. Ein zweiter Gegenstand, auf welchen
w ir unsere Aufmerksamkeit richteten, war die Salpetererde, wovon
bereits mehrere tausend Arrobas aus dieser Höhle gewonnen worden sind.
Es ist eine sehr feine, kastanienbraune oder röthliche, seltener gelbe oder
graue Erde, welche in den Vertiefungen des Kalksteines, und besonders
auf dem Boden, i^Löchern oder unter Vorsprüngen einige Zoll bis einen
Fuss tief erscheint, und m unförmliche, löcherige Klumpen zusammengeballt,
Aehnlichkeit mit der Erde der grossen Ameisenhaufen hat. An Far